Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
mir.“
    Er ging. Draußen hatte der Wirt auf ihn gewartet. Dieser führte ihn in ein größeres Zimmer, welches er seinen ‚Salon‘ nannte. Es war dasselbe, welches er dem Grafen Ferdinande eingeräumt hatte.
    Als sie eintraten, lag der Graf noch ohne Besinnung auf dem Bett. Daneben saß Mariano, und vor demselben stand Sternau, um den Puls des Grafen zu fühlen.
    „Dies, Señor, wird Euer Zimmer sein“, sagte Pirnero.
    Juarez blickte ihn erstaunt an.
    „Es ist ja bereits bewohnt“, sagte er.
    „Man wird diesem Kranken ein anderes Zimmer geben.“
    „Wer ist er?“
    Da trat Sternau näher und verbeugte sich.
    „Mein Name ist Sternau, Señor“, sagte er. „Ich bin der Arzt dieses Kranken. Darf ich fragen, wer der Herr ist, dem wir weichen sollen?“
    „Ich heiße Juarez.“
    Da leuchteten Sternaus Augen freudig auf.
    „Ich danke, Señor, und bin hoch erfreut, den Mann zu sehen, der das Unglück seines Vaterlandes so stark und mutig auf den Schultern trägt. Mein Patient ist der Graf Ferdinande de Rodriganda.“
    Da trat der Präsident einen Schritt zurück. Er hatte ganz das Aussehen, als ob ihm etwas Unbegreifliches widerfahren sei.
    „Ferdinande de Rodriganda?“ fragte er langsam.
    „Ja, Señor.“
    „Aus der Stadt Mexiko?“
    „Ja.“
    „Dem zum Beispiel die Hacienda del Erina einst gehörte?“
    „Derselbe.“
    „Señor Sternau, das muß ein gewaltiger Irrtum sein.“
    „Es ist die Wahrheit.“
    „Aber der Graf ist ja gestorben und begraben! Er ist ja seit vielen Jahren tot.“
    „Er wurde zwar begraben, aber er war nicht gestorben und nicht tot.“
    „Ich verstehe diese Worte nicht!“
    „Sie werden sie heute noch verstehen, Señor. Ich danke dem Himmel, daß er uns mit Ihnen zusammengeführt hat, und bitte Sie, unserer Angelegenheit heute eine Stunde zu schenken. Es ist eine Angelegenheit von der größten Wichtigkeit.“
    „Ah, Sie überraschen mich immer mehr! Sagten Sie nicht, daß Ihr Name Sternau sei?“
    „Allerdings.“
    „Ich muß diesen Namen bereits einmal gehört haben“, meinte Juarez, der ein ungeheures Gedächtnis besaß. „Sie sind Arzt. Ah, ich habe es! Kennen Sie einen Herrn welcher Pedro Arbellez hieß?“
    „Den Haziendero auf del Erina?“
    „Ja, den meine ich.“
    „Ich kenne ihn, ich war bei ihm.“
    „Er erzählte mir einst eine eigentümliche Geschichte. Ich nahm von ihm alte, indianische Schmucksachen in Empfang, welche ich nach Deutschland senden mußte.“
    „O, vielleicht nach Rheinswalden?“
    „Ja, ich glaube, so hieß der Ort. An einen Knaben, dessen Vater Steuermann war.“
    „Helmers?“
    „Möglich! Der Knabe war bei einem Hauptmann, der zugleich Oberförster war.“
    „Das stimmt, das stimmt! Also hat der brave Arbellez diese Sachen hinüber gesandt?“
    „Ja, durch mich. Dabei hat er mir auch Ihren Namen genannt. Ich kann mich nicht genau besinnen, aber ich glaube, daß es sich um die Heilung eines Wahnsinnigen handelt, der sein Schwiegersohn werden sollte.“
    „Sie besinnen sich ganz richtig, Señor!“
    „Er hat mir noch mehr von Ihnen erzählt. Also Sie sind wirklich jener Doktor Sternau?“
    „Ja.“
    „Nun, dann ist es um so auffallender, daß Sie sagen, der Graf sei noch nicht tot.“
    „Er wurde lebendig begraben.“
    „Teufel!“
    „Und wieder ausgegraben.“
    „Señor, das ist ein Roman.“
    „Es ist die Wahrheit! Er wurde ausgegraben und, lebendig geworden, als Sklave verkauft. Erst vor kurzer Zeit ist es ihm gelungen, seine Freiheit wieder zu erlangen.“
    Juarez schüttelte den Kopf.
    „Wissen Sie, Señor, daß ich den Grafen sehr gut gekannt habe?“
    „Um so besser! Wollen Sie ihn sehen?“
    „Natürlich.“
    „So bitte ich, näher zu treten.“
    Der Präsident Juarez trat näher. Er betrachtete den Ohnmächtigen sehr scharf und fuhr dann zurück. Er war zwar bleich geworden, aber seine Augen funkelten.
    „Nun, Señor, was sagen Sie jetzt?“ fragte Sternau.
    „Er ist es, bei Gott, er ist es!“
    „Es ist allerdings kein Roman.“
    „Nein, es ist keiner. Es ist sein Gesicht, ganz unverkennbar sein Gesicht, nur um so viele Jahre älter. Aber wissen Sie, woran ich ihn ganz genau erkenne?“
    „Jedenfalls an der nicht ganz verheilten Narbe auf seiner rechten Wange.“
    „Ja, richtig. Es ist eine Lanzennarbe. Aber, um Gotteswillen, mir ist da ganz, als ob ich träumte. So muß hier ja ein ganz fürchterliches Verbrechen vorliegen!“
    „Nicht ein Verbrechen, sondern eine ganze, unendliche lange Reihe von

Weitere Kostenlose Bücher