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46 - Die Dämonen von Antares

46 - Die Dämonen von Antares

Titel: 46 - Die Dämonen von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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ab. Warte damit, bis es mir wieder eingefallen ist. Dann werde ich mich um ihn kümmern. Sperr ihn bis dahin ein.«
    »Ich könnte ihn fragen, wer sein Herr ist.«
    »Vielleicht später, wenn es mir doch nicht einfällt. Jetzt schaff ihn fort.« Sie sprach, als würde ein Sklave Straßenschmutz von ihrer Schuhsohle abkratzen.
    Mit dieser unangenehmen Szene hatte ich meine Verpflichtungen der Dame Quensella gegenüber erfüllt. Ich würde sie nicht ohne das angebrachte Remberee verlassen. Sie würde Molar zum Cadade befördern müssen. Ich hatte für sie einen ausgezeichneten Juruk aufgebaut. Sie war jetzt so sicher, wie sich ein Adliger auf Kregen, das eine wunderschöne und zugleich schreckliche Welt ist, nur sicher fühlen konnte.

12
     
     
    Der Schaft war klein, leicht und glatt. Der Bogen hatte bloß Unterarmlänge. Dennoch reichte die Zugkraft für einen ordentlichen Schuß aus. Die Geschosse waren keine Steine, sondern sauber gegossene Bleikugeln. Ich wog sie in der Hand und sah dem kleinen Och in die Augen. Sein Laden war mit Waffen und Rüstungen vollgestopft, alles war ordentlich eingeölt und gab jenen ganz besonderen Duft von sich, der zu jeder Waffenkammer gehörte.
    Er wischte sich die mittlere linke und obere rechte Hand an seiner Lederschürze ab. Dann nannte er mir seinen Preis. Ich verzog das Gesicht und bot die Hälfte.
    Am Ende hatten wir uns auf drei Viertel des ursprünglichen Preises geeinigt, und ich nahm die kleine Armbrust zu unser beiden Zufriedenheit mit.
    Ich trug einen rostbraunen Shamlak mit einem schmalen Schlitz und schwarzer Stickerei. Dazu kamen Beinkleider von derselben Farbe, die bis zu den Knöcheln reichten. Diese Kleidungsstücke waren brandneu. Die Luft roch süß, die schräg einfallenden, vermengten Sonnenstrahlen Zims und Genodras' überfluteten die Stadt, und ich verspürte neuen Schwung. Die Geschehnisse überstürzten sich.
    Der Umhang, den mir Elten Naghan Vindo überlassen hatte, war schon lange den Weg alles Vergänglichen gegangen. Sein Nachfolger war von einem unauffälligen Grau, hatte eine tiefe Kapuze und schwarzen Besatz. Er verbarg meine Waffen auf zufriedenstellende Weise.
    Der Abschied von Quensella war verflixt schwerer gewesen, als ich es mir hätte träumen lassen. Sie schickte ihre Dienerinnen – Sinkie war nicht länger unter ihnen – aus dem kleinen Zimmer, das mit weiblichem Geschmack gemütlich eingerichtet worden war. Als die Mädchen gegangen waren, erhob sie sich. Sie trug ein langes, wallendes Gewand von mitternachtsblauer Farbe. Unter dem Saum lugten die Spitzen von silbernen Pantoffeln hervor. Ihr schwarzes, dicht anliegendes Haar hatte im Licht der Lampen einen blauen Schimmer. Ihr gleichmäßig geschnittenes, ungeschminktes Gesicht war so hübsch wie immer; sie war auffallend blaß. Sie sah mich lange – zumindest kam es mir so vor – und schweigend an. Ihre Brust hob und senkte sich bei jedem Atemzug.
    »Warum?« flüsterte sie. »Warum mußt du mich verlassen, Drajak?«
    »Du hast jetzt eine gute Leibwache. Andere – Aufgaben warten auf mich.«
    »Sind die wichtiger, als in meiner Nähe zu sein?«
    Das war ja unerträglich. Ich rückte den Pakzhan an meinem Hals zurecht, da ich nichts Besseres zu tun hatte. »Es ist nur ... Ich kann es nicht erklären, meine Dame. Glaub mir ...«
    »Von wegen!« brauste sie auf. Die bleichen Wangen röteten sich. »Da ist eine Frau. Aber natürlich ist es so. Nun, Drajak der Undankbare ...«
    »Das ist nicht wahr, meine Dame.«
    Sie biß sich auf die Lippe. Ich hatte nur einen Wunsch: hier so schnell wie nur möglich verschwinden zu können. Makki-Grodnos Abbild geisterte kurz durch meine Gedanken. Sie trat einen Schritt auf mich zu. Wir standen nahe beieinander. Ich konnte ihren süßen Atem auf meiner Wange spüren.
    »Wenn du mich verlassen mußt, dann mußt du das tun.« Sie hob die Arme und ließ sie hilflos fallen. »Also gut. Geh – ich wünsche dir alles Gute.« Dann erschütterte sie mich bis in meine Grundfesten. »Eins noch, bevor du gehst, Drajak – wohin das auch immer ist.«
    »Ja, meine Dame?«
    Sie machte den letzten Schritt. Unsere Körper berührten sich. »Küß mich, Drajak, bevor du mich für immer verläßt.«
    Ich wußte in dieser peinlichen Situation ziemlich genau, was Delia gesagt hätte. Güte ist Delias zweite Natur; aber was war hier gütiger: Quensella zu küssen und sie mit Gefühlen zurückzulassen, die in eine bestimmte Richtung in Aufruhr geraten waren, oder sie eben

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