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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wald dahinschritt, trat Ludewig zwischen den Bäumen hervor und erkannte ihn sogleich.
    Sie begrüßten sich und sprachen, weiterschreitend, zunächst über den Eisenbahnunfall. Dies gab dem Franzosen Gelegenheit, von den Verletzungen zu sprechen, die er und sein Herr erlitten hatten. Er habe gehört, daß es hier einen Doktor Sternau gäbe, der ein berühmter Arzt sei; zu ihm wolle er gehen, um sich nochmals untersuchen zu lassen, ob sein Arm richtig behandelt worden sei. Auch kenne er den Doktor Sternau bereits von Paris aus.
    Er erfuhr nun von dem redseligen Ludewig, daß Sternau nicht mehr hier sei. Der Jagdgehilfe freute sich, einmal so recht von der Leber weg sprechen zu können, und erzählte alles, was er von den Bewohnern des Schlosses wußte. So erfuhr denn der Garotteur von Rodriganda, von Cortejo, von Henrico Landola, der jetzt gesucht wurde, von Sternau und Helmers, die zur See waren.
    Sonderbar! Alle diese Namen standen in dem Notizbuch, das Gerard Mason sich abgeschrieben hatte. Dieses Buch mußte mit all den abenteuerlichen Begebenheiten in direkter Beziehung stehen. Es lag ihm sehr daran, den Zusammenhang zu erfahren, doch handelte es sich zunächst nur noch darum, Gräfin Rosa zu sehen, um sein Opfer genau kennen zu lernen.
    Darum sagte er dem Jäger, daß er Frau Doktor Sternau sprechen wolle, da Sternau selbst nicht zugegen sei, und als sie Rheinswalden erreicht hatten, meldete ihn Ludewig an. Frau Sternau, ihre Tochter und Rosa befanden sich in der Wohnung der ersteren, als Ludewig sagte, daß ein Franzose aus Paris sie zu sprechen wünsche; es sei derjenige, der damals bei dem Eisenbahnunfall von der Schiene verletzt worden sei. Der Fremde erhielt die Erlaubnis, einzutreten; als er drei Damen gegenüberstand anstatt nur einer, überkam ihn eine Art von Verlegenheit, doch überwand er dieselbe und machte eine ziemlich gelungene Verbeugung.
    „Verzeihung, Madame“, sagte er zu Frau Sternau. „Ich wollte eigentlich mit dem Herrn Doktor sprechen.“
    „Der ist leider verreist“, entgegnete Rosa in französischer Sprache sehr freundlich zu ihm.
    „Ich hörte es; aber ich bringe ein Herz voll Dankbarkeit mit, das ich Ihnen zu Füßen legen möchte, da der Herr Doktor nicht selbst anwesend ist.“
    „Ah, Sie kennen ihn? Sie sind Franzose, wie mir der Diener sagte?“
    „Ja.“
    „Und wohnen in Paris?“
    „Allerdings.“
    „So hat er Ihnen gewiß in einer Krankheit beigestanden?“
    „Nein. Hat der Herr Doktor Ihnen nicht erzählt von der armen Annette Mason?“
    „Ich kenne den Namen nicht.“
    „Welche sich in die Fluten der Seine stürzte?“
    „Nein. Mein Gott, welch ein armes Kind!“
    „Und der er nachsprang, mitten in der dunkelsten Nacht, und in einer der tiefsten und gefährlichsten Stellen?“
    „Kein Wort hat er davon erzählt! Er ist ihr nachgesprungen?“
    „Ja, und er hat sie herausgeholt und auf seinen Armen zu einer braven Frau getragen. Und dann hat er ihr bei dem Professor Letourbier eine gute Stellung verschafft. Das alles hat er getan.“
    „Und davon wissen wir nichts, gar nichts!“
    „Nun, ich bin zufällig in der Nähe, und so kam ich, um ihn einmal zu sehen und ihm zu danken. Wie schade, daß ich ihn nicht sprechen kann!“
    Rosa hatte sich erhoben und war ihm nahe getreten. Ihr schönes Antlitz strahlte vor Glück über die Heldentat, die von dem geliebten Mann berichtet wurde.
    „Sie müssen ein braver Mann sein, da Sie so dankbar sind“, sagte sie. „Wann ist das geschehen, was Sie hier erzählen?“
    „Kurz vor seiner Abreise von Paris nach hier.“
    Gerard blickte in Rosas Augen und fühlte sich überwältigt von dem Strahl, der aus denselben drang. Das also war Sternaus Frau; das war Rosa de Rodriganda, die er verschwinden lassen sollte! Nie, niemals!
    „Wir danken Ihnen! Sie haben uns mit Ihrer Erzählung eine große Freude bereitet. Können wir Ihnen irgendeine Bitte erfüllen?“ fragte sie.
    „Ich habe keinen Wunsch, als daß es Ihnen stets wohl gehen möge, gnädige Frau.“
    „Ich danke, mein Freund!“
    „Es gibt Menschen, die Ihnen das Gegenteil wünschen –“
    „Warum denken Sie dies?“
    Gerard, der den Blick nicht von ihr wenden konnte und von ihrem Anblick immer mehr berauscht wurde, fuhr fort:
    „Es gibt sogar Leute, die Ihnen nach dem Leben trachten.“
    „Mein Gott!“ rief sie, erschrocken zurückweichend.
    „Ja, es gibt Leute, die Mörder dingen und bezahlen, um Sie und den Herrn Doktor verschwinden zu lassen, aber Gott

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