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46 - Die Dämonen von Antares

46 - Die Dämonen von Antares

Titel: 46 - Die Dämonen von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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mir war frei. Ich warf einen Blick durch den Sehschlitz, sah, daß der Konferenzsaal verlassen dalag, und ging weiter.
    Es war nur eine Frage der Zeit. Brot, Käse und eine Feldflasche voller Wasser würden meinen Hunger stillen, bis ich den richtigen Sehschlitz gefunden hatte.
    In den verschwenderisch ausgestatteten Gemächern gab es viele wundersame Dinge zu sehen.
    Schließlich stand, wie zu erwarten gewesen war, ein Soldat auf seinem einsamen Posten vor einem Beobachtungsschlitz. Die Armbrust war geladen. Ich zielte sorgfältig und drückte ab. Die Bleikugel traf mit großer Wucht ins Ziel. Der Lärm, den der Wächter bei seinem Fall verursachte, war für meinen Geschmack viel zu laut, und ich eilte aus der Deckung, um zu sehen, was er da bewacht hatte.
    Das hinter der Wand liegende Gemach war leer. Es wurde von luxuriöser Dekadenz geprägt: die Polstermöbel, die Statuen, mit Wein und Obst überladene Tische, die weichen Teppiche und die melodramatischen Bilder der Gobelins waren ein Zeugnis für ein sorgenfreies Leben. Überall standen Lampen. In dem Gemach herrschte Stille, es wartete auf Bewohner, die an ein Leben im Überfluß gewöhnt waren.
    Der Wächter atmete flach. Er war ein hartgesotten aussehender, sonnengebräunter Apim, kein gewöhnlicher angeheuerter Söldner, sondern ein Mort-Paktun mit Silber am Hals. Es dauerte nicht lange, ihn ein Stück den Gang hinunterzuschleifen und ihn zu fesseln und zu knebeln. Ich kehrte in genau dem Augenblick zu dem Beobachtungsschlitz zurück, in dem sich die Tür des Gemachs öffnete.
    Ein beeindruckendes Gefolge trat ein, das sich aus Wachen, Sklaven und Dienern zusammensetzte; darunter war auch ein halbes Dutzend wunderschöner, mit durchsichtigen Gewändern und Armreifen ausgestatteter Tänzerinnen, die allen möglichen Diffrassen entstammten. Der Mittelpunkt der ganzen Aufmerksamkeit stolzierte daher und wirbelte ein langes Schwert über den Kopf. Er war jung, hochmütig und hatte ein rosiges Gesicht. Seine gleichmäßigen Züge erinnerten mich stark an die seiner Tante, der Dame Quensella. Er war nur mit einem roten Lendenschurz bekleidet.
    Ein dunkelbärtiger Mann mit niedriger Stirn und durchdringendem Blick, der darauf achtete, außerhalb der Reichweite des Schwertes – offensichtlich eines silbern bemalten Holz-Rudis – zu bleiben, zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Er trug ein blaßweißes Abendgewand, zu dem silberne Gürtel gehörten, an denen Schwerter befestigt waren. Sein dunkles Haar war an den Kopf gekämmt. Von ihm ging eine Aura der Macht aus, die fast schon greifbar war.
    »Wie hat dir meine Darstellung heute abend gefallen, Granumin?« zwitscherte der junge König Yando.
    Es war gut, daß der der Schauspielkunst verfallene König im Gegensatz zu mir Granumins Gesicht nicht sehen konnte, als dieser antwortete. Verachtung ließ das dunkle Gesicht zu einer Fratze bitteren Spotts erstarren. »Ausgezeichnet, Majister. Ein Tribut an dein Genie. Der Beifall ...«
    »Nun ja« – ein lässiges Wirbeln mit dem Schwert – »die klatschen doch alle nur, damit ich mich ihnen gegenüber großzügig erweise. Nur deine Meinung ist wirklich wichtig, Granumin.«
    »Du ehrst mich, Majister.« Er hüstelte. »Deine Tante, die Regentin, hat mich gebeten, dich noch heute in ihre Gemächer einzuladen.«
    »So?«
    Er stolzierte noch eine Zeitlang umher, zweifellos in dem Glauben, daß die Wichtigkeit seiner Person stieg, je länger er seine Tante warten ließ. Er legte einen scharlachroten Umhang an und warf das Rudis auf ein Sofa. Nachdem sein Gefolge dem Protokoll gemäß noch eine Zeitlang um ihn herumschwarwenzelt war, wurde er nach draußen eskortiert und ließ Granumin mit seiner Leibwache und den Tänzerinnen zurück.
    Welchen Platz dieser Granumin bei den Intrigen einnahm, die in diesem Palast gesponnen wurden, konnte ich nicht sagen. Quensella hatte ihn einmal beiläufig als Berater ihrer Schwester erwähnt. Damals hatte ich herausgehört, daß sie dem Kerl nicht besonders viel Sympathie entgegenbrachte. Aber das mußte sich erst noch bestätigen.
    Ich begriff, daß ich das falsche Gemach belauschte, und setzte mich in Bewegung. Der Geheimgang wurde von dem Licht erhellt, das aus den dahinter befindlichen Räumen einfiel. Er führte ein Stück weiter, und ich stand der ermüdenden Aufgabe gegenüber, jedes der Gemächer nach meiner Zielperson abzusuchen.
    Es gab keine Geheimtür in das Königsgemach, zumindest keine, die deutlich erkennbar gewesen wäre.

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