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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Störung seiner Ruhe“, flüsterte Mariano.
    „Er wird uns nicht zürnen, wenn wir uns überzeugen, daß mit ihm kein Frevel getrieben worden ist“, antwortete Sternau.
    Er faßte darauf den Deckel mit mehr Vorsicht an, nahm ihn ab und legte ihn beiseite. Nun leuchtete Helmers in den offenen Sarg – und die drei Männer blickten wie auf ein Kommando empor und sich einander in das Angesicht.
    „Der Sarg ist leer!“ sagte Mariano.
    „Ganz, wie ich es dachte“, bemerkte Sternau.
    „Es ist kein Toter drin gelegen!“ fügte Helmers hinzu.
    „O doch!“ meinte Sternau, indem er Helmers die Laterne abnahm und auf die weißen Atlaskissen leuchtete, die das Innere des Sarges füllten. „Hier sehen Sie ganz deutlich die Eindrücke, die der Körper gemacht hat.“
    „So ist der Onkel also doch gestorben gewesen!“ versetzte Mariano. „Aber warum hat man seine Leiche entfernt?“
    „Man hat keine Leiche entfernt, sondern einen Lebenden“, behauptete Sternau. „Die Leiche zu entfernen, hätte keinen Zweck gehabt. Gibt es Gift, um den Wahnsinn hervorzubringen, so gibt es auch Medikamente, einen Menschen scheintot zu machen.“
    „So wäre also der Mann, der in Vera Cruz eingeschifft und nach Härrär verkauft wurde, wirklich Ferdinando de Rodriganda gewesen?“
    „Ich bin überzeugt davon. Verschließen wir die beiden Särge wieder, aber so sorgfältig, daß keine Spur unserer Anwesenheit zu bemerken ist!“
    Dies geschah, und dann wurde die Laterne ausgelöscht. Die drei Männer stiegen nun empor und schraubten die Zinndecke wieder fest, darauf schwangen sie sich über das Gitter hinaus und verließen den Friedhof so leise, wie sie gekommen waren. Kein Mensch hatte von ihrem Tun eine Ahnung.
    Zu Hause wartete Lord Lindsay in großer Spannung auf das Ergebnis ihrer Nachforschung. Er hatte Sternau und Mariano gesagt, daß sie sofort zu ihm kommen sollten. Als sie ihm das Resultat berichteten, sagte er entsetzt:
    „Ich wollte es nicht glauben. Welch ein Verbrechen! Man muß Anzeige machen.“
    „Das würde zu nichts führen. Ich habe kein Vertrauen zu der mexikanischen Gerechtigkeit.“
    „Man wird sie zwingen, ihre Pflicht zu tun!“
    „Wer will sie zwingen, Mylord!“ fragte Sternau.
    „Ich!“ antwortete Lindsay sehr energisch.
    „Es würde vergeblich sein.“
    „Oho! Ich werde Ihnen das Gegenteil beweisen.“
    „Sie würden nur beweisen können, daß die Leiche fehlt. Wohin sie gekommen ist, ob der, der begraben wurde, tot oder lebendig war, und wer der Urheber des Verbrechens ist, das würde unentdeckt bleiben. Durch eine Anzeige machen wir unsere Feinde ganz unnützer Weise darauf aufmerksam, in welcher Gefahr sie schweben.“
    „Aber, Herr Sternau, soll ein solcher Betrug ungestraft bleiben?“
    „Nein. Er wird bestraft werden, aber erst dann, wenn wir den Grafen Ferdinando gefunden haben. Dann werden wir die Täter nach dem Friedhof führen und die Leiche des Vermißten von ihnen fordern lassen, eher nicht.“
    „So wollen Sie wohl gar nach Härrär?“
    „Allerdings! Nachdem wir zuvor auf der Hacienda del Erina gewesen sind. Mit Pedro Arbellez müssen wir sprechen, und zunächst auch mit Maria Hermoyes.“
    „Mit dieser können Sie hier nicht sprechen, denn auch sie befindet sich auf der Hacienda del Erina.“
    „Sie lebt also dort?“
    „Ja.“
    „Und warum ging sie fort?“
    „Man weiß es nicht. Sie scheint Verdacht gefaßt zu haben. Weil Sie mir die größte Vorsicht anrieten, haben meine Erkundigungen eine längere Zeit in Anspruch genommen. Eine direkte Anfrage hätte uns gleich am ersten Tag eine Antwort gebracht.“
    „Das hätte unsere Absicht verraten können.“
    „Ich gebe das zu. Darum gab ich einem meiner Diener den Auftrag, eine Liebschaft im Haus der Rodriganda anzuknüpfen. Es ist ihm dies gelungen. Heute abend hat er nun zum ersten Mal Gelegenheit gehabt, seine Frage anzubringen, und er brachte mir die Antwort, als Sie nach dem Friedhof aufgebrochen waren.“
    „So bin ich begierig, das Nähere zu hören.“
    „Es ist nicht viel. Die alte Marie Hermoyes hat bei Pablo Cortejo und seiner Tochter nicht gut gestanden, auch beim jungen Grafen Alfonzo nicht. Sie scheint Verdacht gefaßt zu haben und ist vielleicht so unklug gewesen, es sich merken zu lassen. Eines Abends nun sind zwei Indianer in den Stall gekommen, haben den Knecht geknebelt und die besten Pferde weggenommen. Mit diesen Indianern ist Marie Hermoyes nach der Hacienda del Erina

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