Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
entflohen.“
    „Wunderbar!“
    „Ja, und eben weil es so sonderbar ist, muß es Verdacht erregen. Der junge Graf Alfonzo ist dann mit Militär nach der Hacienda geritten, aber als Flüchtling wiedergekommen. Das sind Nachrichten, die mich glauben lassen, daß Sie mit Ihren Vermutungen recht haben, Herr Sternau.“
    „Ich ahne irgend ein Unheil!“ sagte der letztere. „Am besten wäre es wohl, wenn wir baldigst aufbrechen könnten, aber Freund Mariano ist noch zu schwach dazu. Eine Woche Zeit müssen wir ihm gestatten, ehe er stark genug für die Anstrengungen eines solchen Rittes ist.“
    „Und“, fügte der Lord hinzu, indem er leise lächelte, „eine Woche wenigstens müssen Sie auch Herrn Helmers gestatten, um sich die nötige Fertigkeit im Reiten anzueignen. Es ist keine Kleinigkeit, als ungeübter Kavallerist an die Grenze der Indianer zu gehen.“
    Was Mariano betraf, so hatte er den besten Arzt in Amy und die beste Arznei in dem Glück, das er an ihrer Seite genoß. Sie waren fast stündlich zusammen, und Lord Lindsay tat, als ob er dies nicht bemerke. Er glaubte, dies sei das Beste, was er tun könne. – – –
    Zwei Tage nach der Untersuchung des Grabes war Lord Lindsay nebst Sternau zu einem Fest geladen, und der Diener des ersteren hatte von seiner Geliebten erfahren, daß Cortejo und Señorita Josefa erscheinen würden. Sternau war infolgedessen auf das Erscheinen der beiden vorbereitet. Er begab sich zeitig mit dem Lord dahin, um noch vor Cortejo anzukommen.
    Das Fest fand bei einer reich begüterten Familie statt, und es standen den Geladenen mehrere Räume zur Verfügung, in denen sie sich nach Belieben zerstreuen und ergehen konnten. Nach ihrer Ankunft, als sie der Dame des Hauses ihr Honneur gemacht hatten, trennte sich Sternau von Lindsay und sagte ihm, daß er in der Orangerie zu finden sein würde. Dort wartete er, bis Lindsay erschien und ihn benachrichtigte, daß Cortejo gekommen sei.
    „Wollen Sie mich vorstellen, Mylord?“
    „Wünschen Sie es?“
    „Ja, sehr!“
    „So kommen Sie!“
    Sie kehrten nun nach den vorderen Gemächern zurück und sahen Cortejo nebst seiner Tochter bei einer Gruppe soeben angekommener Gäste stehen.
    „Der lange, hagere Señor ist Cortejo“, bemerkte der Lord.
    „Ah, er sieht seinem Bruder außerordentlich ähnlich“, sagte Sternau.
    „Und die Señorita zu seiner Rechten ist seine Tochter.“
    „Die mit dem Uhugesicht?“
    „Ja.“
    „So halte ich die Tochter für schlimmer als den Vater selbst.“
    „Sie sind ein großer Physiognomiker! Aber kommen Sie! Wir werden sie überraschen, denn sie stehen mit dem Rücken jetzt gegen uns.“
    Sie schritten auf die Gruppe zu, der Lord schnell, Sternau etwas langsamer. „Ah, Mylord“, sagte Cortejo, als er den ersteren bemerkte, „welche Freude, Sie hier zu sehen! Haben Sie sich meinen Antrag überlegt?“
    „Welchen?“
    „Wegen der Hacienda del Erina?“
    Lindsays Brauen zogen sich zusammen.
    „Ich liebe es nicht, in Gesellschaften Geschäfte zu besprechen“, sagte er. „Übrigens muß ich zuvor wissen, ob die Hacienda wirklich Eigentum des Grafen Rodriganda ist.“
    „Natürlich ist sie es!“
    „Und Sie haben den Auftrag, sie zu verkaufen?“
    „Ja.“
    „Aber man sagt ja, der Besitzer sei Pedro Arbellez, dem die Hacienda nach dem Tod des Grafen Ferdinando zufallen mußte.“
    „Das ist eine Unwahrheit, Mylord, ein leeres Gerede.“
    „Nun, das wird sich finden, ich werde die Wahrheit ja bald erfahren.“
    „Durch wen?“
    „Durch einen Freund von mir, der sich nächstens nach der Hacienda begeben wird. Ich mache mir das Vergnügen, Sie ihm vorzustellen.“
    Der Lord deutete mit der Hand nach rückwärts, wo Sternau stand, und sofort drehte sich Cortejo und seine Tochter nach demselben um. Der erstere trat schnell zwei Schritte zurück, ein starres Erstaunen breitete sich über seine Züge, und er rief:
    „Der Herzog von Olsunna!“
    Alle in der Nähe Stehenden blickten ihn höchst überrascht an.
    „Ach nein, das ist ja gar nicht möglich!“ fügte er, sich besinnend, hinzu. „Aber welch eine ganz außerordentliche Ähnlichkeit!“
    „Sie irren sich allerdings“, lächelte der Lord. „Dieser Señor ist mein Freund, Doktor Sternau.“
    „Doktor Sternau?“ fragte Cortejo, indem er sein Auge scharf und spitz über das Gesicht und die Gestalt des Deutschen gleiten ließ. Dann aber nahm seine Miene den Ausdruck der Gefälligkeit an, und er sagte:
    „Es ist eine Ehre für

Weitere Kostenlose Bücher