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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auch uns gelten anstatt Ihnen.“
    „Nein, es galt mir. Ich weiß, daß ich Veranlassung habe, auf meiner Hut zu sein; darum versteckte ich mich, je weiter wir gingen, immer hinter dem Körper des Herrn Rittmeisters. Wer mich schießen wollte, mußte erst ihn treffen.“
    Der Rittmeister sperrte den Mund auf.
    „Donnerwetter“, meinte er endlich, „so bin eigentlich ich es gewesen, der sich in Lebensgefahr befunden hat!“
    „Allerdings“, lachte Sternau. „Es ist mir dabei sehr auffällig, daß diese Männer den Schild, als der Sie mir dienten, so sorgfältig respektiert haben.“
    Diese Bemerkung verursachte dem Rittmeister doch einiges Bedenken. Ahnte dieser Sternau vielleicht den Zusammenhang? Dieser Letztere fuhr fort:
    „Übrigens wurde es mir sehr leicht, mich zu decken; die Büchsen blickten von rechts herab, und der Herr Rittmeister hatte die Güte, sich mit einer gewissen Anstrengung stets auch an meiner rechten Seite zu halten.“
    Der Rittmeister erbleichte. Jetzt war kein Zweifel übrig, daß er durchschaut war. Sternau ahnte, wer an dem Überfall Schuld trage. Er fuhr fort:
    „Sie sahen die Gewehre nicht. Ich aber weiß ganz genau, in welcher Richtung von der Mündung einer Büchse der Kopf des Zielenden zu suchen ist. Als ich meine beiden Schüsse abfeuerte, traf ich zwei Männer gerade in den Kopf. In demselben Augenblick aber fuhren neben ihnen noch zwei Büchsen durch die Sträucher; darum sprang ich nach rechts hinüber, wo ich Deckung fand und eilte dem Ausgang zu. Die Burschen hatten ihre Position sehr schlecht gewählt; sie verdienen Ohrfeigen für ihre Dummheiten.“
    „Und wo gingen Sie dann hin?“ fragte der Rittmeister.
    „Ich pirschte mich so eilig wie möglich hinauf, um den Leuten in den Rücken zu kommen. Aber als ich an den Ort gelangte, waren sie so klug gewesen, sich davonzumachen. Ich hörte noch von weitem die Büsche knacken und schickte ihnen aufs Geradewohl zwei Kugeln nach.“
    „Und die Toten?“
    „Sie liegen oben. Wollen Sie sie sehen?“
    „Ja.“
    „So kommen Sie. Ihre Kameraden haben ihnen nur die Waffen und das Geld abgenommen; das übrige werden wir noch finden.“
    Sie folgten dem mutigen Mann am Rand der Schlucht empor und fanden dort oben wirklich zwei Männer liegen, welche beide durch den Kopf geschossen waren. Der Rittmeister erkannte mit Befriedigung, daß der Anführer, mit dem er um Mitternacht gesprochen hatte, und den er heute um dieselbe Zeit wieder erwartete, nicht dabei war.
    „Señor, Sie wagten viel, als Sie die Gewehre auf sich gerichtet sahen und dennoch mit uns gingen“, sagte der zweite Leutnant.
    „Ich wagte wenig. Aber diese Toten wagten viel, daß sie mich ihre Läufe sehen ließen, ehe sie zum Schuß kamen. Ein erfahrener Westmann tut das nie.“
    „Was tun wir mit den Leichen?“
    „Nichts, sie mögen bei den andern liegen, zu denen sie gehören. Ich irre mich wohl nicht, wenn ich annehme, daß diese beiden Menschen gestern mit einem gewissen Cortejo in El Oro gewesen sind. Sie selbst kamen ja wohl von dort her?“
    Er sagte dies in einem scheinbar gleichgültigen Ton, aber der Rittmeister warf ihm einen wütenden Blick zu, der aber nicht bemerkt wurde.
    „Waren Leute bei ihm?“ fragte Sternau.
    „Ja. Fünf oder sechs.“
    „Gehörten diese beiden hier zu ihnen?“
    „Ich habe sie nicht so genau angesehen, aber es ist mir so, als hätte ich sie bemerkt. Der Herr Rittmeister kann vielleicht nähere Auskunft erteilen.“
    „Warum der Herr Rittmeister?“
    „Weil jener Cortejo bei ihm geherbergt hat.“
    Ein zweiter wütender Blick traf den Sprecher, wurde aber von ihm ebensowenig bemerkt, wie der erste. Nur Sternau fing ihn auf, ließ sich aber nichts merken und sagte ruhig:
    „Ich glaube nicht, daß ich von Señor Verdoja Auskunft erhalten werde. Übrigens ist ja die Sache abgemacht. Diese beiden Kerls haben ihren Lohn und mögen nun da verwesen, wo ihre Kameraden verfaulen.“
    Er stieß die Leichen über den Rand der Schlucht, sodaß sie den steilen Abhang hinabstürzten und unten halb zerschmettert liegen blieben. Nun kehrten die vier Männer nach dem Ort zurück, an welchem sie ihre Pferde stehen gelassen hatten. Sie fanden dieselben ruhig weidend, stiegen auf und traten den Heimritt an. Während dieses Rittes wurde von Sternau kein Wort gesprochen; auch der Rittmeister verhielt sich vollständig schweigsam, und nur die beiden Leutnants plauderten halblaut miteinander. Sternau war der Gegenstand des Gesprächs.

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