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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Rücksicht zu fordern. Haben Sie sonst noch einen Wunsch oder einen Befehl?“
    „Nein. Lassen Sie uns also als Freunde scheiden, nachdem wir uns einen Augenblick lang scheinbar als Feinde gegenübergestanden haben.“
    Die Männer nahmen Abschied voneinander.
    Als der Franzose die Hütte verlassen hatte, schlug Tombi das Buch abermals auf, überflog den Inhalt und sagte mit triumphierender Stimme:
    „Welch ein Zufall! Welch ein Glück! Da kommt dieser Mason, der mich nicht erkannt hat, weil ich in Paris falsche Frisur trug, aus Frankreich nach Deutschland, weiß nicht, welchen Schatz er besitzt, und gibt mir mit demselben den Schlüssel zu dem Rätsel, das wir bisher vergebens zu lösen trachteten! Jetzt endlich ist es in unsere Hand gegeben, klar zu blicken und mit der Rache zu beginnen. Das muß ich Zarba sofort melden.“ –
    Auch Gerard wunderte sich über das Zusammentreffen, obgleich es ihm bereits oft begegnet war, daß er in einem scheinbar völlig fremden Menschen ein Mitglied jener großen Verbrüderung kennen gelernt hatte, welche sich über ganze Länder verbreitet hatte, und zu der auch Zarba mit den Ihrigen gehörte.
    Er ging durch den Wald und dachte an Rosa. Dieses herrliche Weib hatte einen tiefen, nicht sinnlichen, sondern ethischen Eindruck auf ihn gemacht. Diese Frau sollte er ermorden? Nein und abermals nein! Sie war ja noch dazu die Frau desjenigen Mannes, der seine Schwester vom Tod des Ertrinkens errettet hatte.
    Aber an seinem gegenwärtigen Herrn wollte er auch nicht zum Verräter werden. Er war ein gewalttätiger Mensch, der vor keinem Raub, vor keinem Mord zurückbebte, aber eine Lüge machte er nicht gern. Darum beschloß er, seinem Herrn alles zu sagen.
    Er kam erst spät am Abend nach Hause. In dem Zimmer des Grafen war kein Licht; dieser befand sich bei der Familie des Lehrers.
    „Ach!“ dachte der Garotteur. „Das paßt! Töte ich die schöne Frau nicht, so komme ich um die Summe, die ich noch zu erhoffen habe. Dieser sogenannte Marchese d’Acrozza ist ein Schurke, ich trete aus seinem Dienst, und dann ist es keine Untreue, wenn ich mich bezahlt mache.“
    Er schlich sich also leise zur Wohnung Alfonzos empor und brannte das Licht an. Da stand der Handkoffer, in dem die Wertsachen aufbewahrt wurden, der Schlüssel steckte dran. Gerard öffnete und sah eine gefüllte Brieftasche, deren Inhalt er untersuchte. Sie enthielt sechzigtausend Franken. Daneben lagen zwei Beutel, mit Goldstücken gefüllt.
    „Eine schöne Summe“, schmunzelte der Garotteur. „Jetzt kann ich Hochzeit machen und ein ehrlicher Mann werden. Wie wird sich mein Mädchen freuen! Es ist kein Verbrechen, dieses Geld zu nehmen. Der Marchese, der sicherlich nicht d’Acrozza, sondern Rodriganda heißt, benutzt es, um Verbrechen auszuführen, ich aber benutze es, um glücklich zu sein und glücklich zu machen.“
    Er steckte darauf alles zu sich, verschloß den Koffer, verlöschte das Licht und schlich sich leise wieder zur Treppe hinab. Nun erst tat er, als ob er von seinem Ausflug zurückkehrte, trat unten ein und wurde von seinem Herrn bedeutet, ihm nach oben zu folgen. Als sie aber aus dem Wohnzimmer des Lehrers in den Hausflur traten, sagte er zu Alfonzo:
    „Monsieur, gehen wir nicht hinauf in das Zimmer! Was wir zu sprechen haben, das eignet sich am besten für die dunkle Nacht.“
    Darauf trat er hinaus in das Freie, und Alfonzo folgte ihm. Als sie sich nun überzeugt hatten, daß kein Lauscher vorhanden sei, fragte Alfonzo:
    „Warum führst du mich nach hier? Was gibt es so Geheimnisvolles?“
    Der Gefragte stellte sich breitspurig vor ihm ihn, steckte die Hände in die Taschen, in denen sich das Geld befand, und sagte im Vollgefühl eines reichen Mannes, der mit einem armen Schlucker spricht:
    „Sehr vieles gibt es, sehr vieles, was Sie gar nicht erwarten werden, Monsieur. Unsere Mission ist nämlich gescheitert!“
    „Alle Teufel! Ist Rosa de Rodriganda nicht in Rheinswalden?“
    „Sie ist da. Ich habe aber von meinem Bekannten, dem Jäger, so vieles gehört, was der Sache eine ganz andere Wendung gibt.“
    „So rede!“ gebot Alfonzo drängend.
    „Hören Sie zunächst, daß Rosa de Rodriganda verheiratet ist!“
    „Alle Teufel!“ rief der Graf. „Mit wem?“
    „Mit Herrn Doktor Sternau. Und dieser ist verreist, um einen Seekapitän Landola aufzusuchen.“
    „Tollheit!“ sagte Alfonzo; seiner zitternden Stimme war der Schreck leicht anzumerken.
    „Warten Sie, Monsieur, es kommt noch

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