44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens
Süd und lenkte einige Seemeilen vor der Höhe von Kapstadt gerade nach Ost um.
Als er sich in dieser Breite befand, war es Nacht, und er konnte also ungesehen sich der Küste nähern. Dort suchte er einige Zeit vor dem vollen Anbruch des Tages, also beim ersten Morgengrauen eine einsame Bucht auf, in der er vor Anker ging, ohne von jemand gesehen worden zu sein.
Dann schrieb er einen Brief an seinen Agenten in Kapstadt, dem er vertrauen konnte, und der die Aufgabe hatte, alle eingehenden Briefe und Depeschen für ihn aufzubewahren. Diesen Brief erhielten zwei Leute, die ein Fahrzeug bestiegen, ein Segel setzten, und nach Kapstadt fuhren.
Sie erreichten diese Stadt unbehelligt, und während der eine im Boot blieb, ging der andere zu dem Agenten, der den Brief las.
„Es ist ein Glück, daß Ihr Euch versteckt habt“, meinte derselbe, als er fertig war. „Ein Deutscher, der gestern abend auf einer Dampfjacht hier einlief, hat angezeigt, daß Kapitän Landola gleichbedeutend ist mit dem Piraten Grandeprise.“
„Ist er noch hier?“ fragte der Mann.
„Ja; er nimmt Kohlen ein; sein Vorrat ist auf die Neige gegangen.“
„Wie heißt er?“
„Sternau. Und der Kapitän der Jacht heißt Helmers. Der Gouverneur hat alle Agenten zu sich beordert, um sie zu warnen, mit Landola auch nur schriftlich zu verkehren, oder alle Korrespondenzen, die sich auf ihn beziehen, sofort an die Behörde abzuliefern. Auch ich bin gezwungen, vorsichtig zu sein. Zwar werde ich jetzt eine Depesche, die ich gestern erhielt, noch aushändigen, weiter aber kann ich für die nächste Zeit nichts mehr wagen.“
Der Agent gab dem Mann danach die Depesche, die geöffnet, aber in einer Art von Chiffreschrift abgefaßt war, und dieser entfernte sich. Er hatte von Landola die Weisung erhalten, sich so genau wie möglich nach der Jacht zu erkundigen, und ging deshalb nach dem Hafenteil, an dem sie vor Anker lag.
Er hatte diesen Ort jedoch noch nicht erreicht, so begegnete ihm ein Mann, der bei seinem Anblick wie sinnend stehen blieb und sich dann wieder umwandte, um ihn anzuhalten. Der Fremde trug die Tracht eines gut situierten Seemannes.
„Holla, Junge“, sagte er, „zu welchem Schiff gehörst du?“
„Zu dem Amerikaner da draußen“, antwortete schnell gefaßt der Pirat und deutete nach einer amerikanischen Brigg, an der er bei seiner Einfahrt in den Hafen vorübergekommen war.
„So, so“, meinte der andere zweifelnd. „Ich glaube dich bei einem anderen Schiff gesehen zu haben. Kennst du Funchal, mein Bursche?“
„Ja.“
„Wann warst du dort?“
„Vor langen Jahren; ich diente damals auf einem Franzosen.“
„So? Da kennst du wohl auch die lange, dürre Mutter Dry?“
„Kann mich nicht besinnen. Es ist zu lange her.“
„Hm, ich dachte, dich vor nicht gar zu langer Zeit dort gesehen zu haben. Hast du einmal etwas von ‚Jeffrouw Mietje‘ gehört?“
„Nie.“
„Dann irre ich mich allerdings. Ich dachte wirklich, du gehörtest noch vor kurzem auf die ‚Péndola‘, Kapitän Landola.“
„Kenne den Mann nicht, habe überhaupt keine Zeit. Adieu!“
Der Pirat ging weiter, aber hinter der nächsten Ecke blieb er einen Augenblick stehen, um hinter ihrem Schutz vorsichtig zu lugen, und da sah er, daß der Fremde ihm folgte. Er erkannte sofort, daß es gefährlich sei, sich länger aufzuhalten, und suchte deshalb rasch seine Zille auf, mit er er sofort die Stadt verließ.
Der Fremde, der ihn angeredet hatte, war kein anderer als Helmers, der zum Hafenmeister gehen wollte, um seine Papiere zu klären, denn die ‚Rosa‘ war fertig mit der Aufnahme der Kohlen und sollte wieder in See stechen.
Er erinnerte sich ganz genau des Gesichtes des Mannes und schöpfte Verdacht, daher folgte er ihm von weitem und kehrte, als er vom Land stieß, schnell zu der Jacht zurück, auf der er Sternau traf.
„Herr Sternau, sehen Sie die Zille, die dort draußen hält?“ fragte er.
„Ja.“
„Es sitzen zwei Kerle darin, von welchen der eine noch vor kurzem auf die ‚Péndola‘ gehörte. Er sagte mir, daß er auf dem Amerikaner da draußen diene, aber ich glaube es ihm nicht, denn die Zille war verdammt wenig amerikanisch gebaut. Hier gibt es vielleicht eine Spur. Setzen Sie das Boot und lassen Sie ihn von zwei Mann verfolgen, aber so, daß er nichts merkt. Ich wäre selbst dabei, aber ich muß auf das Hafenamt.“
Helmers verließ das Schiff, und Sternau folgte seinem Rat. Er bemerkte bald, daß die Zille nicht bei dem
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