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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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„Kommen Sie, schnell, schnell!“ rief er und eilte Helmers nach.
    Diesem war es unterdessen fast gelungen, Verdoja einzuholen. Dieser hatte die Tür erreicht. Sie sprang vor ihm auf, ohne daß er den Riegel berührte. Hinter ihr wurde ein dunkler Raum sichtbar, in dessen Mitte ein schwarzes Loch im Boden gähnte. Ein Brett führte darüber.
    Verdoja betrat dasselbe in dem Augenblick, in welchem Helmers unter der Tür erschien. Er sprang im eiligen Lauf über das Brett, es zitterte und knirschte; er hatte nur noch zwei Schritte zu tun, um den jenseitigen Rand des Schlundes zu erreichen, da – prasselte und knackte es auseinander.
    „O Dios!“
    Mit diesem gellend ausgestoßenen Schrei schlug er die Hände empor und stürzte in die gähnende Tiefe hinab. Man hörte seinen Körper unten aufschlagen.
    „Herr Gott!“ rief Helmers, unter der Tür stehen bleibend. „Er ist zerschmettert!“
    „Wo, wo?“ fragte Mariano, welcher hinter ihm angekommen war.
    „Hier hinab.“
    Auch die beiden Mädchen kamen herbei. Emma wollte, an den Schlund tretend, die Tür hinter sich zufallen lassen, aber Mariano erfaßte dieselbe noch zur rechten Zeit.
    „Um Gottes Willen, Señorita, wir dürfen die Tür nicht schließen lassen, denn wir können sie nicht wieder öffnen, und dann ständen wir vor diesem Abgrund. Wir könnten nicht hinüber und hätten hier kaum so viel Platz, um bequem stehen zu können.“
    Und es war so. Der Raum, vor dessen geöffneter Tür sie standen, war viereckig, aber im Boden klaffte ein wohl fünf Ellen breiter Spalt in die Tiefe, welcher von der rechten bis zur linken Wand ging und nur mittels eines Brettes überschritten werden konnte. Diesseits des Loches hatte der Fußboden eine Breite von nur zwei Fuß, so daß kaum Platz zum stehen war.
    Beim Schein der Laterne sahen sie, daß in der Decke ein gleiches Loch war, welches in die Höhe ging.
    „Es ist ein Brunnen gewesen“, sagte Helmers.
    „Jedenfalls“, antwortete Mariano. „Horcht!“
    Aus der Tiefe klangen dumpfe Laute. Helmers kniete nieder und rief hinab: „Verdoja!“
    Ein gräßliches Wimmern antwortete.
    „Sind Sie bei Besinnung?“ fragte der Deutsche.
    Man hörte dasselbe Wimmern, aber man vernahm, daß es eine Antwort sein sollte. Einen artikulierten Laut konnte man nicht unterscheiden.
    „Können wir helfen?“ fragte Helmers abermals.
    Aus dem auch jetzt erfolgenden Wimmern ließ sich nichts nehmen.
    „Er ist verloren; es ist wenigstens dreißig Ellen tief“, meinte Mariano.
    „Er hat seine Strafe“, setzte Karja finster hinzu. „Aber was wird mit uns?“
    „Die Tür ist offen“, antwortete Emma. „Vielleicht entdecken wir jetzt die geheimnisvolle Vorrichtung.“
    Sie beleuchteten den Eingang und sahen nun zu ihrem Erstaunen, daß die Seitenteile des Türgewändes sich mit der Tür geöffnet hatten. Im oberen Teil aber und in der Schwelle waren tiefe Riegellöcher zu bemerken, welche in ganz gleiche Vertiefungen führten, und sich in der oberen und unteren Kante der Tür befanden. Wie aber die darinnen steckenden Riegel geöffnet und geschlossen werden konnten, das war nicht zu ersehen.
    Die vier Personen gaben sich die erdenklichste Mühe, dieses Geheimnis zu ergründen, aber es gelang ihnen nicht. Über den Abgrund hinüber war nicht zu entkommen; das Wimmern des Verunglückten wurde immer gräßlicher und schneidender, und so kehrten sie wieder nach dem Gang zurück, in welchem sie sich vorher befunden hatten. Die Tür zu dem Brunnengemach aber ließen sie offen, indem sie das Verschließen durch dazwischen gestecktes Stroh, welches sie aus der Zelle holten, verhinderten.
    Jetzt standen sie da und blickten einander ratlos an.
    „Ob er vielleicht, bevor er zu uns kam, eine Tür offengelassen hat?“ meinte Mariano. „Wir wollen nachsehen.“
    Sie verfolgten den Gang bis zu derselben Tür, welche ihnen einmal Halt geboten hatte, fanden sie aber fest verschlossen, und so viel Scharfsinn und Körperkraft sie auch daran wandten, sie zu öffnen, es gelang ihnen nicht.
    „Wir sind eingeschlossen“, sagte Emma. „Wir sind zum Tod des Verschmachtens verdammt; wir müssen sterben.“
    „Noch nicht“, tröstete Mariano. „Gott wird uns nicht umkommen lassen.“
    „Wir wollen fleißig nachdenken und versuchen“, meinte Helmers. „Vielleicht gelingt es uns doch noch, das Geheimnis der Türen zu entdecken.“
    „Wir entdecken es nicht“, sagte Karja. „Hilfe kann nur noch von Señor Sternau kommen.“
    „Aber wenn

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