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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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toller! In Rheinswalden weiß man, daß ein gewisser Graf Alfonzo de Rodriganda von Spanien nach Deutschland gekommen ist.“
    „Bist du verrückt?“
    „Nein“, kicherte der Franzose listig, „man hat mir kein Gift gegeben, wie der Gräfin Rosa, ich bin also noch nicht wahnsinnig.“
    „Mensch!“ brauste Alfonzo auf.
    „Pst, Monsieur, lassen Sie uns leise reden!“ warnte Mason in überlegenem Ton. „In Rheinswalden weiß man sogar, daß dieser Don Alfonzo sich bereits in Deutschland befindet, ja, daß er hier unter dem Namen eines Marchese d’Acrozza bei einem Lehrer wohnt.“
    Alfonzo antwortete nicht. Er brauchte einige Zeit, um sich zu sammeln, dann sagte er:
    „Ist das möglich?“
    „Ja. Ich glaube sogar, daß man bereits unterwegs ist, um diesen Alfonzo, der aber ein geborener Cortejo ist, festzunehmen.“
    Da verriet sich der Spanier, indem er sagte:
    „Pah, sie mögen kommen! Sie werden mich nicht erkennen, denn ich trage ja die Maske, die mir Papa Terbillon angefertigt hat.“
    „Oh, diese Maske ist bereits sehr hinfällig geworden, Monsieur. Die Schminke entfärbt sich, die Falten trocknen aus, und der Bart wird von dem natürlichen Haar, welches nachwächst, abgestoßen. Ein leidlicher Polizist wird sofort erkennen, daß alles Kunst ist; ich bin überzeugt davon.“
    „So gehen wir von hier fort und suchen einen sicheren Ort. Ich verlasse Deutschland jedenfalls nicht eher, als bis diese Rosa tot ist!“
    „Sie wird nicht sterben; sie ist bereits gewarnt, Monsieur.“
    „Ah! Wer sollte sie gewarnt haben? Es weiß niemand von unserem Vorhaben!“
    „Ich selbst habe sie gewarnt“, sagte Gerard aufrichtig.
    „Du?“ fragte Alfonzo. „Mensch, fällt es dir ein, Spaß mit mir zu treiben?“
    Da trat der Franzose näher, legte ihm seine mächtige Faust auf die Schulter und sagte:
    „Monsieur, hören Sie, daß ich im Ernst zu Ihnen spreche! Ich bin Gerard Mason, der Garotteur; man kennt mich in meinen Kreisen als einen braven Kerl, mit dem aber nicht zu spaßen ist. Dieser Doktor Sternau hat meine Schwester mit eigener Lebensgefahr aus der Seine gefischt; ich werde es nicht dulden, daß ihm oder einem der Seinigen ein Haar gekrümmt werde. Sie wollen seine Frau töten, die für Ihre Schwester gilt. Wir stehen uns gleichberechtigt gegenüber. Sie sind weder ein Marchese, noch ein Graf. Ich bin Gerard Mason, der Garotteur, und Sie sind Alfonzo Cortejo, der Betrüger, Giftmischer und Mörder. Wir sind uns ebenbürtig, und ich sage Ihnen, daß Doktor Sternau mit all den Seinen unter meinem Schutz steht. Ich war bis jetzt in Ihren Diensten und werde nicht hinterlistig an Ihnen handeln. Ich habe die Familie Sternaus zwar gewarnt, aber ich habe Sie nicht verraten. Sie haben Zeit zur Flucht. Kehren Sie augenblicklich nach Spanien zurück! Ich werde Frau Sternau überwachen, und sage Ihnen: Geschieht ihr das geringste Leid von Ihnen, so sterben Sie unter den unerbittlichen Fäusten des Garotteurs. Denken Sie nicht, daß Sie mächtiger sind, als ich es bin. Ihre Macht bestand in dem Geld. Sie haben keins mehr; diese Macht befindet sich jetzt in meinen Händen. Vergessen Sie nicht, was ich Ihnen sagte, ich werde Wort halten. Leben Sie wohl, Monsieur!“
    Er preßte mit seiner Faust die Schulter Alfonzos, daß diesem ein lauter Schmerzensschrei entfuhr, und trat zurück – um dann im Dunkel des Abends zu verschwinden.
    Alfonzo stand da, als hätte ihn der Schlag gerührt. Alles war vergebens. Er erkannte, daß mit diesem schrecklichen Mann nicht zu spaßen sei.
    „Diese Macht befindet sich jetzt in meinen Händen! Was wollte er damit sagen?“
    Mit diesen Worten kehrte Alfonzo in das Haus zurück und begab sich nach seinem Zimmer. Dort angekommen zündete er die Lampe an und öffnete den Koffer. Mit einem Ruf des Schreckens fuhr er zurück.
    „Fort! Alles fort! Die Brieftasche und die Beutel! Sechzigtausend in Scheinen und zehntausend in Gold! Dieser Dieb!“
    Alfonzo starrte mit weit offenen Augen auf die leeren Stellen, an denen sich das Verschwundene befunden hatte, und murmelte:
    „Es bleiben mir noch dreihundert Franken, die ich zufälligerweise in meiner Börse habe. Ich muß fliehen, sogleich! Er sagte ja, daß die Verfolger unterwegs seien. Aber diese kleine Summe wird reichen, bis ich zu einem Bankier komme, dem ich mich ohne Gefahr vorstellen kann. Glücklicherweise habe ich meine Legitimationen nicht im Portefeuille gehabt, sonst wären auch sie verschwunden.“
    Er packte in den Koffer

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