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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Deine Güte auf sie leuchten und Deine Liebe über ihnen walten jetzt und allezeit. Ich lege meinen Vatersegen auf ihre teuren Häupter; gib diesem Segen Kraft und Beständigkeit; sei Du ihr Freund und Beschützer, ihr Schirm in allen Nöten, ihr Helfer, wenn kein anderer helfen kann; leite sie zur Wahrheit und führe sie zum Frieden, den niemand geben kann, als nur Du allein. Erhöre mein Gebet, um Deiner ewigen Gnade willen. Amen.“
    Es war ein heiliger Augenblick. Der Segen und das Gebet eines Priesters hätten keine andächtigeren, ergriffeneren Zuhörer haben können, als diese Bitte aus dem Mund eines Vaters, der für seine Tochter auf den Glanz einer Herzogskrone verzichtet hatte, nur um sie glücklich zu sehen.
    Als Olsunna geendet hatte, hob er sie zu sich empor und drückte sie beide an das Herz. Ihre Umarmung war wortlos, denn die Gefühle, von denen die drei Personen bewegt wurden, konnten nicht durch schwache Laute beschrieben werden.
    „Von jetzt an, mein Sohn, sage ‚du‘ zu mir“, meinte endlich der Herzog. „Ich werde dir Vater sein, da der deinige dir fremd geworden ist. Aber ich hoffe, daß er seinen Groll schwinden lassen wird, wenn ich bei ihm bin und mit ihm spreche.“
    „Vater, mein Vater! O, ich habe einen Vater!“ jubelte Otto. „Ja, er wird und er muß mir verzeihen.“
    „Und will er auf euch nicht hören“, sagte Flora, „so werde ich einen Kampf mit ihm beginnen, in dem er unterliegen muß. Meiner Liebe und meinen Bitten soll er sicherlich nicht widerstehen. Aber Papa, Otto reist doch mit uns nach Rheinswalden?“
    „Natürlich! Außer er findet es für gut, seine Verlobte und seinen Vater zu verlassen.“
    „O, ich gehe mit, wie gern, wie gern!“ rief Otto, indem er die Geliebte an sich zog.
    „So bist du unser Reisemarschall und hast alle Unannehmlichkeiten von uns fern zu halten, mein Sohn. Ich fühle eine Kraft in mir, als könnten wir bereits morgen abreisen.“
    „Davon rate ich entschieden ab“, sagte der Maler. „Den Anordnungen Sternaus muß unbedingt Folge geleistet werden. Flora kann einstweilen an Frau Sternau und meinen Vater schreiben, um die Empfehlungsbriefe zu übersenden und unsere Ankunft zu melden. Nur bitte ich, mich noch nicht zu erwähnen.“
    „Ja, tue das“, stimmte der Herzog eifrig bei. „Aber die Briefe geben wir erst persönlich ab. Frau Sternau darf nicht wissen, daß ich komme. Schreibe einen anderen Namen, meine Tochter, schreibe, daß uns Doktor Sternau sende, und daß wir seine Empfehlungsbriefe selbst überbringen werden.“
    „Wird das nicht unrecht sein, Papa?“
    „O nein“, lachte er vergnügt. „Ein Herzog hat das Recht, inkognito zu reisen. Überhaupt gehe ich ja, mir meine Braut anzusehen; das tut der Bräutigam in einem jeden Roman gewiß nicht anders als inkognito.“
    Der alte Herr war recht fröhlich geworden. Er scherzte und lachte, und diese Gemütsstimmung hatte einen ganz vorteilhaften Einfluß auf sein körperliches Befinden. Er fühlte sich so wohl, wie neugeboren, daß er endlich gar vorschlug, das unterbrochene Mahl von neuem zu beginnen, ein Vorschlag, der die Billigung der beiden anderen fand, die sich über die gute Stimmung des Vaters herzlich freuten.
    Als Otto von Rodenstein sich vorher an die Tafel gesetzt hatte, war es ihm nicht eingefallen, zu denken, daß er nach so kurzer Zeit bereits als der Verlobte Floras an deren Seite sitzen werde. Er aß, aber er wußte vor Glück nicht, was er aß. Die Geliebte schob ihm das Beste hin; er ließ es sich schmecken, aber er sah nur auf die zarten, weißen Hände, die ihn bedienten und in ihre Augen, die so seelenvoll vergnügt auf ihn leuchteten.
    Der Herzog bemerkte dieses Versunkensein in die Liebe; er lächelte, als er sah, welche Portionen Otto hinunterschluckte, ohne darauf zu achten; nach und nach aber wurde er besorgt; es wurde ihm bange, und er sagte:
    „Halt ein, Flora, sonst bringst du mich um den Sohn, den ich soeben erst gewonnen habe!“
    Sie sah ihn an und fragte unbefangen:
    „Wie meinst du das, Papa?“
    „Wirf doch nur einen Blick auf die Tafel, mein Kind. Muß denn die Liebe gar so nachhaltig gespeist, ich möchte fast sagen, gemästet werden? Ich sage dir, er wird ganz sicher ersticken.“
    Jetzt lachten sie alle drei, und nun der Maler aufmerksam geworden war, fühlte er erst, daß er der schönen Hände und Augen der Geliebten wegen fast ganz allein den Tisch abgeräumt hatte.
    „Eine Hungerkur macht alles gut“, sagte er. „Hat man

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