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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aus Liebe gegessen, kann man aus Liebe auch hungern; ich will es wenigstens versuchen.“
    Die Unterhaltung war durch dieses kleine Intermezzo noch lebhafter geworden als zuvor und kam zuletzt doch wieder auf den Angelpunkt der ganzen Situation, auf Sternau, um den sich alles drehte.
    „Es ist eine unangenehme Fügung, ihn gefunden und sofort wieder verloren zu haben“, klagte der Herzog. „Es handelte sich nur um eines Tages Länge, so säße er hier bei uns, ebenso glücklich wie wir, wie ich hoffe. Hat er nicht gesagt, wann seine Seereise beendet sein wird?“
    „Nein“, antwortete Otto. „Er kann dies selbst nicht wissen. Er hat nämlich eine außerordentlich abenteuerliche Aufgabe zu lösen.“
    „Welche?“
    „Er will einen Seeräuber fangen.“
    „Einen Seeräuber?“ fragte Flora erschrocken. „Mein Gott, welche Gefahr!“
    „Unser Otto scherzt!“ lächelte der Herzog. „Mit einer kleinen Lustjacht fängt man keinen Seeräuber.“
    „Und dennoch scherze ich nicht“, sagte Otto. „Diese Sache ist ernst, sehr ernst. Es handelt sich um das Glück, ja um die ganze Existenz einer hochgestellten Familie. Hast du einmal von dem berüchtigten Korsarenschiff ‚Lion‘ gehört, Papa?“
    „Von dem ‚Lion‘, Kapitän Grandeprise? Ja, oft. Er soll ein schrecklicher Mensch sein, wie man sich erzählt.“
    „Nun, diesen Grandeprise will Sternau fangen.“
    „Nicht möglich!“ rief Olsunna erbleichend.
    „Und doch ist es so.“
    „So ist er verloren.“
    „Ich glaube es nicht. Sternau ist ein Held. Er hat fremde Welten bereist, sich mit Löwen, Panthern, Elefanten, Krokodilen, Kaffern, Arabern und Indianern herumgeschlagen; er ist ein Riese an Kraft und ein Virtuose in Führung der Waffen. Wenn es einen gibt, der Grandeprise fängt, so ist er es.“
    „O, nun sinkt mir all mein Mut!“ klagte der Herzog. „Ich werde den Sohn wohl nie wiedersehen.“
    „Aber warum begibt er sich in diese fürchterliche Gefahr?“ fragte Flora.
    „Um Geheimnisse zu entdecken, die für ihn sehr wichtig sind, um Menschen zu finden, die man geraubt und versteckt hat, um Verbrecher zu bestrafen, die ihn und seine Familie in das Verderben bringen wollen.“
    „Seine Familie? Also seine Mutter und Schwester?“
    „Ich meine eigentlich die Familie seiner Frau.“
    „Seiner Frau! Ah, er ist verheiratet?“ rief der Herzog, indem er vom Stuhl emporsprang. „An diese Möglichkeit habe ich noch gar nicht gedacht.“
    „Ja, er ist sehr glücklich verheiratet“, sagte Otto, der jetzt ein innerliches Lächeln kaum unterdrücken konnte.
    „Das ist unangenehm, höchst unangenehm!“ rief der Herzog. „Ich habe die Absicht, ihn anzuerkennen; er soll der Erbe meiner Titel, meiner Würden und Besitzungen werden, und nun steht zu erwarten, daß –“
    „Daß er als Arzt keine solche Partie gemacht hat wie ich als Maler, nicht wahr?“ vervollständigte Otto.
    „Ja, das meine ich.“
    „Ich kann dich glücklicherweise beruhigen, lieber Papa. Er ist keine Mesalliance eingegangen.“
    „Nach dem Maßstab eines Arztes?“
    „Allerdings, auch nach diesem nicht. Es ist übrigens eigentümlich; auch seine Frau ist eine Spanierin.“
    „Ah! Woher?“ fragte Flora.
    „Aus Rodriganda in Aragonien.“
    „Aus Rodriganda, der Besitzung des Grafen Emanuel de Rodriganda y Sevilla?“
    „Ja, mein Herz.“
    „Dort bin ich bekannt. Ich war einmal einige Zeit bei der Gräfin Rosa; sie besuchte dann auch uns in Madrid. Ich war leider älter als sie, sonst wären wir sicher Freundinnen geworden. Sie hatte sich nur einer einzigen Dame angeschlossen, einer Engländerin, die Amy Lindsay hieß.“
    „Diesen Namen kenne ich; Sternau nannte ihn mir vorgestern.“
    „Er kennt sie?“ fragte Flora überrascht.
    „Sehr gut. Er war zu gleicher Zeit mit ihr auf Rodriganda. Er war aus Paris dorthin gerufen worden, um einen Kranken zu operieren; dabei lernte er die Dame kennen, die jetzt seine Frau ist.“
    „O weh!“ sagte der Herzog enttäuscht. „Rodriganda ist klein. Dort gibt es keine einzige Familie, deren Tochter ich mir als Schwiegertochter wünschte.“
    „Nicht?“ fragte Otto, indem sein inneres Lächeln nun auch äußerlich zu Tage trat. „Eine Familie gibt es doch wohl dort, lieber Papa!“
    „Welche wäre das?“
    „Diejenige des Grafen.“
    „Pah! Graf Emanuel sucht sich für seine Tochter keinen Arzt aus!“
    „Warum nicht? Da doch der Herzog von Olsunna sich einen Maler ausgesucht hat?“
    „Schelm!“
    „Übrigens

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