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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einer Unmöglichkeit, die zugleich eine Ungeheuerlichkeit ist, wie von etwas ganz Selbstverständlichem.“
    „Allerdings, denn was ich sagte, ist mir ganz selbstverständlich.“
    „Erklären Sie das.“
    „Das wird nicht schwer sein, Majestät. Zugegeben, daß der echte, geborene Mexikaner der rechtmäßige Besitzer seines Bodens ist –“
    „Ich gebe dies zu“, fiel der Kaiser ein.
    „Muß er auch das Recht haben“, fuhr der General fort, „diesen Boden gegen fremde, unrechtmäßige Invasion zu verteidigen.“
    „Invasion? Unrechtmäßig? Das sind starke Ausdrücke, welche sich ganz sicher bedeutend mildern lassen.“
    „Ich spreche jetzt, wie jeder Republikaner spricht. Denken Majestät sich an die Stelle dieser Leute. Sie sagen: Das Land ist unser. Was wollen die Franzosen? Unser Geld, unsere Früchte, unsere Frauen und Töchter. Sie sind Räuber. Was bringen sie uns dafür? Einen Kaiser! Wozu? Wir brauchen keinen, wir haben einen Präsidenten. Napoleon hat Angst vor seinem Volk, er muß die Unzufriedenen beschäftigen. Er kommt auf den Einfall, der Phantasie seiner Untertanen durch ein großes Ausstattungsstück zu schmeicheln. Er bringt zur Aufführung eine kriegerische Zauberei durch den Kaiser Max von Mexiko. Das schmeichelt der Eigenliebe der Franzosen, das gibt dem Ruhm neuen Glanz. Und weil dies Napoleon einfällt, muß Mexiko bluten, dulden und verwüstet werden?“
    „So arg ist's nicht!“ fiel der Kaiser ein.
    „O doch! Ich weiß am besten, wie die Herren Franzosen hausen. Der echte Mexikaner ist Republikaner, er verteidigt sein Land, sein Heim, seinen Herd gegen fremde Eindringlinge. Ist er deshalb ein Bandit, welcher binnen vierundzwanzig Stunden erschossen werden muß?“
    „Wir sind durch das Schwert Herren des Landes. Jeder Mexikaner hat sich den Umständen zu fügen.“
    „Gut, Majestät! Ich spreche jetzt nicht zu meinem Kaiser, sondern zu dem, für den ich mein Leben tausendmal opfern würde. Angenommen, dieser Satz wäre das Richtige: das Schwert entscheidet, wer siegt, ist Herr, der Überwundene hat zu gehorchen. Folgt aber daraus wirklich, daß man den Gegner als Bandit betrachten muß?“
    „Nachdem die anderen die Waffen streckten. Ja.“
    „Gut, so soll auch dieses als richtig angenommen werden. Wer aber sagt, daß der Besiegte sich nicht erheben und zum Sieger werden kann?“
    „Im allgemeinen ist diese Möglichkeit vorhanden.“
    „Nun, dann wird er den Spieß umdrehen und den früheren Sieger als Bandit betrachten und behandeln.“
    „Das ist für Mexiko niemals zu befürchten.“
    „Wollte Gott, daß Majestät nicht irren. Für kein Land ist dies eher zu befürchten, als für Mexiko. Das Land ist ein Vulkan. Und Juarez –“
    „Er ist unschädlich.“
    „Er ist noch löwenstark, selbst an der äußersten Grenze des Reiches.“
    „Ich werde ihn amnestieren.“
    „Er wird die Amnestie verschmähen, er wird sie für ein Unding erklären, er wird sagen, daß er als Präsident des Landes das Recht habe, einen gewissen Max von Habsburg zu amnestieren, nicht dieser aber ihn.“
    „Ich werde ihn zu mir rufen.“
    „Er wird nicht kommen.“
    „Auch nicht, wenn ich ihn als Präsident des obersten Gerichtshofes anstelle?“
    „Das war er bereits. Er ist jetzt Präsident des ganzen Landes.“
    „Sie machen mir wirklich heiß, General.“
    „Besser, als wenn Majestät später kalt gemacht werden.“
    „Sie reden wirklich in mehr als kühnen Bildern!“
    „Ich bin überzeugt, nur die Wahrheit zu sagen. Wenn Majestät jetzt den Besiegten als Bandit behandelt, so darf Majestät sich nie besiegen lassen, denn man würde Revanche nehmen und Sie auch als Bandit behandeln.“
    „Man müßte selbst in diesem Fall bedenken, wer und was ich bin!“
    „Kaiser? Ah, Sie würden als solcher von den Republikanern nicht anerkannt.“
    „Erzherzog von Österreich!“
    „Was fragt Juarez nach Österreich.“
    „Ich dachte doch, daß Österreich eine Macht wäre, welche –“
    „Welche selbst den Erzherzog Max aufgeben wird, wenn es so der Wille Napoleons, des Allmächtigen ist.“
    „General, Sie beleidigen jetzt wirklich!“
    „So will ich nichts mehr sagen, nur die eine Frage gestatte ich mir noch: Wird das Dekret unterzeichnet?“
    „Ja, bereits morgen.“
    Da zog Mejia seinen Dolch und sagte:
    „Majestät, sagen Sie, daß dies nicht geschehen soll, und ich stoße mir diesen Stahl mit Freuden in mein Herz. Ich will noch sterbend Ihre Großmut segnen.“
    „Es ist

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