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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Napfkuchen backen und gebackene Zwetschgen in die Mitte. Ich nehme den Braunen, Ludewig; der Fuchs läuft nicht mehr so rasch. Der Heinrich mag zum Pfarrer und zum Küster gehen. Bei solchen Anmeldungen muß man pünktlich sein!“
    Der gute Hauptmann kannte sich vor Freude selbst nicht mehr. Während er auf seinem Braunen nach Darmstadt jagte, lag die junge Mutter auf dem blütenweißen Lager und betrachtete ihr süßes, schlafendes Kind. Bei ihr saß Flora, die Herzogstochter, die jetzige Frau des einfachen Malers.
    „Wie ist dir jetzt, meine Rosa?“ flüsterte sie besorgt.
    „Ich bin matt, aber glücklich“, hauchte Rosa. „Gib mir sein Bild.“
    Sie winkte mit den schönen Augen nach der Wand, an welcher Sternaus Porträt hing. Flora holte es und legte es auf das Bett neben dem kleinen Engel. Nun betrachtete Rosa beide, das Bild und das Kind, um sie miteinander zu vergleichen.
    „Sieht sie ihm ähnlich, Flora?“ fragte sie leise.
    „Sehr!“ lächelte die Gefragte, obgleich sich die Ähnlichkeit eines Neugeborenen wohl kaum bestimmen läßt.
    „O, wenn er doch wüßte, der Liebe, Gute!“
    Sie faltete die Hände und über ihre schönen, jetzt ermatteten Wangen flossen Tränen des Gebetes für den Fernen und für das teure Pfand von ihm, welches jetzt an ihrem Herzen lag. Ihre Augen irrten unter diesen Tränen immer wieder vom Bild zum Kind und vom Kind zum Bild, bis sie müde wurden und sich schlossen – sie entschlummerte. Und noch während dieses Schlummerns stritten sich in ihren reinen, frommen Zügen das süße, holde Glück der Mutter mit dem Weh des treuen, liebenden Weibes, welches den Teuren in der Ferne weiß, mitten in Not und Gefahr.
    Nun folgten Tage des ruhigen Zuwartens, bis Rosa sich gekräftigt fühlte und Besuche anzunehmen vermochte. Nun zeigte es sich so recht, wie sehr die aus dem fernen Spanien Herbeigezogenen allerorts geliebt und geehrt wurden. Die allerhöchsten Herrschaften kamen und ebenso sämtliche Chargen des großherzoglichen Hofes nebst den bedeutenden Bewohnern der Umgegend, um ihre Freude zu äußern und ihre Gratulationen entgegenzubringen.
    Einige Wochen später wurde die kleine Weltbürgerin getauft. Der Großherzog, die Herzogin von Olsunna und Hauptmann von Rodenstein standen Pate. Das Kind wurde wie seine Mutter genannt, Rosa, und die Liebe verwandelte diesen Namen in das deutsche Röschen, obgleich die der spanischen Sprache Mächtigen gern auch Rosita sagten.
    Dieses Glück wurde leider getrübt durch den Gedanken an die Fernen, welche noch immer nichts von sich hören ließen. Es verging ein Jahr und noch ein zweites, und nun schien es wirklich, daß sie verschollen und unwiederbringlich verloren seien. Auch von Amy Lindsay kam keine Nachricht, obgleich Rosa öfters an sie geschrieben hatte. Da diese Briefe nicht zurückkamen und auch nicht beantwortet wurden, so wußte man sich gar keine Erklärung zu geben.
    Rosa betrachtete sich je länger, desto sicherer als Witwe. Hätte sie Röschen nicht gehabt, so hätte sie den Gram nicht zu überwinden vermocht. Nun aber konzentrierte sich ihre Sorge und die ganze Tätigkeit ihrer Seele auf ihr Kind und auf den alten, leider immer noch wahnsinnigen Vater.
    Otto von Rodenstein hatte sich auch in Rheinswalden niedergelassen und genoß hier an der Seite seiner Flora, der Herzogstochter, ein Glück, welches ungetrübt hätte genannt werden müssen, wenn nicht die Teilnahme für Rosa und die Verschwundenen ihren Schatten auf dasselbe geworfen hätte.
    Der Herzog von Olsunna konnte nicht vergessen, daß er durch die Kunst Sternaus seines jedenfalls echten Sohnes, vom Rande des Grabes hinweggerissen und dem Leben wiedergegeben worden war. Er liebte seine Gemahlin jetzt fast mit dem Feuer einer Jugendliebe und bat Gott Tag und Nacht, zu verhüten, daß sein Sohn verloren gegangen sei.
    Aber je längere Zeit verging, desto hinfälliger wurde die so krampfhaft festgehaltene Hoffnung. Der Kreis dieser guten, wahrhaft edlen Menschen wurde immer stiller und stiller, und selbst wenn der alte Rodenstein einmal in seiner derben Art und Weise Leben und Bewegung schaffen wollte, so bekam er nur ein schwaches, verzagtes Lächeln zur Belohnung.
    „Das kann nicht länger so fortgehen“, meinte er einmal zum Herzog von Olsunna, als beide still und allein durch den Wald strichen. „Sie sind krank, Hoheit; Ihre Frau, meine gute Sternau, ist krank; alles ist krank, alles läßt die Flügel hängen und will nicht ein leises Flattern

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