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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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breite Gestalt an der Erde liegen, den Kopf in die Hand gestützt, während der Arm mit dem Ellenbogen auf der Erde ruhte.
    „Wer ist das?“ fragte Zilli.
    „Mein Gott, das ist der ‚Schwarze Gerard‘!“ antwortete Pepi.
    „Wahrhaftig! Er liegt in einer blutigen Lache.“
    „Gott! Er stirbt! Er hat die Augen zu, und aus der Schulter läuft ihm das Blut!“
    Sie eilten zu ihm hin. Als er sie kommen hörte, schlug er langsam die Augen auf, aber er regte kein Glied.
    „Ihr seid verwundet, Señor?“
    „Ja.“
    „Wir werden Euch verbinden!“
    „Es ist zu spät!“ sagte er leise. „Ich wollte hier eben sterben. Grüßt sie von mir, Señorita!“
    „Wen?“
    „Resedilla.“
    „Resedilla? Ah! Sie befindet sich in großer Gefahr. Wir wollten Hilfe holen.“
    „Gefahr?“ fragte er rasch, während sein bleiches Gesicht sich leicht rötete.
    „Ja. Es ist einigen Franzosen gelungen, in das Fort zu dringen. Sie kamen in die Venta. Wir haben zwei getötet, welche uns küssen wollten. Jetzt sind die anderen hinauf auf den Boden, wo Resedilla sich befindet.“
    Er blickte sie einen Augenblick lang an, als müsse er erst seine Gedanken sammeln. Dann belebte sich sein Auge immer mehr.
    „Hinauf auf den Boden – wo Resedilla sich befindet?“ wiederholte er. „Ah, noch ist der ‚Schwarze Gerard‘ nicht tot!“
    Er versuchte, sich zu erheben, sank aber in die blutige Lache wieder zurück.
    „Bleibt liegen, Señor!“ bat Zilli. „Wir werden andere Hilfe holen, für Resedilla und für Euch!“
    Sie eilten weiter.
    „Andere Hilfe?“ sagte Gerard. „Ein anderer soll ihr helfen? Ah, pah!“
    Er stemmte beide Arme auf die Erde und richtete sich auf. Er taumelte; aber er brachte es doch fertig, sich an die Palisaden zu lehnen und sein Gewehr nebst den Revolvern zu laden.
    Er war vorher, als die Franzosen sich zurückgezogen hatten, um sich gegen die Apachen zu wenden, ihnen auf dem Fuße gefolgt und hatte sich in das dickste Kampfgewühl gestürzt. Ein Bajonettstich und ein Schuß zu den vorherigen Verwundungen kommend, hatten ihn niedergestürzt. Er dachte, sterben zu müssen; aber er wollte sein Leben nicht hier unten aushauchen, sondern droben am Baum, wo er sich so kühn und nachdrücklich verteidigt hatte.
    Dort hinauf schleppte er sich und legte sich nieder, während unten der Kampf noch hin und her wogte. Wie gern wäre er noch nach der Venta gegangen, um unter den Augen der Geliebten zu sterben! Aber nein, er wollte ihr den häßlichen Anblick des Todes ersparen. Darum blieb er liegen. Er sah sein Blut fließen, ohne dem Lauf desselben Einhalt zu tun. Er fühlte mit dem roten Wallen des Lebens seine Kräfte schwinden; er schloß die Augen; er glaubte, der Tod sei nahe, um ihn von allen Zweifeln und Selbstvorwürfen zu erlösen. Er flüsterte leise den Namen der Heißgeliebten. Da hörte er leichte Schritte, und als er die Augen öffnete, erblickte er die beiden Schwestern, die ihm sagten, daß Resedilla sich in Gefahr befinde.
    Jetzt waren sie wieder fort, und er lehnte an den starken hölzernen Pfosten.
    Es war ihm, als ob die kriegerische Beschäftigung des Ladens ihm seine Kräfte zurückbringe. Er konnte stehen, ohne zu lehnen. Er versuchte, zu gehen. Es gelang; erst langsam und wankend, dann immer schneller und sicherer. Er kam an die Lücke und kroch hindurch. Er achtete nicht darauf, daß alle seine Wunden bluteten.
    „Resedilla, o Resedilla!“
    Diese Worte wirkten wie ein Wunder. Er nahm die schwere Büchse fester in seine Hand und ging, nein, trabte weiter, der Venta zu.
    Er wußte nicht, daß die vordere Tür verschlossen war. Er fand sie zu. Ohne sich zu besinnen, schlug er das Fenster ein, nicht einen Flügel allein, nein, sein Stoß war so gewaltig, daß das ganze Fenster in das Zimmer stürzte.
    Im nächsten Augenblick stand auch er in demselben, vor ihm der Soldat, welchen der Sergeant als Wache bei dem Vaquero zurückgelassen hatte.
    „Halt!“ rief dieser und fällte das Gewehr gegen ihn.
    „Bube!“
    Mit diesem Wort antwortete er und schlug ihn mit dem Kolben nieder.
    „Mach mich los, Señor!“ bat der Vaquero.
    „Später!“
    Er hatte keine Zeit, sich mit anderen Dingen abzugeben. Er mußte, so lange seine letzten Kräfte noch vorhielten, der Geliebten Hilfe bringen. Er trat hinaus in den Flur und stieg die Treppe empor. Dort lag vor einer zertrümmerten Tür der tote Posten. Gerard warf einen Blick hinter diese Tür und erblickte den zweiten Franzosen, welcher im Zimmer

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