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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hand und fragte nach seiner Sendung.
    „Nun“, antwortete er, „Ihr wißt, daß mein Herr alt ist –“
    „Ja, älter als ich“, meinte Pirnero.
    „Er hat keine Kinder –“
    „Denkt Ihr nicht an Señorita Emma?“
    „O, die ist verschwunden; die ist jedenfalls längst tot und kehrt nicht wieder zurück. Das hat meinem Herrn am Leben genagt und ihn älter gemacht, als er ist. Nun wißt Ihr doch, daß die Hacienda nicht mehr dem Grafen Rodriganda gehört?“
    „Ich weiß es; der Graf hat sie meinem Schwager geschenkt.“
    „Mein Herr wird ohne Kinder sterben –“
    Jetzt horchte Pirnero auf.
    „Ich hoffe, daß er noch lange leben wird!“ sagte er.
    „Bei einem solchen Alter, und in solchen Zeiten, wie die gegenwärtigen sind, ist es gar kein Wunder, wenn man an den Tod denkt. Also Kinder hat Señor Arbellez nicht, aber Erben, oder vielmehr eine Erbin –“
    „Wen meint Ihr?“
    „Señorita Resedilla. Sie soll die Hacienda erben.“
    Resedilla wandte sich halb ab. Sie liebte ihren Oheim wirklich, darum taten ihr die Worte des Vaquero weh. Sie sagte:
    „Geben wir die Hoffnung, daß Emma sich wiederfinden läßt, doch noch nicht auf.“
    „Mein Gebieter hat sie aufgegeben“, sagte der Vaquero. „Darum hat er Euch zur Erbin eingesetzt und läßt Euch sagen; daß er Euch vor seinem Ende gern noch einmal zu sehen wünsche.“
    „Das ist der Auftrag, den Ihr auszurichten habt?“ fragte der Wirt.
    „Ja. Ich soll die Señorita bitten, meinen Herrn recht bald einmal zu besuchen. Übrigens habe ich Euch diesen Brief abzugeben.“
    Er griff in sein Wams und zog ein viereckig zusammengelegtes Leder heraus, in welchem sich der Brief befand. Pirnero nahm ihn und wollte ihn öffnen.
    „Nein, hier nicht, Vater!“ bat Resedilla.
    „Wo denn sonst?“
    „Komm mit mir! Solche Briefe liest man allein!“
    Sie zog ihn mit sich fort. Als sie nach einer Weile zurückkehrten, hatte das gefühlvolle Mädchen rotgeweinte Augen, und auch Pirnero schien tief ergriffen zu sein.
    „Wir haben den Brief gelesen“, sagte er.
    „Und wie entschließt Ihr Euch, Señor?“ fragte der Vaquero.
    „Das läßt sich augenblicklich nicht sagen. Ihr kennt die Verhältnisse.“
    „Ah, Ihr könnt Eure Tochter nicht gut auf einige Wochen vermissen?“
    „Das ließe sich wohl überwinden; aber der Krieg, der Krieg!“
    „So meint ihr, daß es für die Señorita gefährlich sei, den Weg nach der Hacienda del Erina zu machen?“
    „Ja.“
    „Was das betrifft, so braucht Ihr Euch keine Sorge zu machen. Mein Herr wird sich ein Begleitschreiben auswirken, welches die Franzosen gewiß respektieren werden.“
    „Aber die anderen, die Indianer?“
    „Auch sie haben wir nicht zu fürchten, denn Señor Arbellez will Euch eine Anzahl erfahrener Vaqueros und Büffeljäger senden, welche die Señorita sicher zu ihm bringen werden.“
    „Hm, auf diese Weise könnte man es wagen, aber gefährlich bleibt es dennoch. Wie lange Zeit habt Ihr, hierzubleiben?“
    „Den heutigen Tag.“
    „Nun, so werde ich es mir überlegen. Morgen sollt Ihr meine Antwort und einen Brief an den Schwager bekommen. Jetzt aber versorgt Euer Pferd und geht dann in die Küche, um Euch etwas vorsetzen zu lassen.“
    Dies tat der Vaquero. Resedilla ging wieder in die Küche, Pirnero aber setzte sich an sein Fenster, um über die soeben empfangene Botschaft nachzudenken. Ein so bedeutendes Erbe, wie die Hacienda del Erina, war nicht zu verachten; aber er hatte seinen Schwager wirklich lieb, und der Verlust Emmas hatte auch ihn ergriffen. Er besaß, trotz seines eigentümlichen Charakters, ein tiefes Gemüt, welches auch zarteren Gefühlen zugänglich war.
    Er konnte sich seinem Sinnen nicht lange hingeben, überhaupt hatte es allen Anschein, als ob der heutige Tag ein sehr bewegter werden solle, denn es kam jetzt ein zweiter Reiter, welcher draußen vom Pferd sprang und dann eintrat. Der ‚Schwarze Gerard‘ war es.
    Als Pirnero ihn erblickte, begrüßte er ihn ganz anders als früher.
    „Ah, Señor Gerard!“ rief er, sich erhebend und auf den Jäger zueilend. „Ihr seid es? Gott sei Dank! Wir haben rechte Angst gehabt!“
    „Wir? Wen meint Ihr damit?“
    „Nun, mich und Resedilla.“
    „Euch auch mit?“ fragte Gerard lächelnd.
    „Natürlich.“
    „Wie kommt das? Ich trinke doch nur einen einzigen Julep und gebe mich dazu her, Rehziegen für andere Leute zu tragen.“
    „Macht doch keine dummen Witze! Damals wußte ich doch nicht, wer Ihr seid. Jetzt

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