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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wissenschaft.
    „Nun, wie steht es denn?“ fragte sie.
    „Schlimm, sehr schlimm“, antwortete er.
    „Wirklich?“ fragte sie voller Angst.
    „Ja. Es steht so schlimm, daß es Euer Tod sein kann, wenn Ihr Euch an einen Pfuscher wendet. Davon rate ich Euch ab.“
    „Nun, was seid Ihr denn da? Ein Pfuscher?“
    „Pfui Teufel“, antwortete er stolz.
    „Also ein erfahrener Bader?“
    „Ja. Fragt nur den da. Der weiß es. Der hat Kuren von mir gesehen, Kuren, daß sich einem die Haare sträuben würden.“
    „Vor Angst und Schreck?“
    „Unsinn. Vor Erstaunen und Bewunderung.“
    „Nun also, wie steht es mit mir?“
    „Das muß ich Euch erklären. Habt Ihr die Rippen studiert, Señorita?“
    „Nein.“
    „So muß ich Euch sagen, daß es dreierlei Rippen gibt; solche, die zusammenstoßen, das sind die verheirateten Rippen, solche, die nicht zusammenstoßen, das sind die unverheirateten Rippen, und solche, die nur zuweilen zusammenstoßen, das sind die Konkubinatsrippen. Eine jede Frau hat sechs verheiratete, fünf unverheiratete und vier Konkubinatsrippen auf jeder Seite, macht also zusammen dreißig Rippen vorn und dreißig Rippen hinten. Der Mann hat einige Konkubinatsrippen mehr und eine verheiratete weniger.“
    „Wozu das alles?“
    „Um Euren Zustand zu begreifen. Der Fußtritt hat eine sehr große Verwüstung bei Euch angerichtet. Es sind nicht nur neun Rippen gebrochen, nämlich auf der linken Seite, sondern die gebrochenen und ungebrochenen sind vollständig untereinander geraten – verheiratete, unverheiratete und Konkubinatsrippen. Alles befindet sich bunt durcheinander. Darum stehen Sie so große Schmerzen aus. Das alles auseinanderzubringen ist wahrhaftig nicht jedermanns Sache.“
    „Werdet Ihr es bringen?“
    „Das versteht sich“, antwortete er, sich in die Brust werfend.
    „Wie lange wird es dauern?“
    „Vier bis fünf Stunden.“
    Sie wurde leichenblaß.
    „Fünf Stunden“, hauchte sie, „das ist ja unerhört.“
    „Unerhört? Bei neun Rippen? Wo denkt Ihr hin. Ich habe in Durango zugesehen, wie ein Kollege nur drei gebrochene Rippen einrichtete, was bei ihm elf volle Stunden dauerte, und als die Patientin gesund war, stellte es sich heraus, daß er zwei von diesen Rippen so dumm eingerichtet hatte, daß sie zwei Fuß lang hinten zum Rücken hinausstanden.“
    „Aber die Schmerzen“, sagte sie bang.
    „Pah! Das tut nicht sehr weh, das ist ungefähr so, als wenn Euch ein ziemlich großer Floh sticht.“
    „Wirklich?“
    „Ja. Und tut es einmal weher, so tut man am besten, man beißt die Zähne zusammen und fällt in Ohnmacht. Werdet Ihr dies bringen?“
    „Ich denke es.“
    „Nun, so kann es wohl losgehen?“
    „Halt. Zuvor eine Frage. Werde ich dann gleich schreiben können?“
    „Nach der Einrichtung dieser neun Rippen?“
    „Ja.“
    „Wo denkt ihr hin. Es würden Euch ja alle neun zum Rücken hinausfahren, wie der Frau in Durango. Ihr müßt im Bett liegenbleiben.“
    „Gut, so werde ich vorher schreiben.“
    „Ist das so notwendig?“
    „Ja.“
    „Aber Ihr werdet dabei große Schmerzen ausstehen.“
    „Das muß ich mir gefallen lassen.“
    „Ganz wie Ihr wollt. Ich muß Euch aber sagen, daß ich mit diesen neun Rippen nicht allein fertig werden kann.“
    „So braucht Ihr also Hilfe?“ fragte sie erschrocken.
    „Ja.“
    „Aber woher diese nehmen?“
    „Ist schon gefunden.“
    „Wer?“
    „Hier mein Kamerad.“
    „Ist der denn auch Chirurg oder Bader?“
    „Nein, das ist gar nicht notwendig. Ich brauche nur einen Mann, welcher aufpaßt, daß die verheirateten, unverheirateten und Konkubinatsrippen nicht wieder zusammenfahren, wenn ich sie auseinandergelesen habe. Er muß sie festhalten, bis ich eine nach der anderen eingerichtet habe.“
    „Nun gut, er mag Euch helfen. Ich werde Euch rufen lassen, wenn ich Euch brauche. Schickt mir die Magd und noch eine zweite dazu.“
    Die beiden Männer gingen. Unten sagte der Bader zum anderen:
    „Habe ich das nicht gut gemacht?“
    „Famos! Sind wirklich neun entzwei?“
    „Unsinn! Es sind nur sechs. Drei habe ich dazugelogen, um ein besseres Trinkgeld zu erhalten. Verstehst du mich?“
    „Sehr gut. Du bist ein Schlaukopf. Aber war das mit den dreierlei Rippen auch wirklich wahr?“
    „Hm, darüber bin ich noch selbst im Zweifel. Ich glaube, das hat mir einmal ein Spaßvogel aufgebunden, und nun habe ich es auch glücklich wieder abgeladen.“
    „Und sie hat es geglaubt?“
    „Ah, Weiber glauben alles,

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