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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht.“
    „Warum nicht? Kann er nicht Helfershelfer haben? Sind keine Somali in der Stadt? Oder kann er euch scheinbar versprechen, euch zu den Flüchtlingen zu führen, und unterwegs entspringt er euch. Oder man stellt euch dann einen Hinterhalt.“
    „Wie wäre dies möglich?“
    „Haben die Spanier nicht deine Schätze bei sich? Können sie nicht Leute genug anwerben und bestechen, um dich zu überfallen.“
    Der Sultan schien nachdenklich zu werden. Er blickte einige Zeit lange vor sich nieder und sagte dann:
    „Daran habe ich noch nicht gedacht. Du bist klug genug, um der Wesir eines Sultans zu werden. Ich meinte, alles getan zu haben.“
    „Und das Einfachste, das Leichteste, das Sicherste hast du nicht getan.“
    „Was?“
    „Du sagst, daß die Flucht nur dann gelingen könne, wenn die Entflohenen an der Küste ein Schiff treffen, auf welchem sie Aufnahme finden?“
    „Ja.“
    „Nun, warum hast du ihnen denn nicht Aufnahme auf einem solchem Schiff verschafft?“
    Der Sultan blickte ihn mit dem größten Vergnügen an.
    „Bist du toll?“ rief er. „Ich selbst, dem sie entflohen sind, dessen Schätze sie geraubt haben, der ihnen nachjagt, um sie zu fangen, dem sie sogar die schönste Sklavin entführt haben, sollte ihnen zu weiterer Flucht behilflich sein?“
    „Wer sagt denn das?“ fragte der Deutsche mit überlegenem Lächeln.
    „Du, du hast es ja soeben gesagt.“
    „So muß ich dich fragen, ob du selbst toll bist? Hast du mich denn wirklich nicht verstanden? Ich an deiner Stelle hätte mich schleunigst in ein Fahrzeug gesetzt und wäre längs der Küste hingesegelt. Sie wären gekommen und hätten um Aufnahme gebeten; ich aber hätte mich versteckt. Sobald sie aber mit den Schätzen das Schiff bestiegen hätten, wäre ich hervorgekommen und hätte mich ihrer bemächtigt.“
    Da sprang der Sultan, ganz gegen die gewöhnliche Kaltblütigkeit der Orientalen, auf und rief:
    „Allah il Allah! Du hast recht! Du bist klüger als wir alle!“
    Auch der Gouverneur machte ein Zeichen der Zustimmung und der Bewunderung.
    „Wo sind unsere Sinne gewesen, daß wir nicht auf diesen Gedanken gekommen sind!“ sagte er. „Ja, du bist nicht nur furchtlos und tapfer, sondern auch listig und klug.“
    „Wir werden dies noch tun und zwar sogleich!“ sagte der Sultan.
    „Nicht sogleich; überlegt es euch erst reichlich“, meinte der Deutsche.
    „Warum? Du hast ja recht. Auf diese Weise müssen wir sie sicher fangen.“
    „Fast ist es jetzt zu spät dazu!“
    „Warum, frage ich dich.“
    „Sie haben den jungen Somali als Boten ausgesandt; er ist nicht wiedergekommen; sie wissen also, daß er gefangen ist und werden sehr vorsichtig sein. Ferner haben sie eure Schiffe bemerkt. Kennen die Somali die Schiffe des Gouverneurs?“
    „Ja“, antwortete der letztere.
    „Gut, so wissen auch die Flüchtigen, daß sie von diesen Schiffen verfolgt werden. Sie werden sich keinem derselben nähern.“
    „Du hast abermals recht“, sagte der Sultan erregt. „Aber du bist weise und unternehmend. Gib uns einen guten Rat. Wenn wir sie bekommen, so will ich dreißig Kamele bezahlen mit ihren vollen Ladungen, anstatt zwanzig.“
    Das Herz des Gouverneurs hüpfte bei diesem Versprechen vor Freude. Er blickte den Deutschen voller Erwartung an, was dieser sagen werde.
    „Ist dies wahr? Wirst du dein Versprechen halten?“ fragte Wagner.
    „Ja, ich schwöre dir.“
    „So will ich dir meinen Rat geben: Das Schiff, auf welchem du sie suchst, muß ein fremdes sein, damit sie es nicht fürchten, womöglich ein europäisches. Zu einem solchen werden die Spanier sofort Vertrauen haben, sobald sie es nur sehen.“
    „Dein Rat ist gut; er ist der beste, den es geben kann“, sagte der Sultan. „Aber wo gibt es ein solches Schiff außer dem deinigen?“
    „Er wird es dir geben“, sagte der Gouverneur mit wonnestrahlendem Gesicht.
    „Willst du wirklich?“ fragte der Tyrann.
    „Ich werde es tun, aber ich stelle meine Bedingungen.“
    „Sage sie, schnell, schnell!“
    „Wir dürfen keine Zeit verlieren; darum muß meine Ladung bis heute abend verkauft sein.“
    „Ich werde dafür sorgen, daß dies geschieht“, sagte der Gouverneur. „Ich habe es dir bereits versprochen und werde mein Wort halten.“
    „Ich selbst kaufe von dir so viel, als ich Gold und Silber bei mir habe“, rief der Herrscher von Härrär, der sobald wie möglich wieder zu seinen Schätzen und zu seiner schönen Sklavin kommen wollte. „Was hast du

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