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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wirt.
    „Geht hübsch weg.“
    Da öffnete Pirnero die beiden Flügel des Fensters und rückte seinen Stuhl weit davon hinweg an die Wand, an welcher ein alter Kupferstich hing. Nur auf diese Weise glaubte er sich vor dem Tabaksprühenbombardement retten zu können.
    Es verging abermals eine Weile. Der Fremde kaute und trank. Da er fortgesetzt schwieg, so begann Pirnero endlich:
    „Ihr wolltet nach Fort Guadeloupe?“
    „Vielleicht.“
    „Bleibt Ihr hier?“
    „Wohl schwerlich, kalkuliere ich.“
    „Ich meine für heute.“
    „Ja.“
    „Wollt Ihr jemand besuchen?“
    „Hm.“
    „Oder habt Ihr ein besonderes Geschäft hier zu besorgen?“
    „Pchtsichchchchchch!“ spuckte der Gefragte wieder, und zwar so genau, daß der Strahl gerade über Pirneros Kopf den Kupferstich traf.
    Das war dem Wirt zuviel. Er sprang auf und rief erbost:
    „Was fällt Euch denn ein, Señor? Ihr verderbt mir ja den schönen Kupferstich!“
    „Nehmt ihn hinweg.“
    „Spuckt Euch doch lieber in die Tasche.“
    „Kommt her und macht sie auf.“
    „Ist das eine verständige Antwort auf meine Fragen, he?“
    „Ja. Wer zudringlich ist, wird angespuckt. Merkt Euch das.“
    „Wißt Ihr, daß Ihr ein Grobian seid?“
    „Nein.“
    „Nun, so will es ich Euch sagen!“
    „Gebt Euch keine Mühe, es hilft Euch doch nichts. Ich komme nicht zu Euch, um mich aushorchen zu lassen. Wenn ich etwas wissen will, werde ich Euch schon selber fragen. Schenkt mir lieber noch einen ein.“
    Der Wirt gehorchte ihm. Als er das volle Glas auf den Tisch setzte, sagte er:
    „Wollt Ihr diesen Tag und die Nacht bei mir bleiben? Das wenigstens werde ich wohl fragen dürfen?“
    „Will es mir überlegen! Ist man bei Euch hier sicher?“
    „Vor wem?“
    „Hm, vor den Indianern zum Beispiel.“
    „Vollständig.“
    „Vor den Mexikanern?“
    „O, die tun uns gar nichts. Wir halten es ja doch mit ihnen.“
    „Vor den Franzosen?“
    „Vor denen erst recht nicht. Sie wollten Fort Guadeloupe überrumpeln, sind aber höllisch abgewiesen worden.“
    „Von wem? Von Euch etwa?“
    Bei dieser Frage nahm das Gesicht des Fremden einen höchst lustigen Ausdruck an.
    „Nein, sondern von den Apachen. Sie haben alle Franzosen umgebracht.“
    „Alle Wetter! So halten die Apachen es wohl mit dem Präsidenten Juarez?“
    „Ja.“
    „Was sagen aber die Herren Comanchen dazu?“
    „Diese halten es mit den Franzosen.“
    „Der Teufel soll sie holen!“
    „Ah, Señor, so seid Ihr wohl auch ein Feind und Gegner der Franzosen?“
    „Das geht Euch den Teufel an. Aber sagt, wo befindet sich der Juarez eigentlich?“
    „In El Paso del Norte, glaube ich.“
    „Glaubt Ihr? So wißt Ihr es sicher?“
    „Sicher allerdings nicht.“
    „Wie weit rechnet Ihr von hier bis nach El Paso del Norte hinüber?“
    „Fünfundzwanzig gute Reitstunden. Wollt Ihr etwa hinüberreiten?“
    „Möglich.“
    „Ah, Señor, so habt Ihr wohl gar ein geheimes Geschäft mit dem Präsidenten?“
    „Pchtsichchchchchch!“
    Aus dem schnell zugespitzten Mund des Fremden schoß die braune Brühe gerade an Pirneros Gesicht vorüber, und zwar so dicht, daß dieser erschrocken zurücksprang.
    „Himmeldonnerwetter, nun habe ich es aber satt!“ fluchte er. „Das bin ich nicht gewöhnt; dazu ist meine Abstammung viel zu gut. Wißt Ihr, woher ich bin?“
    „Woher“, fragte der Fremde gleichmütig.
    „Aus Pirna.“
    „Aus Pirna? Kenne das Ding nicht. Liegt wohl hinter dem Nordpol?“
    „Nein, aber in Sachsen.“
    „Geht mich gar nichts an, dieses Sachsen. Werde aber heute bei Euch bleiben.“
    „Señor, das geht nicht.“
    Der Fremde sah den Wirt erstaunt an und fragte dann:
    „Warum nicht?“
    „Ihr gefallt mir nicht.“
    „Aber Ihr gefallt mir; das hebt sich auf.“
    „So einen Spucker brauche ich nicht.“
    „Wünscht Ihr Euch einen besseren? Ich kann dienen, kalkuliere ich.“
    „Nein, nein! Ich mag Euch nicht haben. Geht woanders hin, wo Ihr spucken könnt! Seht mein Fenster an und mein Bild. Wißt Ihr, was es für ein Bild ist?“
    „Nein.“
    „Soll ich es Euch sagen?“
    „Tut Euch immerhin den Gefallen.“
    „Es ist ein Heiratsbüro um die Zeit der Dämmerstunde.“
    Der Fremde warf einen scharfen Blick nach dem Kupferstich und antwortete dann:
    „So irrt man sich. Ich dachte, es ist eine Zündhölzerfabrik um die Morgenstunde.“
    Das brachte Pirnero noch mehr in Harnisch. Er trat einen Schritt zurück und fragte: „Ist das Euer Ernst,

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