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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erfahrenen Kapitän recht geben und bemerkte also, daß er sich seiner Einsicht fügen werde. In kürzester Zeit fuhr darauf die ‚Rosa‘ zum Hafen von Kapstadt hinaus, um die hohe See zu gewinnen. – – –
    Es war zwei Wochen später, da saß drüben in Mexiko ein wunderhübsches Mädchen in ihrer Hängematte und hielt zwei Briefe in der Hand. Den einen hatte sie bereits gelesen, und der andere, auf dem jetzt ihr schönes Auge ruhte, lautete:
    „An Miß Amy Lindsay, Mexiko.
    Teure Miß!
    Es waren sehr eigentümliche Verhältnisse, unter denen Sie Rodriganda verließen, und da ich wohl annehmen darf, daß Sie die Entwicklung derselben zu hören wünschen, so glaube ich, auf Ihre Verzeihung rechnen zu können, wenn ich mich zum Berichterstatter anbiete.
    In der Anlage erhalten Sie, da ich jetzt Muße besitze, eine ausführliche Darstellung aller Ereignisse bis auf den heutigen Tag, und Sie werden aus dem Schluß ersehen, daß ich diese Zeilen hier in Greenock auf einem Ihrer Wohnsitze und als Gast des Herr Advokaten Millner schreibe. Morgen reise ich ab, und so Gott will, finde ich die Spur des Herrn von Lautreville, der sich als Gefangener an Bord der ‚Péndola‘ befindet.
    Da Sie heute die gegenwärtige Adresse von Rosa erfahren, so darf ich vielleicht hoffen, daß Rosa ein freundliches Lebenszeichen von Ihnen erhält. Sobald ich nur einigen Erfolg habe, wird Ihnen derselbe gemeldet von
    Ihrem ergebenen
Karl Sternau.“
    Dies war der Begleitbrief. Nun begann sie die Einlage zu lesen. Sie erfuhr daraus alles, was sich seit ihrer Abreise von Rodriganda ereignet hatte, auch die Vermählung ihrer Freundin mit Sternau, und dies brachte sie dann wieder auf die trüben Gedanken über das unerklärliche Verschwinden ihres Geliebten.
    Wie oft hatte sie an diesen gedacht, und nun erfuhr sie, daß er als Gefangener mitgeschleppt werde, hinaus in die weite Welt, hinauf auf das unendliche Weltmeer! Warum? Was hatte er verbrochen? Warum besaß er so grausame Feinde? Würde es Sternau, diesem braven, starken, kühnen Mann gelingen, ihn zu befreien? Amy saß und sann und merkte gar nicht, daß ihr dabei eine Träne um die andere aus den schönen Augen perlte.
    Da wurde sie aus ihrem trüben Sinnen gestört. Die Dienerin erschien und meldete ihr Señorita Josefa Cortejo.
    Sie wischte schnell die verräterischen Tränen fort und hatte noch nicht Zeit, die Briefe wegzulegen, als bereits die Angemeldete erschien.
    Die beiden Damen hatten sich in einer Tertulia kennengelernt. Unter einer Tertulia versteht man in Mexiko eine gesellige Zusammenkunft von Herren und Damen, die nur den Zweck der Unterhaltung hat. Bei dieser Gelegenheit war Josefa Cortejo ihr vorgestellt worden und hatte sich nicht wieder von ihrer Seite fortbringen lassen.
    Josefa Cortejo mit den unangenehmen Eulenaugen war Miß Amy Lindsay gleich im ersten Moment widerwärtig; sie hatte sie daher auch gar nicht aufmunternd behandelt, war aber von ihr bei ähnlichen Zusammenkünften immer wieder von neuem aufgesucht worden, und gestern hatte Señorita Josefa sogar um die Erlaubnis gebeten, Miß Amy besuchen zu dürfen. Amy konnte diese Bitte nicht abschlagen, ohne ganz und gar unhöflich zu sein, und die Folge war der jetzige Besuch.
    Als die Angemeldete eintrat, erhob sich Amy mit einem Lächeln, das zwar höflich, aber nicht sehr freundlich war. Diese Josefa war förmlich zudringlich, trotzdem Amy sich nicht einmal erkundigt hatte, wer oder was ihr Vater eigentlich sei. Sie pflegte das bei Personen, die ihr gleichgültig oder gar unsympathisch waren, niemals zu tun.
    „Sie verzeihen, beste Miß, daß ich störe“, sagte Josefa mit einer Verneigung, die verbindlich sein sollte, zu der aber ihre Gestalt nicht die nötige Eleganz besaß.
    „O bitte, ich heiße Sie willkommen“, lautete die kühle Antwort.
    Als ihr ein Sitz angewiesen war, fuhr Josefa fort:
    „Ich würde von der mir gestern gewährten Erlaubnis so baldigst keinen Gebrauch gemacht haben, wenn mir nicht ein Besuch meines Vaters die Gelegenheit dazu geboten hätte. Er befindet sich gegenwärtig bei Don Lindsay.“
    „Ach, Ihr Vater ist bei dem meinigen?“ fragte Amy verwundert.
    „Ja. In einer Geschäftsangelegenheit, die mein Vater mit dem Ihrigen als dem Vertreter Englands zu besprechen hat. Ich schloß mich ihm an, weil ich mich freue, die Bekanntschaft einer Dame von wirklicher Distinktion gemacht zu haben. Man ist in dieser Beziehung hier nur auf sich selbst angewiesen.“
    Amy warf einen

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