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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Señorita; ich werde Sie hinunter leiten!“
    „Oh, mein Gott“, klagte sie, am ganzen Körper zitternd, „ich habe nichts getan, was ihm den Mut zu einem solchen Überfall geben könnte!“
    „Ich weiß es“, antwortete er. „Diese Art von Menschen hat den Mut zu allem Bösen, aber nicht zum Guten.“
    „Diese Lanzenreiter lassen mir nur die Plattform des Hauses zum Promenieren übrig, und nun werde ich auch diese meiden müssen.“
    „Nein, Señorita. Sie bedürfen der Erholung in freier Luft, und man soll Ihnen diese abendliche Promenade nicht rauben. Ich werde dafür sorgen, daß Sie fernerhin ungestört bleiben.“
    „Aber Sie werden sich dadurch grimmige Feinde machen, Señor!“
    „Ich fürchte diese Sorte von Feinden nicht“, sagte er in wegwerfendem Ton.
    „Sie haben den Mann niedergeschlagen. Wird das zu keinem Streit führen?“
    „Vielleicht. Aber sorgen Sie sich nicht um mich. Eine offene Forderung hat ungleich weniger zu bedeuten als eine versteckte Heimtücke, gegen die man nicht gewappnet ist. Lassen wir jetzt den Mann liegen, und versuchen Sie, die freche Beleidigung im Schlaf zu vergessen. Er ist nicht wert, viel Worte um ihn zu verlieren.“
    Er geleitete sie die Treppe hinab bis vor die Tür des Krankenzimmers, wo er sich von ihr verabschiedete, denn sie wollte bei dem Bräutigam bleiben. In sein eigenes Gemach zurückgekehrt, an welchem der Kapitän der Lanzenreiter vorüber mußte, lehnte er die Tür nur leicht an und wartete. Erst nach längerer Zeit hörte er ihn mit leisen Schritten vom Dach herabkommen und dann den Korridor durchschleichen. Nun erst begab sich auch Sternau zur Ruhe.
    Emma fühlte sich durch die ihr angetane Infamie so aufgeregt und geängstigt, daß sie, in der Hängematte am Krankenbett liegend, keinen Schlaf fand. Sie wurde von peinigenden Gedanken gequält. Die Lanzenreiter wollten noch einige Zeit auf der Hacienda verweilen. Da fand Kapitän Verdoja leicht Gelegenheit, seinen Angriff zu wiederholen, und es war mehr als fraglich, ob sich dann abermals ein so mutiger Beschützer finden werde. Auf ihren Vater konnte sie nicht rechnen. Er war erstens nicht zum Helden geboren und hatte zweitens alle mögliche Rücksicht auf die halb wilden Soldaten, welche zudem ja seine Gäste waren, zu nehmen. Sie sagte sich ferner, daß die Rolle eines Beschützers unter den gegenwärtigen Umständen mit einer nicht geringen Gefahr verbunden sei. Sternau hatte ganz gewiß sein rasches und energisches Auftreten zu büßen. Was waren zwei oder drei noch so mutige Männer gegen eine zahlreiche Schar unzivilisierter Lanzenreiter, von denen jeder einzelne so ziemlich außerhalb der gesetzlichen Ordnung stand!
    In solchen Gedanken und Befürchtungen verging ihr die Nacht. Sie konnte denselben um so mehr nachhängen, als der Kranke die im Zimmer herrschende Stille nicht unterbrach. Er lag in einem festen, gesunden Schlaf, daß er sich nicht ein einziges Mal regte. Er schlief sogar noch, als am Morgen Karja, die schöne Indianerin, hereinschlüpfte, um nach ihrer Gewohnheit Emma in den notwendigen häuslichen Anordnungen für einige Zeit abzulösen.
    „War seine Nacht eine gute?“ fragte sie.
    „Ja“, antwortete Emma. „Er hat ohne Unterbrechung geschlafen, und nun steht, Gott sei Dank, zu erwarten, daß seine Genesung sicher und ungestört fortschreiten wird. Señor Sternau sagte, die Trepanation sei an und für sich nicht gefährlich, aber man müsse das Wundfieber und die sonstigen Folgen fürchten. Wir haben ihm von unserem Wundkraut aufgelegt und eingegeben; in Folge dessen ist das Fieber kaum zu spüren. Es steht zu erwarten, daß Gott ihn beschützen und recht bald gesund machen werde.“
    „Das ist mein innigster Wunsch“, sagte Karja. „Also um Señor Helmers brauchen wir fast nicht mehr bange zu sein; aber um deinetwillen bin ich besorgt.“
    „Warum?“
    „Du siehst so bleich und angegriffen aus. Das Nachtwachen schwächt dich zu sehr.“
    „Das ist es nicht. Wenn ich mich ermüdet fühle, so ist es nicht der Krankenpflege, sondern eines anderen Grundes wegen.“
    Sie erzählte nun mit leiser Stimme, um den Schlummernden nicht zu wecken, ihre Abenteuer auf dem Dach. Karja, welche ihr mit vollster Teilnahme zuhörte, wurde dadurch veranlaßt, auch ihre Begegnung mit Leutnant Pardero im Garten in Erwähnung zu bringen. Beide waren noch dabei, ihren Abscheu über solche unverzeihliche Zudringlichkeiten in Worte zu fassen, als Sternau eintrat. Er hatte gleich nach

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