44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens
können die Comanchen ihren Weg nicht fortsetzen und werden mitten in der Wüste erschlagen. Wenn die Krieger der Apachen meine Stimme hören, so werden sie viele Skalps erbeuten und einen großen Sieg erfechten.“
Nach diesen Worten setzte er sich wieder nieder. Die Versammelten blieben zunächst in ein tiefes Schweigen versunken. Dann sagte das ‚Fliegende Pferd‘:
„Die Worte unseres Bruders klingen gut. Der neue Häuptling Juarez ist ein roter Mann, dessen Stimme wir lieber hören, als diejenige eines Bleichgesichts; die Söhne der Apachen werden sich nicht verdrängen lassen von den Feiglingen der Comanchen. Das ‚Fliegenden Pferd‘ bittet die beiden anderen Häuptlinge, ihre Stimme zu erheben.“
Da stand ‚Bärenherz‘ auf und sprach:
„Hier steht mein Bruder ‚Büffelstirn‘. Er ist ein berühmter Krieger; er fürchtet keinen Feind, und auf seiner Zunge wohnt nur das Wort der Wahrheit. Er wird nie etwas sagen und fordern, was den Söhnen und Töchtern der Apachen Schaden bringen könnte. Ich habe mit ihm die Comanchen getötet und werde mir mit ihm noch viele ihrer Skalpe holen. Sie befinden sich bereits auf dem Weg, und darum darf keine Zeit verloren werden. Hier sind versammelt drei Stämme der Apachen, um Fleisch zu machen für den Winter. Ich bin der Anführer der tapferen Jicarillas-Apachen; ich werde sogleich mit ihnen aufbrechen, wenn die beiden anderen Stämme uns versprechen, Fleisch für den Winter für uns zu bereiten und uns dann nachzukommen.“
Der dritte Häuptling, der Sohn des Alten, nahm auch das Wort.
„Mein Bruder ‚Bärenherz‘ hat die Wahrheit gesprochen“, sagte er. „Die Krieger der Apachen dürfen keine Zeit verlieren. Einer der Stämme muß schnell aufbrechen; aber welcher dies sein soll, ob der seinige oder der meinige, das soll die Beratung entscheiden.“
Somit hatten alle drei Häuptlinge sich einverstanden erklärt, und es galt nur noch, den Medizinmann zu befragen. Medizin bedeutet bei den Indianern nicht Arznei, sondern Zauber, der Medizinmann ist also der Zauberer. Er hat einen großen Einfluß auf alles Einzelne und Allgemeine; besonders wichtig ist seine Zustimmung, wenn es sich um einen Kriegszug handelt. Sagt er voraus, daß der Zug verunglücken werde, so wird dieser nicht unternommen.
Der Mann hat alle Insignien seiner Würde bei sich, wunderbar geformte Skalpe, Beutel, Haarschöpfe, Stäbe und Fähnchen. Er hüllte sich in die frische Haut eines der getöteten Büffel, legte die Zeichen seiner Würde an und begann nun einen Tanz, der um so ungeheuerlicher und grotesker aussah, als er von den düsteren Feuern beschienen wurde, welche tiefe Schatten in die dunkle Ebene hinaus zeichneten.
Die Indianer sahen mit ernster Andacht zu und wurden nicht ungeduldig, obgleich der Tanz eine ziemliche Weile in Anspruch nahm. Endlich hielt der Zauberer in seinen Bewegungen inne, nahm zwei Feuerbrände und beobachtete die Richtung des Rauches; dann warf er einen forschenden Blick zu den Sternen empor und verkündete dann mit lauter Stimme:
„Manitou, der große Geist, zürnt den Kröten, welche sich Comanchen nennen; er gibt sie in die Hände der Apachen und gebietet, daß die Krieger der Jicarillas ausziehen, sobald die Sonne sich zum zweiten Mal erhebt; die andern Stämme sollen ihnen folgen, wenn das Fleisch getrocknet ist, welches für den Winter reicht.“
In diesen Worten war nicht nur die Erlaubnis Gottes zum Kriegszuge enthalten, sondern es war auf eine schnelle und darum praktische Weise die Frage entschieden, welcher Stamm zunächst aufzubrechen habe; es war der Stamm, dessen Häuptling ‚Bärenherz‘ war. Diese Leute jubelten vor Freude. Sie hatten einen vollen Tag Zeit erhalten, ihre Vorbereitungen zu dem Kriegszug zu treffen. Dies war ein Umstand, der sie sehr befriedigte, denn ohne diese Vorbereitungen, zu denen besonders das Anmalen mit den Kriegsfarben gehört, glaubt der Indianer nicht an einen glücklichen Ausgang.
Es wurden noch verschiedene Einzelheiten besprochen, über welche man sich schnell einigte, denn alle waren begeistert von dem Gedanken, den Comanchen so viele Skalpe wie möglich abzunehmen.
Nach diesen notwendigen Verhandlungen war es dem ‚Fliegenden Pferd‘ möglich, seinem jüngsten Sohn gerecht zu werden. Dieser hatte bis jetzt bewegungslos dagesessen und kein Wort gesprochen. Nun aber fragte ihn sein Vater:
„Mein Sohn hat sich in die Haut des Bären gekleidet. Hat er ein Recht dazu?“
„Ich habe ihn erlegt“,
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