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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wenn sie ein paar Rippen gebrochen haben, sonst aber glauben sie verteufelt wenig, das kann ich dir sagen.“
    „Hm, das ist meine Erfahrung auch. Aber ich will nach den Mägden sehen, damit sie nicht so lange zu warten braucht.“
    Eine Viertelstunde später saß Josefa, von Kissen unterstützt und den zwei Mägden gehalten, vor dem Tisch und schrieb. Es ging nur langsam, und es war viel, was sie schrieb. Endlich war sie fertig und schickte das Mädchen fort, zugleich ließ sie einen der Unteranführer rufen.
    „Hat Euch mein Vater seine Route mitgeteilt?“ fragte sie diesen.
    „Ja, im geheimen, Señorita“, antwortete er.
    „Ihr würdet ihn also treffen, wenn ich Euch ihm nachschickte?“
    „Sicher.“
    „Wann?“
    „Er reitet schnell. Vier Tage würde ich brauchen.“
    „Wenn Ihr ihn von jetzt an in vier Tagen erreicht und ihm diesen Brief übergebt, erhaltet ihr dreihundert Duros ausgezahlt. Wollt Ihr diese Botschaft übernehmen?“
    „Ja“, antwortete der Mann, indem sein Gesicht strahlte.
    „Aber mein Vater braucht noch mehr Leute. Könnten wir fünfzig Mann entbehren?“
    „Ja, ganz gut.“
    „So nehmt fünfzig wohlbewaffnete Männer mit. Ihr werdet später erfahren, weshalb. Nur so viel kann ich Euch sagen, daß es einen Zug gilt, welcher Euch Auszeichnung und gute Beute bringen wird. Diesen Brief aber gebt ja in keine anderen Hände als in die meines Vaters.“
    Dieser Brief lautete wie folgt:
    „Lieber Vater.
    Ich habe kurz nach Deinem Wegritt höchst Wichtiges erfahren. Ein alter Vaquero, derjenige, den Arbellez nach Fort Guadeloupe geschickt hatte, kam zurück, wurde festgehalten und von mir verhört. Es gelang mir, ihm folgendes zu entlocken:
    Henrico Landola hat ein falsches Spiel mit uns getrieben. Keiner unserer Feinde ist tot, sie leben alle noch. Sie wurden auf einer wüsten Insel ausgesetzt, von welcher sie sich jetzt gerettet haben. Gegenwärtig befinden sie sich in Fort Guadeloupe, um unter Juarez' Schutz gegen uns loszubrechen. Es sind: Sternau, Mariano, Graf Ferdinande, die beiden Helmers, ‚Büffelstirn‘, ‚Bärenherz‘, Emma Arbellez und Karja. Graf Ferdinande bleibt auf dem Fort, weil er verwundet ist, er wird unter Apachenbedeckung später den anderen nachreiten. Diese sind mit Juarez nach Chihuahua aufgebrochen, von wo sie dann nach Cohahuila gehen werden, um auch dieses zu erobern.
    Juarez hat vier Kompanien Franzosen vernichtet und ebensoviele Comanchen, östlich von Cohahuila, am Zusammenfluß des Sabinaflusses mit dem anderen Arm, wollen sie Lord und Amy Lindsay treffen.
    Du weißt nun, wie die Sachen stehen und wirst Dir selbst sagen, was geschehen muß. Sie müssen natürlich alle sterben, sonst sind wir verloren. Triff Deine Maßregeln schnell, ich sende Dir zu diesem Zweck noch fünfzig Männer nach.
    Handle schleunigst, daß Du bald zurückkehren kannst. Ich bedarf Deiner, denn ich habe neun Rippen gebrochen, welche mir jener Vaquero eingetreten hat, aus Rache, daß ich ihn überlistet und ausgehorcht habe.
    Deine Josefa.“
    Noch vor Abend sprengte die Truppe von fünfzig Mann zum Tor der Hacienda hinaus. Der Anführer trug den Brief wohl verwahrt bei sich.
    Um dieselbe Zeit lag Josefa auf einem über den Boden ausgebreiteten Teppich. Die Operation hatte begonnen. Während der eine Mexikaner sie mit seinen Fäusten hielt, arbeitete der andere an ihren sechzig Rippen in einer Weise herum, daß ihr der blutige Schaum vor dem Munde stand.
    Man hörte in der ganzen Hacienda ihr Schmerzgeschrei, welches einem tierischen Gebrüll ähnlicher klang als menschlichen Wehlauten. Man wollte bei ihr eintreten, um zu sehen, ob das nicht zu ändern sei, aber die beiden Operateure hatten von innen die Tür verschlossen und ließen keinen Menschen eintreten.
    Erst nach mehreren Stunden hörte das Brüllen auf, und wer an der Tür horchte, konnte ein halblautes, ununterbrochenes Wimmern hören. Die Tochter Cortejos litt unsägliche Schmerzen. In diesem Augenblick hätte sie den Tod willkommen geheißen. Und doch ahnte sie nicht, daß sie diese Schmerzen nun stets empfinden werde, als Begleiter für das ihr noch zugemessene Leben. Die Rache des gerechten Richters hatte mit heute begonnen.

SIEBTES KAPITEL
    Die Hinrichtung
    Kaiser Maximilian lehnt mit dem Rücken an einem Tisch. Sein Auge ruht auf einem großen Schriftstück, welches er in den Händen hält. Dieses Auge blitzt, die Wangen sind gerötet, sein Inneres scheint in gewaltiger Bewegung zu sein.
    Vor ihm steht einer

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