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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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befindet.“
    Da sprang der Bankier auf. Er hatte Mühe, das Zittern der Angst zu verbergen.
    „Ich sagte bereits, daß ich Sie gar nicht verstehe!“ beteuerte er.
    „Nun wohl, so gehe ich wieder“, erklärte Kurt, indem er sich erhob. „Ich kam als Herr von Platens Freund, um Sie zu schonen; da Sie dies nicht anerkennen, so werden Sie an meiner Stelle die Polizei erscheinen sehen.“
    „Ah, Sie wollen mir drohen? Ich fürchte sie nicht!“
    „Man wird suchen!“
    „Man wird nichts finden!“
    „Pah! Fühlen Sie sich nicht zu sicher! Man wird nicht bloß hier im Haus suchen.“
    „Wo noch, Herr Leutnant?“ fragte Wallner mit einem höhnischen Lachen, dem aber doch die geheime Angst anzuhören war.
    „Im Garten.“
    „Meinetwegen!“
    „Sogar im Gartenhaus.“
    „Immerzu!“
    „Hinter der Schwarzwälder Uhr.“
    „Ver –“
    Der Fluch blieb ihm im Mund stecken. Er machte ein Gesicht, als ob er einen Keulenschlag erhalten habe.
    „Sie sehen, daß ich so ziemlich allwissend bin“, fuhr Kurt fort. „Ich habe die bewußten Papiere an Herrn von Bismarck auszuliefern. Wollen Sie mir dieselben freiwillig überlassen oder nicht?“
    „Ich weiß von keinen Papieren!“ stieß der Bankier hervor.
    „Gut, so wird man hinter der Uhr suchen und nicht nur diese Papiere finden!“
    „Was sonst noch?“
    „Eine Sammlung von Juwelen, welche unterschlagen wurden, und deren rechtmäßiger Besitzer vor Ihnen steht. Wollen Sie noch nicht bekennen?“
    Da wankte Wallner; er mußte sich an der Lehne seines Stuhles festhalten.
    „Ich bin verloren!“ stöhnte er.
    „Noch nicht“, meinte Kurt ernst, aber mild. „Es gibt keinen Fehler, welcher nicht vergeben werden könne, sobald er nur bereut und eingestanden wird. Daß Sie mir mein Eigentum vorenthalten haben, werde ich Ihnen verzeihen, sobald Sie es mir wieder zurückerstatten. Und das andere läßt sich vielleicht noch arrangieren. Herr von Platen kann nicht weiter dienen als der Neffe eines Mannes, der sich des Hochverrats schuldig macht. Ich werde aus Rücksicht auf den Freund nach einem Ausweg suchen.“
    „Des Hochverrates?“ fragte Platen erstaunt.
    „Allerdings“, antwortete Kurt. „Sprich mit deinem Onkel. Ich werde mich einstweilen in das Nebenzimmer zurückziehen.“
    Er schritt, ohne eine Antwort abzuwarten, zur Tür hinaus. Im Vorzimmer nahm er auf einem Sessel Platz und wartete. Er hörte die Stimmen der beiden, bald leise, bald laut. Es verging eine lange Zeit, bis die Tür geöffnet wurde und Platen ihn bat, einzutreten. Man sah es dem letzteren an, daß er einen schweren Kampf gekämpft habe. Wallner saß wie zerschlagen auf einem Stuhl und holte Atem wie ein Fiebernder. Beim Eintritt Kurts erhob er sich und sagte mechanisch, als hätte er es auswendig gelernt:
    „Herr Leutnant, ich erhielt vor längerer Zeit eine Sendung aus Mexiko. Trotz aller Mühe, den Adressaten ausfindig zu machen, ist dies mir erst heute gelungen. Sie sind es. Ich werde Ihnen die Sendung unbeschädigt übergeben.“
    „Ich danke Ihnen“, meinte Helmers einfach.
    Nach einer Pause, während welcher Wallner nach Luft zu schnappen schien, fuhr er fort:
    „Vor einiger Zeit deponierte ein Unbekannter, der sich Parkert nannte, einige Schriften bei mir. Ich kenne ihren Inhalt nicht, weiß aber, daß ein gewisser Helbitoff ihn erfahren soll. Die Schriften sollten abgeholt werden. Von wem, das weiß ich nicht. Da Sie mir versichern, daß ihr Inhalt ein für mich gefährlicher sei, so bin ich froh, sie Ihnen überliefern zu dürfen, und gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß ich niemals ein solches Depositum wieder annehmen werde. Wollen Sie sich mit nach meinem Gartenhaus bemühen?“
    „Gern, Herr Wallner.“
    Der Bankier schritt voran, und die anderen folgten ihm. Sie verließen das Zimmer und begaben sich durch den Garten nach dem Gartenhäuschen. Dort öffnete der Bankier und führte sie in die dritte Stube, nahm die Uhr von der Wand und sagte:
    „Nehmen Sie, Herr Leutnant.“
    Kurt griff zu. Er fand außer dem Kästchen und den gestern abend dabei befindlichen Dokumenten noch einen Pack anderer Papiere, welchen er öffnete um Einsicht zu nehmen. Es waren jedenfalls diejenigen Schriftstücke, welche Parkert gebracht hatte.
    „Ist der Inhalt wirklich so wichtig?“ fragte Platen.
    „Außerordentlich!“ Kurt bemerkte, daß Wallner sich entfernt hatte, und fuhr daher fort: „Es handelt sich um eine großartige Koalition gegen Norddeutschland oder vielmehr Preußen. Einer

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