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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hinreißen lassen.
    „Einer besonderen Galauniform bedarf es nicht, mein bester Herr von Rodenstein“, sagte der Herzog. „Die Dame, die ich meine, ist sehr anspruchslos; Sie können Ihres Amtes gerade in demselben Kostüm walten, das Sie gegenwärtig tragen. Darf ich Ihnen die Zeit angeben, wann ich die Werbung von Ihnen getan wünsche?“
    „Jawohl, jawohl! Ich bin in jedem Augenblick bereit!“
    „Nun gut, so haben Sie die Güte, sofort zu beginnen.“
    „Sofort? Wie meinen Sie das, Exzellenz?“
    „Ich meine, daß Sie jetzt, in dieser Minute, die betreffende Dame fragen sollen, ob sie mich mit ihrer Hand und dadurch uns alle beglücken will.“
    „Jetzt! In dieser Minute! Die betreffende Dame!“ rief der Hauptmann ganz verwirrt. „Das klingt ja, als ob die Dame sich hier befände.“
    „Allerdings befindet sie sich hier. Flora, du sitzt neben dem Herrn Hauptmann; sage ihm den Namen.“
    Flora beugte sich zum Ohr des Hauptmanns hinüber und flüsterte ihm den Namen in das Ohr. Da machte dieser ein Gesicht, als ob er eine Ohrfeige erhalten habe, streckte die Hände wie abwehrend von sich und sagte:
    „Sie scherzen, Durchlaucht! Aber ich sage Ihnen, daß meine brave Frau Sternau nicht die Dame ist, mit der ich spaßen möchte!“
    Doch Olsunna antwortete ernst:
    „Sie haben recht. Ich scherze keineswegs. Frau Sternau war in Spanien; sie ist eine Bekannte von mir. Ich habe sie geliebt, als sie noch eine Señorita Wilhelmi war, und dieser Liebe gebe ich jetzt Ausdruck, indem ich ihr meine Hand antrage. Mein Rang kommt hier gar nicht in Betracht, ich trete in das Stilleben zurück und erkläre den Herrn Doktor Sternau für meinen Sohn, der mein Nachfolger und der Träger aller meiner Ehren werden soll.“
    Diese Erklärung war für Rosa und Fräulein Sternau fast ebenso überraschend, wie für den Hauptmann.
    „Das ist entweder ganz toll, oder die reine Wahrheit!“ rief der letztere.
    „Es ist die reine Wahrheit; tun Sie also jetzt Ihre Pflicht, Herr Hauptmann!“
    Dieser befand sich noch immer in einer großen Verlegenheit. Die ganze Sache war ihm so ungeheuerlich, daß er nicht daran glauben konnte. Wollte man ihn narren? War es vielleicht in Spanien erlaubt, solche Scherze zu treiben? Aber der Ton des Herzogs war ein so ernster, fast befehlender. Es war ja alles möglich. Hatte doch auch Gräfin Rosa den Doktor Sternau zum Mann genommen! Es mußte gesprochen werden, es mochte daraus werden, was nur wolle; darum nahm er eine möglichst würdevolle Haltung an und sagte, zu Frau Sternau gewandt:
    „Meine liebe Frau Sternau, ich weiß allerdings nicht, woran ich eigentlich bin, aber Sie haben ja selbst gehört, daß ich nicht anders kann. Seine Durchlaucht, der Herzog Eusebio von Olsunna gibt mir den ehrenvollen Auftrag, Sie um Ihre Hand für ihn zu bitten. Weiß Gott, diese Hand ist brav; sie ist ebenso viel wert, wie die Hand einer Hofdame! Sie wissen besser als ich, ob es im Scherz gemeint ist. Ist es aber wirklich Ernst, so wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen Glück zu dieser Verbindung und ersuche Sie, mir eine klare und offene Antwort zu geben!“
    Da stand die Befragte auf, reichte ihre Linke dem Oberförster und ihre Rechte dem Herzog und antwortete:
    „Mein bester Herr Hauptmann, es ist wirklich ernst gemeint. Ich danke Ihnen herzlich und erkläre, daß ich bereit bin, die Gemahlin eines Herzogs zu werden, nicht des Glanzes wegen, sondern um derer willen, die ich liebe und welche diese Verbindung wünschen.“
    Da sprang Flora auf sie zu und schloß sie in ihre Arme.
    „O, Mutter, jetzt habe ich eine Mutter, die ich lieben kann! Wie glücklich machst du deine Tochter!“
    Das hagere Gesicht des Herzogs glänzte vor Freude.
    Rosa konnte das alles noch nicht so recht verstehen, auch Fräulein Sternau ging es so, doch traten beide herbei, um den Verlobten ihre Glückwünsche darzubringen.
    An der Tür stand Ludewig wieder.
    „Ist dies Komödie oder Wahrheit?“ brummte er. „Unsere Frau Sternau eine Herzogin dahier! Das hätte ich ihr doch nicht angesehen! Wie sich so eine Frau doch verstellen kann; vielleicht war sie auch bloß inkognito auf Rheinswalden!“
    Und hinter der Tür lauschte einer, dem das Herz in banger Erwartung stürmisch klopfte – Otto von Rodenstein. Er wußte, daß jetzt die Entscheidung kommen werde, und wünschte nichts sehnlicher, als daß sie bald vorüber sei.
    Der Hauptmann begriff jetzt endlich, daß man keinen Scherz getrieben habe; er konnte zwar das ungeheure

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