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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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greifen Sie an.“
    Der Jäger kehrte zu seinen Leuten zurück. Um dem Feind kein Ziel zu bieten, zerstreuten sie sich und schritten in dieser Kampfesweise vor, jede Deckung nach Art der echten Westmänner sorgfältig benützend.
    ‚Bärenauge‘ hatte sich in dem Mittelpunkt des Halbkreises befunden, welchen die Angreifenden bildeten. Er war siegreich durch die Reihen der Franzosen gedrungen, und hatte sich dann wieder umgedreht, mit dem Tomahawk einen nach dem anderen vor sich niederschlagend. Hoch auf seinem Roß sah er einem Kriegsgott ähnlich, gegen den es keinen Widerstand gab. Die hier an dieser Stelle vereinzelten Feinde flohen, sobald er auf sie eindrang. Er verfolgte sie und entfernte sich dabei, vom Eifer des Kampfes getrieben, von dem eigentlichen Herd desselben.
    Er nahm sich gar nicht die Zeit und Mühe, nach dem Gefecht sich umzusehen. Daher kam es, daß er nicht bemerkte, daß der Feind an gewissen Stellen im Vorteil war.
    Eben schlug er einem der vor ihm fliehenden Feinde die Schärfe des Schlachtbeiles so in den Nacken, daß der Wirbel getrennt wurde und der Kopf nach vorn herunterhing, da hörte er vor sich den lauten Schritt eines galoppierenden Pferdes.
    Er blickte auf, und sah einen Indianer, einen Apachen, aber ihm vollständig unbekannt, welcher mit dem Abzeichen eines hohen Häuptlings versehen, vom Fort her herbeigaloppiert kam. Er zügelte erstaunt sein Pferd, und im nächsten Augenblick hielt der andere vor ihm. Sie konnten die gegenseitigen Gesichtszüge nicht erkennen, da die Gesichter mit den Farben des Krieges bemalt waren; aber der andere fragte:
    „Du bist ‚Bärenauge‘, der Häuptling?“
    „Ja“, nickte der Gefragte.
    „Du bist ein tapferer Krieger. Aber siehst du nicht, daß deine Krieger umsonst kämpfen?“
    Er deutete mit diesen Worten nach den Vierecks hin. Das Auge ‚Bärenauges‘ folgte diesem Wink.
    „Uff!“ rief er. „Die Hunde von Franzosen müssen dennoch sterben. Aber wer bist du?“
    „Ich bin ‚Bärenherz‘, dem du alle sieben Tage einen Weißen geopfert hast. Vorwärts.“
    Er warf sein Pferd herum und ritt weiter. Er handelte ganz als Indianer. Der Kampf ging vor. Er verzichtete auf jede Wiedererkennungs- und Freudenszene, um seine Pflicht als Häuptling und Krieger zu erfüllen.
    ‚Bärenauge‘ war, trotz der Selbstbeherrschung, welche den Indianern eigen ist, für einen Augenblick fast starr vor Erstaunen; dann aber sprengte er seinem Bruder nach.
    „Arku Shoschin-liett! Gutesnon-selki Franza!“ rief er mit Donnerstimme über den Kampfplatz hin, so daß Freund und Feind es hören konnten.
    Dieser Ruf in der Sprache der Apachen heißt zu deutsch: „Hier ist ‚Bärenherz‘! Zehnfachen Tod den Franzosen!“
    Alle Roten wendeten ihre Blicke der Gegend zu, in welcher dieser Ruf erschollen war. Sie sahen ‚Bärenauge‘ hart hinter seinem Bruder. Beide flogen in rasendstem Lauf auf das eine Viereck zu.
    „Arku Shoschin-liett! Tastsa Franza! Hier ist ‚Bärenherz‘! Tod den Franzosen!“ erscholl es aus aller Munde.
    Sie griffen von neuem an und zwar in dem Augenblick, in welchem die Franzosen eine Salve abgegeben hatten und im Begriff standen, wieder zu laden. Aus diesem Grund waren nur einige Gewehre mit Kugeln versehen.
    „Prenez les crosser! Nehmt die Kolben!“ gebot der Anführer.
    Sie drehten die Gewehre um. In diesem Augenblick waren die beiden Häuptlinge nahe gekommen. ‚Bärenherz‘ spornte sein Pferd und riß es empor. Es flog in einem hohen, weiten Bogen mitten in das Viereck und ‚Bärenauge‘ folgte mit einem ebenso kühnen Satz. Zu gleicher Zeit die Tomahawks gebrauchend und ihre Pferde zum Stampfen zwingend, schlugen und stampften sie alles nieder, was in ihre Nähe kam. Dadurch entstanden Lücken, durch welche die Apachen in das Viereck eindrangen, welches nun verloren war.
    ‚Bärenherz‘ hatte den Seinigen Bahn gebrochen. Er durchbrach, von seinem Bruder gefolgt, die entmutigten Feinde, um in ein anderes Karree einzudringen. Da sah er die Pferde der Franzosen, welche von einigen Chasseurs bewacht, nicht weit vom Kampfplatz hielten. Er deutete nach ihnen hin.
    „Tekli Franza ineh! Natan sesteh. Die Pferde der Franzosen wegnehmen und die Wachen niederschlagen!“ rief er seinem Bruder zu.
    Dieser gehorchte dem Gebot sofort. Er rief eine Schar der Apachen zu sich und eilte mit diesen zu den Pferden. Die Chasseurs wurden nach kurzer Gegenwehr geschlagen, und nun, da die Tiere sich in den Händen der Apachen befanden,

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