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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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seiner Minister und hält den Blick mit einem fast lauernden Ausdruck auf den Gebieter gerichtet. Wir wollen den Namen dieses Herrn nicht nennen, der Kenner der Geschichte wird ihn erraten.
    Unweit des Fensters, in einem Fauteuil, sitzt die Kaiserin in all ihrer Jugend und Schönheit. Sie scheint mehr Männliches als der Kaiser selbst zu besitzen. Er schwärmerisch, träumerisch und weich, sie nach Glanz und Ehren strebend, er ein Poet, sie feurig trachtend nach materiellen Werten.
    Der Minister schien gesprochen zu haben, denn Kaiser Max antwortete:
    „Sie verlangen meine endgültige Entscheidung? Jetzt gleich?“
    „Ich muß um dieselbe bitten, Majestät.“
    „Ich bin entschlossen –“
    „Abzulehnen etwa?“ fragte die Kaiserin schnell.
    Max drehte sich ihr mit lächelnder Miene zu und sagte:
    „Wie ich höre, sind Sie mit der Entscheidung bereits zu Stande?“
    „Allerdings.“
    „Darf ich fragen, wie sie lautet?“
    „Bei dem siegreichen, überzeugenden Eifer, mit welchem diese hochwichtige Angelegenheit soeben vorgetragen wurde, kann die Entscheidung nicht zweifelhaft sein. Ich stimme bei.“
    Max nickte und sagte, zu dem Minister gewendet:
    „Sie hören, wie man sich beeilt, meiner Anerkennung vorzugreifen. So will ich Ihnen denn sagen, daß ich nicht bloß bereit bin, dieses Dekret zu unterschreiben, sondern ich werde, Wort für Wort, es selbst zu Papier bringen und den Herren Ministern zur Signatur unterbreiten.“
    „Ich danke, Majestät“, sagte der Minister mit einer tiefen Verneigung. „Es ist die Aufgabe meines Berufes und Lebens, all mein Sinnen und Denken für das Wohl Mexikos und seines Kaisers einzusetzen. Ich bin überzeugt, daß wir mit diesem Schritt siegreich über alles hinwegschreiten, was sich uns bisher hindernd und störend in den Weg gestellt hat. Mit einem vulgären, deutschen Wort zu sagen: wir ‚räumen auf‘. Das war doch endlich einmal sehr notwendig.“
    „Sie haben recht, mein Lieber. Ich werde –“
    Da erschien der Diensthabende.
    „General Mejia!“ meldete er.
    „Sogleich eintreten!“ befahl der Kaiser.
    Eigentümlich war es, daß die Kaiserin sich sofort erhob und durch eine Tür verschwand, während Max den Minister verabschiedete. Dieser traf mit dem berühmten General unter der Tür zusammen. Beide machten einander eine kalte Verneigung, ohne aber einen Blick auszutauschen.
    „Willkommen, General!“ sagte Max. „Sie kommen heute gerade zur guten Stunde.“
    Das ernste Gesicht des Mexikaners zeigte ein schönes, aufrichtiges Lächeln, als er die heiteren Züge seines Herrschers bemerkte.
    „Ich bin ganz glücklich, dies zu hören, Majestät“, sagte er.
    „Wollte Gott, es wären Eurer Majestät und dem Reich lauter solche Stunden beschert.“
    „Ich hoffe, daß es von jetzt ab geschehen werde.“
    „Darf ich fragen, ob diese Hoffnung eine gewisse Veranlassung hat?“
    „Ja. Ich stehe im Begriff, ein wichtiges Dekret zu erlassen.“
    „Wenn es die erwähnte Wirkung haben soll, so ist es allerdings wichtig.“
    „Da, überzeugen Sie sich selbst. Lesen Sie.“
    Er reichte Mejia den Entwurf hin und trat an das Fenster. Während er durch dasselbe hinabblickte, um dem General Muße zu lassen, die Lektüre mit Sammlung vorzunehmen, warf dieser sein Auge auf die Zeilen.
    Je weiter er las, desto mehr zogen sich seine Brauen zusammen, seine Augen blitzten zornig, seine Lippen zuckten. Da hörte Max ein lautes Papierrascheln hinter sich. Als er sich umblickte, sah er den General dastehen, ein Bild des höchsten Zornes, das zerknitterte Papier in der Faust.
    „Majestät, wer hat dieses – dieses Machwerk verfaßt?“ fragte er.
    In seinem Zorn hatte er nicht an die Regeln der Etikette gedacht.
    Der Kaiser, sonst so gütig, konnte so etwas nicht gut übergehen.
    „General!“ sagte er in ernstem Ton.
    „Majestät!“
    Bei diesen Worten verneigte sich Mejia, wie um sich zu entschuldigen.
    „Wo ist mein Entwurf?“
    „Hier, Majestät.“
    Er nahm das Papier, glättete es so gut wie möglich und reichte es dem Kaiser hin.
    „Ah, in welchem Zustand! Sind meine Diarien etwa Kotillonzeichen?“
    Er war jetzt wirklich zornig. Da sagte Mejia:
    „Ich bitte alleruntertänigst um Gnade, Majestät. Was hier gesündigt wurde, das ist nur meinem Eifer für das Wohl des Kaisers in Schuld zu schreiben.“
    „Aber dieser Eifer darf nichts anderes als nur Eifer sein.“
    Über Mejias Gesicht zuckte ein undefinierbarer Zug. Max kannte denselben. Wenn er sich

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