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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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laut, als ob die Feinde ihn hörten.
    „Ah, dort will wieder einer dem Gerard ein Blei geben!“ sagte er eben. „Schade um die Mühe, denn ich kalkuliere, daß ihn meine Kugel vorher treffen wird!“
    Er legte an und drückte ab – der zielende Franzose war eine Leiche.
    „Hier kriecht einer herauf. Er denkt, es sieht ihn niemand; ich rechne, daß er eher unten sein wird, als oben.“
    Er drückte den zweiten Lauf ab, und, durch den Kopf geschossen, rutschte der Franzose wieder hinab.
    Gerard war so fleißig gewesen, daß er seine Patronen verschossen hatte. Er konnte nur noch mit dem Kolben arbeiten. Er blutete bereits aus mehreren Wunden, da die meisten Schüsse auf ihn gerichtet waren. Da ertönte die helle, kräftige Stimme Sternaus:
    „Aufgeschaut! Hilfe kommt!“
    Es war trotz ihrer Überzahl noch keinem Franzosen gelungen, bis an die Palisaden vorzudringen; da ertönten ihre Hornsignale, um sie zurückzurufen zur Bildung von Karrees. Sie hatten nicht gemerkt, was hinter ihnen vorging, und als sie sich jetzt umwendeten, sahen sie zu ihrem Entsetzen einen weiten Halbkreis wilder Reiter in rasendem Galopp auf sich zugesprengt kommen.
    Es gelang einigen Haufen von ihnen, Vierecks zu bilden, und das war ein großes Glück für sie, dann sonst wären sie auf den ersten Ansturm niedergeritten worden.
    Droben beobachtete Sternau die ganze Szene. Durch das Nahen der Apachen und der Jäger Juarez' bekam er Luft.
    „Wollen wir einen Ausfall machen?“ fragte Mariano.
    „Es ist das beste. Aber warten wir noch.“
    Da erscholl Hufschlag die Gasse herauf. Ein Indianerhäuptling kam dahergesprengt, drei Adler- und drei Rabenfedern im wallenden Schopf, und das Gesicht mit den Kriegsfarben der Apachen bemalt. Er hatte eine neue, indianische Kleidung angelegt, und von seinen Schultern fiel der schwere Pelz eines grauen Bären herab. Er bot einen imposanten, kriegerischen Anblick.
    „‚Bärenherz‘!“ rief Mariano. „Woher hat er die Kleidung?“
    „Jedenfalls von Pirnero. Er wird sich den Apachen zeigen wollen.“
    Diese Ansicht bestätigte sich auf der Stelle, denn der Häuptling deutete wortlos auf das Tor, welches ihm sofort geöffnet wurde. Er stürmte im Galopp den Weg hinunter und auf den dichtesten Haufen der Feinde ein.
    „Warum wollen wir da warten“, sagte Mariano. „Ihm nach!“
    „Ja, ihm nach!“ rief auch ‚Geierschnabel‘.
    „Ihm nach!“ rief ‚Büffelstirn‘.
    Sie sprangen dem Apachen nach. Sternau war nicht imstande, sie zu halten. Als Kommandant blieb er zurück, nebst den Bewohnern des Forts, denen es nicht einfiel, sich einer so direkten Lebensgefahr auszusetzen.
    Wie bereits gesagt, hatten die andringenden Apachen an einigen Haufen Widerstand gefunden. Dies löste ihre geordnete Reihe auf. Während sie an der einen Stelle, alles über den Haufen stürmend, vorwärts drangen, wurden sie an anderen Orten von kleinen Vierecks, welche sich gebildet hatten, aufgehalten. Diese Vierecks wurden umzingelt, aber der Kampf kam zum Stehen.
    Da die Indianer für ein Fechten Mann gegen Mann in geschlossener Reihe nicht geeignet sind, so schien es bald, als ob sie hier und da gegen die Franzosen im Nachteil seien. Sie konnten nichts gegen die Karrees ausrichten, und es schien, als ob es den Franzosen doch gelingen werde, sich teilweise durchzuschlagen.
    Hinter der Kampflinie hielt, hoch zu Roß, mit einem Reitertrupp, der Präsident Juarez. Seine Augen ruhten glühend auf den Kämpfenden. Noch etwas weiter rückwärts standen etwa sechzig weiße Jäger. Es waren wilde, kräftige Gestalten, welche er aus den Vereinigten Staaten angeworben hatte. Sie hatten sich bisher noch nicht am Kampf beteiligt, da ‚Bärenauge‘ das Recht, die Skalpe der Franzosen zu erwerben, für sich und seine Apachen in Anspruch genommen hatte. Juarez winkte ihren Anführer zu sich und fragte:
    „Sie sehen, daß der Kampf zum Stillstand kommt?“
    „Leider“, antwortete der Gefragte.
    „Glauben Sie, daß die Apachen siegen werden?“
    „Ganz gewiß. Aber sie werden nicht imstande sein, einen Durchbruch des Feindes zu verhüten. Die Absicht der Franzosen auf das Fort ist vereitelt worden; aber es wird vielen von ihnen gelingen, zu entkommen.“
    Juarez nickte. Seine Lippen preßten sich zusammen und er sagte:
    „Das soll und darf nicht geschehen. Welchen Rat geben Sie mir?“
    „Lassen Sie mich mit den Meinigen vorgehen. Unsere Kugeln werden diese gefährlichen Vierecks bald auseinanderreißen.“
    „Gut, so

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