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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Nachricht ist mehr wert als alles, was du mir geben könntest.“
    „Und als die Häuptlingswürde?“
    „Ja, viel, viel mehr wert!“
    Seine Augen quollen über von einer Flut von Tränen. Er faltete die Hände, hob sie empor und rief, noch immer auf den Knien liegend:
    „O Gott, du guter Manitou, du gnädiger großer Geist, ich danke dir, daß du mir die erhalten hast, die mir mein Herz und mein Leben gab.“
    Das war das Gebet eines Indianers. Wie manches sogenannte christliche Kind könnte sich ein Beispiel an diesen rothäutigen Barbaren nehmen.
    „Als ich von ihr fortging, zählte sie fünfmal zehn Winter“, sagte er.
    „Sie zählt jetzt sechsmal zehn und sechs Winter“, fügte ‚Bärenauge‘ hinzu.
    „Wie ist die Kraft ihres Körpers?“
    „Ihr Körper ist stark und ihre Seele licht, aber ihre Augen sind dunkel.“
    „Sie kann nicht mehr gut sehen?“
    „Sie kann das Licht der Sonne gar nicht mehr sehen.“
    „O Manitou! Sie ist blind?“ fragte ‚Bärenherz‘ erschrocken.
    „Ja.“
    „Seit welcher Zeit?“
    „Seit zwei Wintern und einem Sommer.“
    „Wer trägt die Schuld, daß ihr das Licht genommen ist?“
    „Der böse Geist hat sie angeblasen und eine Haut über das Auge gemacht.“
    „Was sagt der Zauberer dazu?“
    „Der Medizinmann hat ihr viele Mittel gegeben. Er hat ihr süße und bittere Tränke bereitet; er hat ihr Kräuter und Wurzeln aufgelegt: aber der böse Geist hat sich nicht erweichen lassen.“
    „Habt ihr keine Opfer gebracht?“
    „Viele, aber es hat nichts geholfen.“
    „Ich weiß ein Mittel, welches ihr vielleicht helfen wird.“
    „Welches, mein Bruder?“
    „Ich habe einen weißen Freund, der ein großer Medizinmann und auch Zauberer ist.“
    „Ein Bleichgesicht? Der böse Geist flieht vor keinem Bleichgesicht.“
    „Uff! Aber dieses Bleichgesicht ist so viel wert wie zehn rote Häuptlinge.“
    ‚Bärenauge‘ sah ihn staunend an. Das war doch ganz und gar nicht gesprochen wie ein Häuptling der Apachen.
    „Will mein Bruder mit mir scherzen?“ fragte er.
    „O nein. Dieses Bleichgesicht hat schon vielen Blinden die Sonne wiedergegeben.“
    „Wie heißt der Mann?“
    „Sternau.“
    „Das ist ein fremder, unbekannter Name. Der Mann wird sein wie der Halm des Grases in der Savanne; es sind ihrer Millionen.“
    „Kennst du den Namen Matava-fe?“
    „Den ‚Fürsten des Felsens‘? Wer sollte ihn nicht kennen! Er ist das größte Bleichgesicht in den Bergen und in der Savanne.“
    „Der ‚Fürst des Felsens‘ wird von seinem Volk Sternau genannt.“
    „Ugh! Der ‚Fürst des Felsens‘ ist dein Freund?“ fragte ‚Bärenauge‘ im Ton des freudigsten Erstaunens.
    „Ja.“
    „Wo ist er?“
    „Hier.“
    „Hier? Beim Fort Guadeloupe?“
    „Ja.“
    „Was tut er da?“
    „Er hat das Fort kommandiert und den Angriff der Franza abgeschlagen.“
    „So werde ich ihn sehen?“
    „Ja.“
    „Wann kam er nach dem Fort?“
    „Heute am vierten Teil der Sonne.“
    „Hat er viele Krieger bei sich?“
    „Nein, aber die, welche bei ihm sind, die sind sehr berühmt.“
    „Wie heißen sie?“
    Ein leises Lächeln ging über das Gesicht ‚Bärenherz'‘, als er antwortete:
    „Sie heißen Shoshin-liett –“
    „Shoshin-liett? ‚Bärenherz‘? Du selbst bist mit ihm gekommen?“
    „Ja. Ich bin diese sechzehn Winter mit ihm zusammen gewesen.“
    „Wo?“
    „Auf einer Insel mitten im großen Wasser. Ich werde es dir noch erzählen. Ferner sind bei ihm ‚Donnerpfeil‘ und ‚Büffelstirn‘.“
    „Das sind sehr berühmte Krieger.“
    „Auch noch andere sind bei ihm, welche du sehen wirst. Er ist ein Häuptling aller Krankheiten. Er hat ein kleines Messer, mit welchem er in ein blindes Auge ein Loch schneidet, daß das Licht der Sonne wieder eindringen kann.“
    ‚Bärenauge‘ streckte alle beide Hände von sich und sagte:
    „Ein Bruder soll dem anderen nur die Wahrheit sagen.“
    „Ich sage sie!“
    „Hast du es selbst gesehen?“
    „Nein, aber ich habe es gehört.“
    „Man hat nicht die Wahrheit gesagt.“
    „Der Mann, welcher es sagte, hat es mit eigenen Augen gesehen, oder es von einem gehört, der es mit eigenen Augen gesehen hat.“
    „Ich glaube es dennoch nicht!“
    „Du wirst es glauben, wenn du es gesehen hast!“
    „Aber ich werde es nicht sehen!“
    „Du wirst es sehen!“
    „Wann?“
    „Sehr bald, denn ich werde den ‚Fürsten des Felsens‘ bitten, mit in das Wigwam der Apachen zu reiten, um meiner Mutter die Sonne

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