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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bin es. Und nun versuchen Sie einmal, mich zu halten!“
    Der Rittmeister war doch mutig genug, ihm nahe zu treten. Er gebot:
    „Und wenn Sie es zehnmal sind. Sie bleiben mein Gefangener. Legen Sie die Waffen ab!“
    „Das dürfte mir schwerlich einfallen! Übrigens haben Sie nur Ihre Degen, Señores, ich dürfte den Revolver ziehen, so wären Sie verloren; aber ich tue es anders. Ich habe gesagt, daß ich Ihr Feind nicht bin, und bitte nochmals, mich zu entlassen.“
    „Sie bleiben!“ gebot der Rittmeister.
    „Nun denn, Sie wollen es nicht anders!“
    Er erhob blitzschnell die Faust, und in derselben Sekunde krachte der Rittmeister besinnungslos zu Boden. Ehe die beiden Leutnants nur einen Gedanken haben konnten, stand er auch schon vor ihnen – zwei Faustschläge, und auch sie lagen auf der Erde; er hatte sich die Bahn frei gemacht.
    Er ging. Als er in den Hof kam, empfing ihn derselbe Unteroffizier.
    „Fertig?“ fragte dieser.
    „Ja. Laßt mich hinaus!“
    „Durch die Tür?“
    „Versteht sich, denn nun werdet Ihr ja glauben, daß ich allein bin!“
    „Na, so kommt.“
    Er trat an das Tor, um es zu öffnen. In diesem Augenblick kam eine dunkle Gestalt herangeschlichen; es war der Comanche, welcher einen Rundgang gemacht hatte. Die hohe Gestalt Sternaus fiel ihm auf; er trat heran und warf einen forschenden Blick auf ihn.
    „Der ‚Fürst des Felsens‘!“ rief er.
    „Der ‚Fürst des Felsens‘!“ erscholl es von Mund zu Mund.
    „Haltet ihn fest!“ rief der Comanche.
    Zugleich faßte er Sternau, um ihn fest zu halten.
    „Sei nicht dumm, Comanche“, gebot Sternau. „Wie kannst du den ‚Fürsten des Felsens‘ halten! Ich weiß, du willst meinen Tod nicht, ich den deinen auch nicht. Packe dich!“
    Er ergriff den Roten und gab ihm einen Stoß, daß er weit fort flog. Da aber wurde ein Fenster aufgerissen, und man sah den von der Lampe beschienenen Kopf des Rittmeisters erscheinen.
    „Ist er noch da?“ rief er in den Hof herab. „Nehmt ihn gefangen!“
    „Hier ist er! Haltet ihn, haltet ihn fest!“ rief es aus mehr als einem Dutzend Kehlen.
    Doppelt so viele Hände streckten sich nach ihm aus. Er riß den Stutzen von der Schulter und schlug ein gewaltiges Rad mit demselben; das war ein zwölffacher Hieb, den er austeilte, er bekam freie Bahn, nahm einen Anlauf und flog ebenso schnell über die Palisaden hinaus, wie er über dieselben hereingekommen war.
    Jetzt griff alles zu den Gewehren; man kletterte an den Planken empor und schoß nach ihm. Er hatte dies vorausgesehen und war im eiligsten Laufe um die nächste Ecke gebogen; daher flogen die Kugeln in eine falsche Richtung.
    „Zu den Vaqueros, zu den Vaqueros!“ rief der Rittmeister. „Sie mögen ihn fangen!“
    Das Tor wurde geöffnet, und mehrere Dragoner rannten zu den Herdenfeuern, um die Vaqueros zu unterrichten; da aber bog Sternau wieder um die Ecke herum und schlich sich zu den Pferden. Vier von ihnen weideten auf einem besonderen Platz, das waren jedenfalls die Offizierspferde, die besten von allen. Er sprang hinzu, löste die Fessel des einen, schwang sich auf und galoppierte davon, ehe noch einer der Vaqueros erfuhr, um was es sich handle.
    Die Dragoner hatten heute abend den ‚Fürsten des Felsens‘ kennengelernt.
    Sternau ritt nicht direkt nach der Pyramide. Er wußte, daß man auf den Hufschlag seines Pferdes hören werde, und wandte sich daher der entgegengesetzten Richtung zu, machte nachher einen weiten Bogen und kam, da er sich so fern wie möglich von der Estanzia halten mußte, erst spät zu der Pyramide.
    Als man dort das Pferdegetrappel hörte, sah er sich plötzlich von den Wachen der Apachen umringt. Die Wilden rufen keinen Menschen an. Wäre dieser Reiter nicht Sternau gewesen, so hätte er sterben müssen, ohne daß eine Silbe gesprochen worden wäre.
    „Wo sind die Häuptlinge?“ fragte er.
    Er wurde zu ihnen geführt. Unmittelbar am westlichen Fuß des Bauwerks entsprang eine Quelle, man hatte sie entdeckt, und nun wurden die Pferde dort getränkt; die Häuptlinge hatten sich dort niedergelassen. Das war dieselbe Quelle, welche in früheren Zeiten den im Inneren der Pyramide befindlichen Brunnen gespeist hatte. Dort war das Wasser versiegt und hatte aus einem geognostischen Grund einen direkten Ausgang nach außen suchen müssen.
    Sternau teilte mit, was er gesehen und gehört hatte. Es war sicher, daß diese Nacht nicht die mindeste Störung vorkommen, aber ebenso sicher war es, daß man morgen die

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