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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dieser selbst nicht kommt!“ klagte Emma. „Sie werden ihn fangen und töten.“
    „Oh, er ist klug; vielleicht entkommt er“, tröstete Helmers. „Übrigens brauchen wir uns den Kopf nicht zu zerbrechen darüber, wie die Türen geöffnet werden. Wir haben ja ein ganz gutes Werkzeug dazu.“
    „Welches?“ fragte Mariano.
    „Unsere Messer.“
    „Ah, wirklich!“ rief Emma. „Wir schneiden die Türen durch.“
    Helmers konnte sich trotz ihrer schlimmen Lage eines Lachens nicht erwehren.
    „So ist es nicht gemeint, Señorita“, sagte er. „Dieses Holz ist so hart wie Eisen, es würde eine Riesenarbeit von einigen Jahren sein, alle Türen zu durchschneiden, und selbst dann wäre es noch fraglich, ob wir zu dem richtigen Ausgang gelangen. Und das Holz nur einer Tür zu durchschneiden würde uns nichts anderes bringen, als was wir bereits gesehen haben. Wir haben ja hier eine offene Tür, ohne das Geheimnis ergründen zu können. Ich meine vielmehr, wir müssen den Teil der Mauer entfernen, welcher sich um das Türgewände legt; in diesem Teil ist das Geheimnis verborgen.“
    „Das ist richtig!“ stimmte Mariano bei. „Gehen wir an das Werk!“
    „Es gibt noch ein kürzeres Mittel, wenn es gelingt“, bemerkte Karja.
    „Welches?“ fragten schnell die anderen.
    „Wir drehen uns ein Seil, und einer läßt sich zu Verdoja hinab. Lebt er noch, so muß er sagen, wie die Türen geöffnet werden.“
    „Wovon soll das Seil gefertigt werden?“ fragte Helmers.
    „Von den Lassoriemen, mit denen wir gefesselt waren, sie liegen noch in den Zellen; ferner von den Kleidern der beiden Toten, auch von den unsrigen, soweit sie entbehrlich sind. Vielleicht können wir die Ketten ausdrehen, an denen die beiden Señores gefesselt waren. Man nahm für Señorita Emma und mich einige Decken mit. Sie liegen noch in meiner Zelle und der ihrigen. Wenn wir sie zerschneiden und zusammendrehen, wird ein Seil fertig.“
    Dieser Vorschlag wurde angenommen. Man vereinigte die zerschnittenen Lassostücke, man zerschnitt die Kleider Parderos und des Wächters, die man ihnen auszog, ebenso die Decken, und als das Seil fertig war, hatte es eine Länge von über dreißig Fuß. Um seine Festigkeit zu prüfen, zogen Mariano und Helmers mit aller Macht an demselben, es gab nicht nach; und so erklärte Mariano, sich demselben anvertrauen zu wollen, da er der Leichtere sei.
    Man hatte zwei Laternen. Die eine befestigte Mariano sich um die Taille, und nun begaben sie sich nach dem Brunnengemach. Hier hörten sie das Wimmern noch so stark wie vorher, Mariano band sich das eine Ende des Seiles unter den Armen fest, um sich hinabzulassen, erklärte aber, aufwärts werde er an demselben emporklettern. Hierzu gab es zwei Gründe, erstens wurde ihm dieses Klettern leichter als Helmers das Ziehen, selbst wenn die Damen mithelfen würden, und zweitens war das Emporziehen für ihn gefährlicher, da das Seil am Rand des Schlundes scheuerte und dadurch leicht reißen konnte.
    Da vier Krüge mit Wasser vorhanden waren, so opferte man einen davon, um das Seil zu befeuchten; es erhielt dadurch eine größere Elastizität und Widerstandsfähigkeit. Dann ging man an das Werk.
    Mariano kniete am Rand nieder, faßte dann das Seil oberhalb der Befestigung mit beiden Händen und stieß die Knie vom Rand ab.
    „In Gottes Namen, jetzt hinab!“ sagte er.
    Helmers war stark; niederwärts konnte er ihn allein erhalten, und so verschwand der kühne, junge Mann bald in dem schwarzen Schlund. Helmers ließ das Seil sehr langsam und vorsichtig ablaufen, und die beiden Frauen, welche sich am Rand niedergekniet hatten, sahen den Lichtschein seiner Laterne sich immer weiter entfernen.
    „Um Gotteswillen, wenn er erstickt!“ sagte da Emma. „Dieser Brunnen ist sehr tief und sehr alt; er kann gefährliche Gase enthalten.“
    Daran hatte man vorher gar nicht gedacht; aber Helmers schüttelte lächelnd den Kopf und fragte:
    „Señorita, hören Sie Verdoja noch wimmern?“
    „Ja“, antwortete sie. „Es klingt schrecklich!“
    „Nun, dieses Wimmern ist ein Zeichen, daß er noch lebt, und er würde nicht mehr leben, sondern erstickt sein, wenn es da unten tödliche Gase gäbe.“
    Nach einiger Zeit, als das Seil auf fast nur noch zwei Ellen abgelaufen war, hörte die Spannung auf. Mariano hatte den Boden erreicht, und die drei oben befindlichen Personen lauschten mit großer Spannung hinab.
    Der Brunnen war, wie bereits gesagt, nicht rund, sondern viereckig, und die

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