Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
hineingekommen bin. Man geht durch den Audienzsaal nach dem Schlafzimmer des Sultans. Hier bin ich einmal gewesen, um den Herrscher zu bedienen. Von da aus führt ein Eingang nach dem Raum, in welchem sich die Schätze befinden.“
    „Ist dieser Raum verschlossen?“
    „Ja, aber nur durch Riegel. Schlösser gibt es in Härrär nicht.“
    „Das wäre gut. Aber wie an dem Sultan vorüber gelangen!“
    „Hm, ich traue mir soviel Gewandtheit zu, ungehört an ihm vorüber zu kriechen. Aber die Tür kann leicht ein Geräusch verursachen. Doch, warum hier zagen! Es gilt für uns Leben oder Tod, warum nicht auch für andere!“
    „Richtig. Don Ferdinande, verlaßt Euch auf mich; ich bin zu allem bereit!“
    „Das hoffe ich. Für einen allein ist die Flucht eine Unmöglichkeit, ein vollständiger Wahnsinn. Nun ich aber dich gefunden habe und wir einander unterstützen können, dürfen wir auf das Gelingen rechnen. Laß uns den Weg, welchen wir zu nehmen hätten, der Reihenfolge nach überlegen. Zunächst, wie kommen wir aus diesem Loch? Das ist die erste und auch die hauptsächlichste Frage.“
    „Kennt Ihr dieses Gefängnis von innen?“
    „Nein. Vielleicht gelingt es uns, hier emporzukommen und den Stein zu heben. Dann aber befinden wir uns mitten unter den anderen Gefangenen und können den Eingang nicht öffnen; er ist von außen sehr fest verschlossen.“
    „Was das betrifft, Don Ferdinande, so weiß ich einen Ausweg. Das Loch, in dem ich mich befinde, führt mich in das Innere des Gefängnisses. Ich wurde an die hintere Seite desselben geführt. Dort liegt eine große Steinplatte. Man öffnete sie und stieß mich hinab. Mein Loch geht schief unter der Mauer herein, wie ein Kellerloch in Spanien; aber die Platte zu heben, vermag kein einzelner Mensch.“
    „Vielleicht gelingt es uns zu zweien. Es fragt sich, ob dein Loch eng genug ist, so daß man sich wie in einem Schornstein emporschieben kann.“
    „Ja, es ist eng. Ich bin bereits ganz emporgeklettert, konnte aber die Platte nicht bewegen.“
    „Ist aber oben Weite genug vorhanden, daß wir nebeneinander Platz finden?“
    „Ich glaube, ja.“
    „Gut, so kommen wir hinaus. Dann schleichen wir uns nach dem Palast. Dort steht Tag und Nacht eine Schildwache; sie muß getötet werden. Bist du bereit dazu?“
    „Ja. Ich will ja frei sein. Ich werde dem Mann das Messer ins Herz stoßen.“
    „Gut. Dann treten wir ein, schleichen uns in den Thronsaal und von da in das Schlafgemach des Sultans.“
    „Geht das? Ist die Tür nicht verschlossen?“
    „Nein; die Tür besteht hier nur aus einer Matte. Der Sultan wird gebunden und geknebelt. Wehrt er sich oder gibt er einen Laut, so muß er sterben. Es klingt das zwar entsetzlich, aber dieser Sultan von Härrär zählt nicht mehr als ein Graf von Rodriganda, und sein Leben ist mir nicht kostbarer, als meine Freiheit.“
    „Ich stimme bei“, meinte der Gärtner in entschlossenem Ton. „Mein Leben steht mir auch höher als das seinige. Aber unsere Fesseln, gnädiger Herr?“
    „Der Schraubenzieher, welcher zu ihrer Lösung notwendig ist, hängt über dem Lager des Sultans; ich habe ihn gesehen. Dort stehen auch mehrere Tonlampen mit Palmöl gefüllt; dabei liegen Zündhölzer, hier eine große Seltenheit. Der Sultan hat sie aus Berbera erhalten und sehr teuer bezahlen müssen. Wir können also sogleich Licht machen und in die Schatzkammer gehen. Ob er seine Reichtümer in Säcken, Fässern, Kisten oder Kasten aufbewahrt, werden wir erst sehen; die Schlüssel hat er jedenfalls bei sich. Hierbei muß ich noch erwähnen, daß wir nicht zur Stadt hinaus könnten, wenn es uns nicht gelänge, uns des Sultans zu bemächtigen. Die Stadtmauern sind hoch und die Tore fest; die Schlüssel zu den Toren müssen des Abends stets dem Herrscher übergeben werden. Wir nehmen sie ihm ab. So gelangen wir mit dem nötigen Geld hinaus in das Freie zu den Kamelen.“
    „Dort brauchen wir Sättel und Decken.“
    „Diese befinden sich in dem Schuppen, in welchem auch die Wasserschläuche aufbewahrt werden. Allerdings steht eine Wache dort, welche wir aber leicht überwältigen werden.“
    „Woher nehmen wir aber Waffen?“
    „Vom Sultan. Er hat davon genug.“
    „Ah, das ist gut. Nun handelt es sich nur noch darum, auch Kleider zu erlangen. Ich trage nur ein Hemd, man würde mich als einen entlaufenen Sklaven erkennen.“
    „Mich ebenso. Doch auch hier ist sehr leicht Rat geschafft, denn der Herrscher soll in seiner Schatzkammer

Weitere Kostenlose Bücher