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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fragte er unwillkürlich.
    „Nein, denn ich bin kein Henker. Aber du rauchst, und ich bin gewohnt, mir das nicht zu versagen, was andern schmeckt. Man gebe mir auch eine Pfeife!“
    Der Dolmetscher hatte nie in seinem Leben eine solche Unterhaltung vermittelt, er hatte erst für sich selbst gefürchtet, aber die Furchtlosigkeit des Deutschen, unter dessen Schutz er sich von Sekunde zu Sekunde sicherer fühlte, stärkte auch seinen Mut und so übersetzte er dessen Reden ganz und gar wörtlich, obgleich er ihnen ein etwas höflicheres Gewand hätte geben können.
    Der Gouverneur befand sich wie im Traum. War es ihm vorher unglaublich erschienen, daß ein Ungläubiger gegen den Beherrscher von Zeyla in Wagners Weise auftreten könne, so war es ihm jetzt, als er dessen Verhalten gegen den Sultan sah, als müsse er vor Angst sich verkriechen. Er klatschte in die Hände und befahl dem gleich erscheinenden Schwarzen, Pfeifen zu bringen.
    Als Wagners Pfeife in Brand gesteckt war, tat er behaglich einige Züge und sagte dann zu dem Sultan:
    „Jetzt kannst du beginnen. Wir wollen von unserer Sache sprechen!“
    Das klang gerade, als ob er unter den drei anwesenden Herren der höchste sei, welcher zu bestimmen habe, was gesprochen werden soll. Aber der Eindruck seiner Person und seines Verhaltens war doch ein solcher, daß der Sultan vergebens nach einer Zurechtweisung suchte. Darum sagte er:
    „Der Gouverneur hat mich von deiner Bitte unterrichtet – – –“
    „Von meiner Bitte?“ fragte Wagner mit gut gespieltem Erstaunen. „Ich habe keine Bitte ausgesprochen, sondern ich dachte, einen Wunsch von dir zu hören.“
    Auch diese Wendung hatte der Sultan nicht erwartet. Er fühlte sich diesem Mann gegenüber so befangen, wie er es gar nicht für möglich gehalten hätte. Aber der Deutsche hatte doch das Richtige getroffen. Einem Tyrannen kann man nur durch die größte Herzhaftigkeit imponieren, denn ein Tyrann ist im Grunde seines Herzens ein Feigling. So empfand auch der Sultan dem Kapitän gegenüber eine mit Furcht gepaarte Achtung, aus welcher heraus sich ein schnelles Vertrauen entwickeln wollte. Er sagte sich im Stillen, daß so ein Mann ganz wie geschaffen sei, etwas auszuführen, was anderen nicht gelungen ist. Darum sagte er in einem ungewöhnlich milden Ton:
    „Ja, ich habe einen Wunsch; aber ich weiß nicht, ob du der Mann bist, ihn zu erfüllen.“
    „Probier es!“ sagte der Deutsche einfach.
    „Der Gouverneur hat dir alles erzählt?“
    „Das weiß ich nicht. Erzähle es mir selbst noch einmal!“
    Der Sultan folgte dieser Aufforderung. Er gab einen Bericht über das, was in Härrär geschehen war, und über die Schritte, welche er getan hatte, um die Flüchtlinge in seine Hand zu bekommen. Er verschwieg oder bemäntelte alles, was seinem eigenen Ansehen schaden konnte, aber aus seiner Darstellung sprach eine Wut, die sicher zu den raffiniertesten Grausamkeiten griff, wenn die für jetzt Entkommenen das Unglück haben sollten, wieder in seine Hände zu fallen. Als er geendet hatte, fügte er die Frage hinzu:
    „Weißt du jetzt genug?“
    „Ja“, antwortete Wagner.
    „Hältst du es für möglich, die Flüchtlinge zu erreichen?“
    „Ja.“
    „Wie? Durch den gefangenen Somali?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Dieser Somali ist ein tapferer Mann, denn er hat viel gewagt. Er wird lieber sterben, ehe er seinen Vater verrät.“
    „Ich werde ihn zu Tode martern!“
    „Das wirst du nicht können, denn er wird sich vorher töten. Ich an seiner Stelle wenigstens würde es tun.“
    „Er hat keine Waffen bei sich.“
    „Man kann sich auch ohne Waffen töten. Es hat Sklaven gegeben, denen man alles genommen hat, damit sie keinen Selbstmord vollbringen konnten, und haben sich das Leben genommen, indem sie ihre Zunge verschluckten. Und wenn er dies nicht tun wird, glaubst du etwa, daß er sich mit seinem Vater und den beiden anderen nicht, bevor er von ihnen ging, um nach einem Schiff auszusehen, genau besprochen hat, was er tun soll, wenn er in eure Hände fällt? Bittet ihn, überredet ihn, oder martert ihn; er wird doch nur das tun, worüber er mit ihnen übereingekommen ist.“
    „Und was wird dies sein?“
    „Das weiß ich nicht, da ich ihn nicht gesehen habe und ihn nicht kenne. Er kann trotz seiner gegenwärtigen schlimmen Lage noch vieles tun, um euch zu entkommen.“
    „Sage eins von den vielen.“
    „Er kann aus seinem Gefängnis entspringen.“
    „Das gelingt ihm

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