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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sarkastischen Lächeln:
    „Von einer Unterhaltung ist hier keine Rede, sondern von einer Audienz. Der Empfangene hat sein Gesuch stehend vorzutragen. Ist dies gegen Ihren Geschmack, so muß ich die gegenwärtige Zusammenkunft für beendet erklären.“
    Hatte er bei diesen Worten beabsichtigt, den Spanier auf das Tiefste zu beleidigen, so war es ihm vollständig gelungen. Parderos Gesicht flammte von der Röte des Zornes, seine Augen glühten, und seine Stimme zitterte, als er antwortete:
    „Señor, ich fühle mich nicht mehr in der Lage, Sie für einen Kavalier zu halten!“
    „Ihre Lage ist mir vollständig gleichgültig“, lächelte Sternau. „Aber bitte kommen Sie zur Sprache. Ich bin nicht in der Lage, mich für einen Schwätzer halten zu lassen.“
    Pardero wollte aufbrausen, als er aber sah, daß Sternau sogleich nach dem Hut griff, um sich zu entfernen, bezwang er sich und sagte mit möglichster Gelassenheit:
    „Ich komme im Auftrage meines Vorgesetzten, Kapitän Verdoja.“
    Als Sternau keine Miene machte, diese Einleitung mit einem Wort zu beachten, fuhr der Spanier leichthin fort:
    „Gestehen Sie, daß Sie ihn beleidigt haben?“
    Sternau zuckte die Achseln und sagte lächelnd:
    „Sie scheinen nicht gewohnt zu sein, Ihre Ausdrücke treffend zu wählen. Gestehen kann nur ein Verbrecher dem Richter gegenüber, und ich bin ebenso wenig das erstere, wie Sie das andere sind. Von einem Geständnis meinerseits kann also keine Rede sein. Übrigens habe ich diesen Mann nicht beleidigt, sondern niedergeschlagen. Vielleicht ist das Ihrer Ansicht nach eine Beleidigung im Komparativ oder gar im Superlativ.“
    „Ja“, rief der Leutnant, „das ist es allerdings. Der Kapitän fordert Genugtuung!“
    „Ah!“ dehnte Sternau mit gut gespielter Verwunderung. „Genugtuung? Und diese fordert er durch Sie?“
    „Wie Sie hören.“
    „Hm! Sind Ihnen die Regeln des Duells bekannt, Señor Pardero?“
    „Zweifeln Sie daran?“
    „Ja.“
    „Donnerwetter!“
    „Bitte, ich bin nicht gewöhnt, in meinem Zimmer dergleichen Ausdrücke zu vernehmen. Ich zweifle an Ihrer Kenntnis der Duellgesetze, weil Sie sich zum Cartellträger in einer Angelegenheit hergeben, welche nichts weniger als ehrenvoll für Sie sein kann. Ist Ihnen die Veranlassung zu dem Hieb bekannt, welchen Kapitän Verdoja von mir erhalten hat?“
    „Vollkommen“, antwortete der Gefragte mit vor Wut bebender Stimme.
    „Nun, dann verachte ich Sie! Ich schlug den Kapitän nieder, weil er eine anständige Dame beleidigte, welche sogar die Tochter seines Gastfreundes war. Wer sich zur Vermittlung eines solchen Falles hergibt, der ist in meinen Augen nicht nur eine moralische Null, sondern er ist sogar ein ganz bedeutendes, sittliches Minus.“
    Da griff der Spanier nach seinem Degen, zog die Klinge halb heraus und rief: „Was sagen Sie? Was wagen Sie? Ich werde –“
    „Nichts werden Sie!“ sagte Sternau ruhig, aber diese Ruhe war diejenige vor dem ersten Donnerschlag. In seinen Augen blitzte ein Wetterleuchten auf, welches auch einen mutigeren Mann, als der Leutnant war, hätte erschrecken können. Er fuhr fort: „Nehmen Sie die Hand vom Degen, sonst zerbreche ich ihn vor Ihren Augen! Es kann mich eigentlich nicht wundern, daß Sie die Botschaft des Kapitäns übernommen haben, denn Sie sind ein ebenso großer Schurke wie er. Sie haben – – –“
    „Halt!“ schrie der Leutnant, den die Wut jetzt übermannte. „Sagen Sie noch ein solches Wort, so durchbohre ich Sie! Wollen Sie mir sogleich diesen Schurken abbitten?“
    Er zog den Degen vollends heraus und holte zum Stoß aus. Sternau stellte sich ihm gemütlich gegenüber, schlug die Arme über der breiten, mächtigen Brust zusammen und sagte:
    „Gut, wenn Sie es wünschen, so bitte ich Ihnen den ‚Schurken‘ ab. Es ist wahr; Sie sind kein Schurke, sondern ein Doppelschurke, ein Elender!“
    Der Eindruck dieser Worte war kein augenblicklicher. Der Spanier stand ganz steif; er konnte im ersten Moment sich gar nicht fassen und seinen Gegner gar nicht begreifen; dann aber stieß er einen heiseren Schrei der Wut aus und zückte den Degen. Aber in demselben Augenblick befand sich die scharfe, spitze Waffe in der Hand des Deutschen; der Spanier wußte gar nicht, wie sie ihm entwunden worden war. Sternau bog die Klinge zwei Mal zusammen und warf die drei Stücke dem Leutnant vor die Füße.
    „Hier haben Sie Ihren Apfelschäler!“ sagte er lachend. „Sie haben Señorita Karja ebenso

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