45 - Die Banditen von Antares
neben mir her. »Weißt du, warum er dich wiedersehen will, Drajak?« platzte er plötzlich heraus. »Es ist offensichtlich. Er will, daß du Prinzessin Nandisha verläßt und für ihn und Strom Logan arbeitest.« Er legte den Kopf schief. »Wirst du das tun?«
»Nein.«
Danach gingen wir schweigend weiter.
Die grundverschiedenen Ereignisse, die sich in meiner Umgebung ereignet hatten, waren auf irgendeine geheimnisvolle Weise miteinander verbunden. Das spürte ich ganz deutlich. Das Fehlen jeglichen Eingreifens seitens der Herren der Sterne unterstrich den Ernst der derzeitigen Situation. Die langfristigen Pläne der Everoinye mußten viele Perioden in die Zukunft reichen. Ihre Sorge galt den Numim-Zwillingen. Außerdem hatten sie gesagt, daß es ihnen gleichgültig sei, wer die Krone trug, solange dem Löwenmädchen und dem Löwenjungen nichts geschah.
Welche Rolle würden die beiden in der Zukunft Kregens spielen? Wie immer konnte ich das nicht einmal erahnen, und nur die Jahre würden die Antwort bringen.
Fanfarenstöße durchdrangen die warme Luft; sie waren rauh und befehlend, kamen immer näher, und die Menge spritzte auseinander. Alle wichen wie aufgeschreckte Hühner auf einem Bauernhof beiseite, die ein heranbrausendes Gespann vertreibt. Dimpy und ich sprangen zur Seite, schwangen uns auf eine halbhohe Säule und schauten uns das Schauspiel an.
Vor dem Trompeter marschierten Bewaffnete, die dafür sorgten, daß niemand mehr im Weg stand. Die Trompeter trugen prachtvolle Gewänder; bei ihrem Anblick drängte sich mir sofort der Gedanke an übertrieben herausgeputzte Stutzer auf. Danach kam eine Schar von Standarten- und Flaggenträgern. In der Hauptsache waren es rote Farbkombinationen. Mein Gesicht war eine reglose Maske, als ich mir das ansah. Junge Burschen tänzelten umher und versprühten anmutig parfümiertes Wasser; das Licht der Zwillingssonnen verlieh den Fontänen einen rosigen Schimmer. Wem auch immer diese Prozession unterstand, er hatte seine eigene Parfum-Patrouille.
Diese großartige Zurschaustellung von Macht und Reichtum ließ mich zu dem Schluß kommen, daß eine lange ermüdende Prozession folgen werde. Unruhig sah ich mich nach einem Weg um, der uns hier herausführen würde.
Ein Trupp lanzenbewaffnete Zorca-Kavallerie ritt vorbei, in der Mitte eine überdachte Sänfte. Der federgeschmückte Gherimcal war überladen mit vergoldeten Verzierungen und hatte seidene Vorhänge. Die Sklaventräger waren große, muskulöse Burschen, acht an jedem Ende. O ja, es war ein eindrucksvolles Schauspiel, da gab es keinen Zweifel, vorausgesetzt, man war einfältig genug, um sich von einer solch billigen Zurschaustellung von Macht beeindrucken zu lassen.
»Wer ist das?« wollte Dimpy wissen.
Hinter dem seidenverhüllten Fenster des Gherimcals war ein blasses Gesicht zu erkennen. Eine träge winkende Hand nahm zur Kenntnis, daß viele der Zuschauer mit gefalteten Händen auf die Knie sanken.
Vor unserer Säule warf sich ein haariger Brokelsh zu Boden, der die mehlbedeckte Kleidung eines Bäckers trug. Er schüttelte die gefalteten Hände und murmelte Gebete. Ein fetter kleiner Och neben Dimpy sah verächtlich auf ihn hinab. Er zeigte mit der mittleren linken Hand auf die prächtige Prozession.
»Das, junger Herr, ist San Volarminanster, San Volar, der Hohepriester des lächerlichen Kultes von Tolaar.«
Dimpy sprach leise das aus, was ich dachte.
»Ich habe Tolaar immer für die am weitesten verbreitete Religion gehalten.«
Der Och spuckte aus. »Am weitesten verbreitet, das schon. Aber es sind alles Onker!«
Der Brokelsh versuchte kniend seine Verehrung zum Ausdruck zu bringen und gleichzeitig denjenigen, der seinen Hohenpriester verunglimpfte, mit einem haßerfüllten Blick zum Schweigen zu bringen.
Ich versetzte Dimpy einen Rippenstoß.
»Hier wird es gleich schon wieder einen Kampf geben. Verschwinden wir.«
Bewaffnete Männer bildeten den Schluß der Prozession. Als sie vorbeizogen, versammelten sich Leute um die halbhohe Säule. Ich drängte mich durch und zerrte Dimpy fast hinter mir her. Wütende Stimmen erhoben sich. Schreie, Drohungen und Gegendrohungen hallten durch die Luft. Wir liefen weg.
Nach nicht einmal einem Dutzend Schritten ertönten hinter uns die satten Geräusche von Schlägen und Schmerzensschreie.
»Onker«, sagte ich.
Wir liefen etwas langsamer. Dieser junge Teufel Dimpy hätte sich mit Begeisterung ins Getümmel gestürzt, um ein paar Köpfe
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