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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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rief:
    „Ihre Tochter, die Prinzessin? Wenn vorhin alles Ernst war, so ist doch dies hier Scherz!“
    „Glauben Sie wirklich, daß der Herzog von Olsunna seine einzige Tochter einem armen Künstler geradezu anbietet, um sich nur einen Spaß zu machen? Meine Tochter liebt Ihren Sohn; er ist es wert; sie sollen glücklich sein, darum gab ich ihnen mein Jawort. Jetzt tun Sie, was Sie vor uns, vor Gott und Ihrem Vaterherzen verantworten können!“
    Da legte der Hauptmann die beiden Hände an seine Stirn.
    „Bin ich irrsinnig? Mein Sohn und die Tochter des Herzogs von Olsunna? Sollte ich mich wirklich so gewaltig in ihm geirrt haben? Sollte er wirklich so ein Sapperlot sein, der sich an eine Prinzessin wagt? Hole mich der Kuckuck, dann wäre ich ja der dümmste Kerl gewesen, den es nur geben kann! Aber, Durchlaucht, wo ist er denn? Wenn Sie ihm die Hand Ihrer Tochter geben wollen, so müssen Sie doch wissen, wo er sich befindet!“
    „Hier bin ich, Vater, hier!“ rief es von der Tür her.
    Und Otto drang herein, eilte auf den Vater zu und faßte ihn bei beiden Händen.
    „Was, hier?“ fragte der Hauptmann. „Das habe ich dir verboten. Beweise mir erst, daß alles wahr ist, sonst glaube ich es nicht!“
    „Es ist wahr!“ bestätigte da Flora, indem sie näher trat, ihren Verlobten umarmte und küßte und dann die Arme um den Hauptmann schlang.
    „Nicht wahr, lieber Papa, Sie sind ihm nicht mehr bös?“ schmeichelte sie. „Er hat Sie so lieb; er hat so sehr getrauert, und ohne Ihre Liebe ist es mir ganz unmöglich, ihn glücklich zu machen!“
    Da rieb der Hauptmann sich abermals die Stirn und fragte:
    „Prinzessin, Blitzmädel, ist's wahr, du umarmst den alten Rodenstein?“
    „O, ich küsse ihn sogar, denn ich habe ihn bereits recht lieb!“ So antwortete Flora, und ehe der Hauptmann sich's versah, fühlte er ihre vollen, warmen Lippen ein-, zwei-, dreimal auf seinem bärtigen Mund.
    Da warf er jubelnd die Arme in die Luft und rief:
    „Es ist wirklich wahr! Mein Junge heiratet eine Herzogin! Er ist ein Kerl, vor dem sogar ein König Respekt haben muß! Viktoria! Halleluja! Hosianna, Davids Sohn! Hussa! Hurra! Ludewig, lauf, renn' hinunter in den Hof. Die Kerle sollen sogleich ihre Jagdhörner hernehmen und dreißigtausend Fanfaren blasen, bis ihnen der Atem ausgeht!“
    Im Nu war der treue Jagdgehilfe verschwunden. Der Hauptmann aber breitete die Arme aus, so weit er konnte, und rief:
    „Kommt an mein Herz, Kinder, alle, alle! Verzeiht dem alten Rodenstein, daß er ein solcher Dummian gewesen ist, sich und seinem guten Jungen das Leben so sauer zu machen. Von nun an aber soll es anders werden!“
    Jetzt flossen allerseits die hellsten Freudentränen, denn das Glück drängt die heißen Tropfen ebenso aus dem Herzen wie das Leid. Eine solche Freude war auf Schloß Rheinswalden noch gar nicht erlebt worden, und bis in die späte Nacht saßen die Versöhnten und Vereinten beisammen, um sich einer an der Wonne des anderen zu berauschen.
    Den einzigen Schattenpunkt bildete der Zustand des Grafen Emanuel, der bei all dem Jubel teilnahmslos blieb, und die Abwesenheit Sternaus.
    Man beschloß, den letzteren sofort von allem zu benachrichtigen, sobald man eine sichere Adresse von ihm erfahre. Dies geschah auch später, und wir werden noch erfahren, ob dieser Brief an ihn gelangt ist oder nicht. – – –
    Nachdem der Pirat Landola von Sternaus Jacht ‚Rosa‘ einen so gehörigen Denkzettel erhalten hatte und die von ihm gegen den Feind ausgesandten Barken samt der Mannschaft durch wohlgezielte Kugeln Helmers in den Meeresgrund versenkt worden waren, sah er ein, daß er seine Absicht, die Jacht und den englischen Kauffahrer zu erbeuten, unmöglich erreichen werde, und segelte nach Süden. Der ‚Gruß aus Rodriganda‘ war ihm ein Rätsel. Derjenige, der ihm denselben zugerufen hatte, war sicherlich ein Feind; daran konnte gar nicht gezweifelt werden; aber Landola konnte sich nicht denken, wer es sei. Immerhin sagte er sich, daß die Jacht jedenfalls nach dem Kap dampfen werde, um dort Anzeige zu machen, und traf daher seine Vorkehrungen danach.
    Er selbst mußte nach Kapstadt, um dort Nachrichten einzunehmen, die vor einigen Tagen noch nicht eingegangen gewesen waren, und doch durfte er sich nicht sehen lassen, da die Jacht jedenfalls vor ihm dort anlangte und gewiß sofort Anzeige erstattete. Dabei hielt er weit nach West über den eigentlichen Kurs hinaus, um keinem Fahrzeug zu begegnen, ging dann nach

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