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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bresche zu schießen. Gute Nacht.“
    „Gute Nacht, Señor Verdoja.“
    Pardero ging; der Rittmeister aber verweilte sich noch im Garten, bis seine Uhr die Nähe der zwölften Stunde zeigte. Dann tat er, als ob er die Runde mache, und versuchte dabei, unbeobachtet an die südliche Ecke der Umzäunung zu kommen. Dies war ja der Ort, wohin er den Briganten bestellt hatte.
    Dieser war bereits eingetroffen; er hatte sich im tiefsten Schatten so eng niedergehockt, daß ihn niemand sehen konnte, auch der Rittmeister nicht.
    „Señor!“ flüsterte er, als Verdoja an ihm vorüberschleichen wollte.
    „Ah, bist du es?“ sagte der Angeredete, indem er stehen blieb.
    „Ja, Sie sehen, daß ich pünktlich bin.“
    „Das habe ich erwartet. Wo sind deine Gefährten?“
    „In der Nähe.“
    „Man wird sie doch nicht bemerken?“
    „Tragen Sie keine Sorge. Nun, was haben Sie uns zu befehlen?“
    „Kennst du diesen Sternau persönlich?“
    „Nein.“
    „Keiner von euch kennt ihn?“
    „Keiner.“
    „Da ist unbequem. Er reitet mit mir nach der Schlucht des Tigers.“
    „Und wir sollen ihn dort erwarten?“
    „Erwarten und niederschießen.“
    „Das werden wir tun; bei der heiligen Mutter Gottes, wir werden es tun. Er hat unsere Kameraden getötet. Er muß auch sterben, er und die anderen.“
    „Aber ihr kennt ihn nicht. Ich weiß noch nicht, wer uns begleitet. Ich kann nicht allein mit ihm reisen und werde wohl einige meiner Leute mitnehmen. Vielleicht gehen noch andere mit. Welch ein Zeichen soll ich dir geben, um ihn zu erkennen?“
    „Beschreiben Sie mir ihn!“
    „Er ist wohl noch länger und stärker gebaut als ich und trägt einen blonden Vollbart. Was für Kleider er tragen, und welch ein Pferd er reiten wird, das weiß ich heute natürlich noch nicht.“
    „Nun gut, so wollen wir ein Zeichen bestimmen, an welchem ich ihn erkenne. Halten Sie sich womöglich stets an seiner rechten Seite.“
    „Wird das genügen?“
    „Vollständig. Aber was wird mit den anderen beiden?“
    „Ich liefere sie euch bei einer anderen Gelegenheit. Hauptsache ist, daß du in jeder Mitternacht dich hier einfindest. Wir können uns besprechen. Für jetzt aber trennen wir uns. Man könnte uns bemerken.“
    Er ging und legte sich schlafen. Er schlief sehr ruhig; der soeben besprochene Mordanschlag lag ihm nicht im mindesten auf dem Gewissen. –
    Am anderen Morgen brachte er beim ersten Frühstück, welches gemeinschaftlich eingenommen wurde, die Rede auf den beabsichtigten Ritt nach der Schlucht des Tigers. Er hielt es für zweckmäßig, den Morgen dazu zu verwenden, und Sternau erklärte sich bereit dazu. Die beiden Leutnants baten, mitkommen zu dürfen, was ihnen bereitwilligst zugestanden wurde. Von den anderen nahm keiner Teil, da ihnen die Offiziere unsympathisch waren.
    Das hatte der Rittmeister gewünscht. Sternau war der einzige Zivilist, welcher bei ihnen war, und so konnte keine Verwechslung vorkommen; die Kugel mußte ihn treffen. Als sie zu Pferd die Hacienda verließen, hatte der Deutsche nicht die entfernteste Ahnung, daß er dem Tod verfallen sei.
    Sie ritten ganz denselben Weg, den Sternau mit ‚Büffelstirn‘ gegangen war. Er machte natürlich den Führer. Im Wald wurde abgestiegen, da man die Pferde stellenweise führen mußte. So näherten sie sich der Schlucht. Als man den Eingang zu derselben fast erreicht hatte, blieb Sternau stehen.
    „Lassen wir die Pferde hier“, sagte er. „Sie mögen bis zu unserer Rückkehr weiden.“
    Die anderen taten mit, und so schritt man ohne die Tiere weiter.
    Sternau hatte keine andere Waffe als seinen Stutzen mit; nur das Messer stak ihm noch im Gürtel. Als sie den Eingang der Schlucht erreichten, blieb er plötzlich stehen und blickte nieder, um das Gras zu betrachten.
    „Was suchen Sie?“ fragte der Rittmeister.
    „Hm, gehen wir weiter.“
    Mehr sagte er nicht, aber sein Auge haftete nur am Boden.
    Als man die Schlucht erreichte, hielt sich der Rittmeister an seiner Seite. Er suchte mit seinen Blicken die beiden Seitenwände und die Ränder der Schlucht ab; jeden Augenblick konnte der tödliche Schuß fallen; es waren Minuten der peinlichsten Erwartung. Auf der Sohle des Tales lagen die Toten, wie man sie bei der Plünderung hingeworfen hatte; man konnte bereits den Verwesungsgeruch verspüren.
    „Also hier war es, Señor?“ fragte der Rittmeister.
    „Ja“, antwortete Sternau.
    „Und diese Leichen sind Ihr Werk, außer zweien?“
    „Man zählt solche Dinge

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