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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Untertan seiner Majestät, des Kaisers der Franzosen!“
    „Wenn Ihr das wirklich seid, so werdet Ihr Euch nicht weigern, uns Gehorsam zu leisten“, lachte der Soldat. „Her also mit Euren Händen.“
    „Hier sind sie!“ sagte der Wirt kleinlaut. „Aber ich bitte, zu bemerken, daß ich kein Feind der Franzosen bin. Ich bin kein Mexikaner.“
    „Was denn?“
    „Ich bin aus Pirna.“
    „Was ist das? Wo liegt das?“
    „In Sachsen.“
    „In Sachsen, also in Deutschland? So soll Euch der Teufel erst recht holen! Rasch also! Gebt die Hände her!“
    So wurde also auch der Wirt gefesselt. Er gab sich ohne Widerrede darein.
    „Jetzt werdet Ihr uns zu den anderen führen!“ gebot der Sergeant.
    Er ließ zwei Mann Wache bei dem Vaquero zurück. Die Eingangstür zum Haus wurde von innen verschlossen, und dann stiegen sie zur Treppe empor.
    „Hier sind die jungen Señoritas!“ sagte Pirnero, auf eine Tür zeigend.
    „Klopft an!“ gebot der Sergeant.
    Als auf das Klopfen nicht geöffnet wurde, stieß er die Tür mit dem Kolben ein.
    „O, heiliger Himmel!“ rief der Wirt. „Wer soll mir meine Türen reparieren, wenn Ihr sie mir kaputtschlagt! Das bin ich von Pirna aus nicht gewöhnt.“
    „So werdet Ihr es gewöhnt werden!“
    Der Sergeant trat ein. Die beiden Mädchen standen nebeneinander am Fenster und blickten den Eintretenden erwartungsvoll entgegen.
    „Alle Teufel, wie nett!“ meinte der Sergeant. „Da wird man wohl um einen Kuß bitten dürfen und um eine Umarmung dazu.“
    Er schritt auf Pepi zu und breitete die Arme aus. Sie richtete sich hoch empor und steckte die rechte Hand unter die kurze, mexikanische Jacke.
    „Was wollt Ihr?“
    Sie sagte dies in einem Ton und hatte dabei eine Haltung, daß der Franzose sich verblüfft fühlte. Doch faßte er sich schnell und antwortete:
    „Was ich will? Pah! Ein ganz kleines Küßchen.“
    Er verschlang dabei die schöne, einladende Gestalt des Mädchens mit seinen Blicken.
    „Wagt es nicht, mich anzurühren!“ drohte sie.
    „Ah, seht, das Kätzchen stellt sich zur Wehr. Aber das hilft dir nichts, mein Engel. Geküßt wirst du doch; erst von mir und dann von den anderen. Unter Kameraden pflegt man brüderlich zu teilen.“
    Er trat noch einen Schritt auf sie zu; da aber zog sie die Hand aus der Jacke zurück. Die blanke Klinge ihres Dolches blitzte ihm entgegen.
    „Donnerwetter, sie macht Ernst!“ rief er, halb bestürzt und halb belustigt.
    Er war natürlich sehr überzeugt, es mit ihr aufnehmen und den Dolch ihr mit einem einzigen Griff entwinden zu können. Auch Zilli hatte ihre Waffe gezogen. Die beiden Mädchen waren wirklich entschlossen, sich ernsthaft zu verteidigen.
    Einer der Soldaten trat jetzt zu der jüngeren Schwester und sagte:
    „Gib den Dolch her, mein Püppchen. So etwas ist nichts für Frauen.“
    Er wollte zugreifen; sie trat ein wenig zurück, zückte die Waffe und antwortete:
    „Nehmt Euch in acht! Der Dolch ist vergiftet!“
    „Das mache einem anderen weis! Ich werde davor nicht bange.“
    Er griff scheinbar zu. Während sie nun dahin stieß, wohin er hatte greifen wollen, zog er plötzlich die Hand zurück und faßte sie beim Arm.
    „So, jetzt habe ich dich! Jetzt bist du mein!“ rief er. „Nun einen Kuß!“
    Während er mit der einen Hand ihren rechten Arm hielt, so daß sie nicht stechen konnte, versuchte er, sie mit dem anderen Arm um die Taille zu fassen und an sich zuziehen.
    „Pepi, hilf!“ bat sie, sich vergeblich wehrend.
    „Gleich!“ lautete die Antwort der Schwester.
    Und in demselben Augenblick zuckte ihr Dolch in den Arm, mit welchem er den der Schwester hielt. Der Stich war nur leicht und nicht tief.
    „Donnerwetter, die hat wirklich Krallen!“ rief er, seinen Arm zurückziehend. „Aber wir werden euch die scharfen Nägel schneiden.“
    Er wollte abermals zufassen und streckte den Arm aus, aber er blieb mit ausgestrecktem Arm stehen. Es war, als ob er plötzlich durch alle seine Nervenstränge einen Schlag erhalten hätte. Sein Auge war nach der Wand gerichtet; seine Finger ballten sich zusammen; ein Gurgeln ließ sich hören, und Schaum trat auf seine Lippen; dann fiel er um, oder vielmehr er schlug um, steif und hölzern wie ein lebloser Klotz. Er war tot.
    „Alle Teufel!“ rief da der Sergeant. „Was ist mit ihm?“
    „Er ist tot!“ erklärte Pepi. „So wird es einem jeden gehen, der uns anzurühren wagt.“
    „So ist der Dolch wirklich vergiftet?“
    „Ja, der meinige und der

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