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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wort!“
    „O, auch wir haben es nicht gewußt“, meinte Olsunna. „Sie selbst sind es gewesen, der es uns gesagt hat.“
    Otto kam aus dem Nichtbegreifen gar nicht heraus, aber Flora eilte ihm zu Hilfe:
    „Wir wollen ihn nicht martern, Papa, sondern es ihm sagen“, bat sie. „Sternau ist mein Bruder, ohne daß wir es gewußt haben, und auch er hat es jedenfalls nicht gewußt.“
    „Ja“, fügte der Herzog hinzu, „ich habe Ihnen vorhin gesagt, daß ich Ihnen dankbar sein werde, so lange ich lebe, und darum will ich Ihnen ein Geständnis machen, obgleich Sie mich dann hart beurteilen mögen: Ich kannte Frau Sternau kurz vor ihrer Vermählung; ihr Sohn ist auch der meinige, obgleich er den Namen eines anderen trägt.“
    „Ah“, rief Otto, bei dem es nun endlich klar wurde. „Habe ich dir nicht gesagt, Flora, daß er dir so ähnlich sehe?“
    „Ja, aber da hatte ich ihn noch nicht gesehen; da hatte ich noch keine Ahnung von dem, was wir heute von dir erfuhren. Ich bin nämlich Spanierin. Señorita Wilhelmi war meine Erzieherin.“
    Da richtete der Maler einen raschen Blick auf beide und sagte:
    „So sind Sie der Bankier Salmonno?“
    „Nein“, lachte der Herzog vergnügt.
    „Nicht? Welche Rätsel! Aber Señorita Wilhelmi ist nur an zwei Orten Erzieherin gewesen, bei Salmonno und beim Herzog von Olsunna.“
    „Nun“, sagte der Herzog, „ich sah vorhin bei beginnender Tafel, daß Sie unser Wappen mit einiger Befremdung betrachteten. Kennen Sie diese Krone?“
    „Es ist eine herzogliche, mein Herr.“
    „Richtig! Und mein Monogramm haben Sie auch bemerkt?“
    „E.O.? Allerdings.“
    „Nun, das ist mein Name: Eusebio, Herzog von Olsunna. Meine Tochter hier – Sie verzeihen, daß ich sie Ihnen noch nicht vorgestellt habe – ist eine Prinzessin Olsunna.“
    „Eine herzogliche Prin – – –“
    Otto von Rodenstein stockte. Er brachte das Wort nicht heraus. Es war ihm, als sei ihm mit einer Keule ein fürchterlicher Hieb versetzt worden; er wankte. Da eilte Flora auf ihn zu. Er aber streckte den Arm abwehrend gegen sie aus und raffte sich mit aller Gewalt zusammen. Sein ganzes Inneres bebte; er fühlte sich tausendmal unglücklicher, als je zuvor, und sagte:
    „Bleiben Sie, Durchlaucht! Ich war einige Tage glücklich, und ich werde den Himmel preisen für diesen Lichtblick in meinem dunklen Leben, aber ich kehre in meine Einsamkeit zurück, um von dieser einen zauberhaft schönen Erinnerung zu zehren bis an mein Ende.“
    „Mein Gott, Otto“, rief sie, „das sollst du ja nicht. Das ist ja das, was du mir verzeihen sollst!“
    „Ja, jetzt verstehe ich Sie, Durchlaucht“, antwortete er. „Sie sprachen von einer Sünde, die ich Ihnen zu vergeben habe. Es ist eine Sünde, eine fürchterliche Sünde. Es wird mir das Herz brechen. Ich habe den Fluch des Vaters getragen, für das übrige aber sind meine Kräfte zu schwach. Es wird“ – er preßte die Zähne knirschend zusammen, um sein Herz zu bemeistern, und ergriff die Lehne des Stuhles, um sich daran festzuhalten; der Sessel krachte in allen seinen Fugen, denn auf ihm ruhte jetzt das ganze Gewicht des Mannes, der vor Schmerz kaum mehr wußte, was er sprach – “es wird wieder finster um mich werden, finsterer als vorher – und – und –“
    Seine Blicke verschleierten sich; es wurde ihm dunkel vor den Augen; die Zunge versagte ihm den Dienst; er bewegte die Lippen, um zu sprechen, aber es war kein Laut zu hören. Es war der Ausdruck und das Bild einer Verzweiflung, der seine ganze Manneskraft nicht gewachsen war. Er mußte im nächsten Augenblick zusammenbrechen; einen einzigen Laut stieß er mit letzter Anstrengung hervor; es war ein Lallen, ein unverständliches Stammeln, dann knickte er – nein, er brach nicht zusammen, denn Flora war herbeigesprungen; sie schlang die Arme um ihn und hielt ihn fest.
    „Otto, mein Otto!“ rief sie. „Sei stark! Ich liebe dich ja, ich liebe dich!“
    Sie drückte ihn an sich und küßte ihn auf die bleichen, wortlosen Lippen, und dabei rannen ihr die Tränen einer unbeschreiblichen Angst über die Wangen. Auch der Herzog erhob sich und kam herbei.
    „Fassen Sie sich, Herr von Rodenstein!“ sagte er. „Sie haben kein Opfer zu bringen, wir nehmen es nicht an.“
    Er kam unter den Küssen der Geliebten wieder zu sich. Sie fühlte, daß seine Kräfte wieder zurückkehrten, daß sie ihn nicht mehr zu halten brauchte.
    „Otto, sei gut!“ bat sie. „Komm', setze dich und höre uns

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