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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hat Sie in seinen besonderen Schutz genommen; er wird nicht zugeben, daß Ihnen ein Haar Ihres Hauptes gekrümmt werde.“
    „Sie erschrecken mich! Wovon sprechen Sie?“
    „Ich will es Ihnen sagen, Madame“, antwortete er, ganz trunken von der Nähe eines so herrlichen Wesens. „Hier in der Nähe wohnt Graf Alfonzo de Rodriganda unter einem falschen Namen; er hat aus Paris einen Mörder mitgebracht, der Sie töten soll, aber dieser Mann ist nur mit nach Deutschland gegangen, um Sie zu warnen. Mehr kann ich nicht sagen, adieu!“
    Ehe ihn jemand halten oder fragen konnte, war er verschwunden. Die drei Damen standen einander regungslos gegenüber.
    „Was war das?“ fragte Rosa.
    „Gott, bin ich erschrocken!“ seufzte die Mutter.
    „Ist das Wahrheit oder Mystifikation?“ fragte Fräulein Sternau.
    „Das war Wahrheit“, sagte Rosa.
    „Ja, dieser Mann war kein Lügner!“ stimmte Frau Sternau bei.
    „Aber wer war er?“
    „Er nannte den Namen seiner Schwester, Annette Mason.“
    „War er selbst der gedungene Mörder?“
    „Seine Worte machen es wahrscheinlich!“
    „Also der Graf ist in der Nähe!“
    „Aber wo?“
    „Mein Kind, rufe einmal Ludewig!“ bat die bedachtsame Mutter.
    Die Tochter rief den Gehilfen. Er erschein augenblicklich.
    „Wissen Sie, wie der Mann heißt, den Sie eben zu uns brachten?“ fragte Frau Sternau.
    „Nein.“
    „Auch nicht, wer er ist?“
    „Er ist Diener.“
    „Bei wem?“
    „Bei einem italienischen Marchese.“
    „Wo befindet sich dieser?“
    „Beim Lehrer Wilhelmi in Genheim.“
    „Bei Wilhelmi? Wie kommt ein Marchese in das Schulhaus?“
    „Er hat beim letzten Unglück den Arm gebrochen, und der Arzt ließ ihn hinschaffen.“
    „Hast du ihn gesehen?“
    „Nein.“
    „Oder gehört, ob er jung ist oder alt?“
    „Nein.“
    „Hm! Laß anspannen!“
    „Sogleich?“ fragte er, als er sah, daß es sich um etwas Wichtiges handeln müsse.
    „Sofort!“ beschied sie ihn.
    Ludewig eilte hinaus, und Rosa fragte die Mutter:
    „Sie wollen ausfahren?“
    „Ja, und Sie sollen mit.“
    „Wohin?“
    „Nach Genheim, um uns diesen Marchese anzusehen.“
    „Das ist auffällig, Mama!“
    „Nein. Der Lehrer ist ein Cousin von mir.“
    „Und wenn es der Graf wäre, der sich bei ihm befindet?“ fragte Rosa besorgt.
    „So lassen wir ihn auf der Stelle festnehmen.“
    „Aber die Gefahr, in die wir uns begeben! Ich habe einen anderen Vorschlag.“
    „Welchen?“
    „Wir fahren nach Mainz zum Staatsanwalt und nehmen denselben mit.“
    „Kind, das ist ein sehr kluger Einfall. Machen wir schnell Toilette, daß wir keinen Augenblick versäumen.“
    „Ist Eile so dringend nötig?“
    „Ja, sonst fliegt der Vogel aus.“
    „Gerade jetzt?“
    „Gewiß. Dieser brave Mann ist ehrlich. Er hat uns gewarnt, aber er wird es auch dem Grafen sagen, daß er uns gewarnt hat. Und was dann geschieht, das kann man sich denken.“
    „Er wird sofort abreisen.“
    „Und lieber alles andere im Stich lassen, denn wenn er festgenommen würde, so hätte er sein ganzes Spiel verloren. Darum müssen wir eilen!“ –
    Gerard hatte das Zimmer und das Schloß verlassen und wollte nach Mainz zurückkehren, aber er war so entzückt, so aufgeregt, daß er beschloß, nicht die Straße zu gehen, sondern, den Wald durchquerend, die Einsamkeit zu genießen.
    So wanderte er langsam in der angenommenen Richtung weiter, als er plötzlich eine Blöße erreichte, auf der ein einsames Häuschen stand. Es war die Wohnung des Waldhüters Tombi.
    Dieser befand sich vor derselben und baute an einem der Läden herum, als er den Fremden kommen sah. Beide standen und blickten einander an.
    „Wer sind Sie?“ fragte Tombi.
    „Ein Fremder, der durch den Wald nach Mainz will“, antwortete Gerard. „Und wer sind Sie?“
    „Ich bin Forsthüter.“
    „Bei wem?“
    „Beim Herrn Hauptmann von Rodenstein. Haben Sie es so eilig, daß Sie gerade durch den Wald gehen wollen?“
    „Nein; es war eine kleine Laune von mir.“
    „Sie sprechen das Deutsche recht fremd.“
    „Ich bin Franzose.“
    „Ah, und ich Spanier.“
    „Spanier? Ist's wahr?“
    „Ja, ich bin ein spanischer Zigeuner.“
    Gerard dachte sofort an das geschriebene Notizbuch. Was der Waldhüter las, erfuhr sicherlich niemand, denn wer kümmerte sich um einen Zigeuner.
    „Darf man bei Ihnen ein bißchen ausruhen?“ fragte er daher.
    „Gewiß! Kommen Sie mit herein in die Stube.“
    Die Männer traten ein und unterhielten sich dort über alle

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