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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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niederzulassen.“
    „Wenn Ihr dies befehlt, so muß ich gehorsam sein.“
    Er traf Anstalt, sich auf einen an der Tür stehenden Stuhl zu setzen.
    „Nein, dort nicht“, sagte sie. „Ihr sollt hier neben mir auf dem Diwan sitzen.“
    Er machte ein höchst verlegenes Gesicht.
    „Señorita, ich?“ fragte er.
    „Ja.“
    „Dort auf der Seide?“
    „Natürlich.“
    „Mit meinen alten Lederhosen?“
    „Das versteht sich.“
    „Nehmt es mir nicht übel, aber das paßt ganz und gar nicht zusammen.“
    „Ihr werdet sehen, daß es ganz prächtig harmoniert.“
    „Aber, von der Seide abgesehen – ich, neben Euch.“
    „Was ist das weiter?“
    „Da fragt Ihr noch? Ich, der Andreas Straubenberger neben Señorita Emilia? Das wäre doch ganz dasselbe, als ob man einen Kiebitz oder Wiedehopf neben einen Kolibri oder gar Paradiesvogel setzen wollte.“
    „Versucht es nur einmal.“
    „Oh, laßt mich lieber hier an der Tür. Denn dort neben Euch, da – da – da – – –“
    „Nun, was da –?“
    „Da kann ich mich nicht halten, da kann ich mich nicht retten.“
    „Wieso?“
    „Ich glaube bei Gott, ich werde verliebt bis über die Ohren“, platzte er heraus.
    Da stieß sie ihr prächtiges, metallenes Lachen aus und sagte:
    „Das ist ja ganz und gar nicht verboten. Es ist mir weit lieber und angenehmer, geliebt als gehaßt zu werden. Kommt in Gottes Namen näher.“
    „Nun, so will ich es wagen.“
    Er trat langsam und zögernd näher, wischte mit den Händen über denjenigen Teil seiner alten Hose, welcher mit der Seide in Berührung kommen sollte, und setzte sich dann so, daß er nur die Kante des Diwans berührte.
    „Nein, so nicht, sondern ordentlich!“
    Sie faßte ihn an, zog ihn empor und drückte ihn dann tief in den weichen Sitz hinein.
    „Donnerwetter!“ rief er, halb emporspringend. „Hier geht man ja unter wie im Wasser. Ich glaube, auf diesem Sitz könnte man schwimmen lernen.“
    „Habt keine Angst, Señor, ertrinken könnt Ihr nicht, was aber das Trinken anbelangt, so könnte gesorgt werden. Darf ich Euch etwas anbieten?“
    „Hm“, schmunzelte er, „etwa Pulque?“
    „Wie kommt Ihr auf dieses Getränk?“
    „Ich habe mein Glas voll noch drüben in der Venta stehen.“
    „Es schmeckte Euch nicht?“
    „Oh, es schmeckte, aber wie. Alaun, Süßholz, Aloe, Kupfervitriol, Salmiakgeist, Holunderbeere und Seifenwasser würde wohl ähnlich schmecken.“
    Sie lachte herzlich über dieses Rezept und sagte:
    „Gab es denn nichts anderes?“
    „Gar nichts, als Wein, aber der war ja nicht zu bekommen.“
    „Warum nicht?“
    „Erstens ist er zu teuer, und zweitens sollte er bis zum Freudenfest aufgehoben werden.“
    „Ah, ich kenne das. Der Wirt meint das Juarezfest, er ist ein treuer Anhänger des Präsidenten. Also Wein trinkt Ihr gern?“
    „Sehr, Señorita. Ein Jäger bekommt von dieser Sorte Getränk so äußerst selten einen Schluck, daß man fast den Namen desselben vergessen möchte.“
    „Nun, so wollen wir ein Fläschchen –“
    „Um Gottes willen!“ fiel er ein. „Alles, nur dieses nicht, Señorita.“
    „Warum nicht?“
    „Fünfundsiebzig Franks die Flasche.“
    „Ja, er ist sehr teuer, aber beruhigt Euch. Er kostet mich keinen Pfennig.“
    „Ist es auch wahr?“
    „Ja. Er ist ein Geschenk.“
    „Aber meinetwegen dürft Ihr doch keine Flasche anreißen. Ich bin nicht der Kerl danach.“
    „Warum nicht? Ihr seid ein Anhänger von Juarez, also mein Freund, und für einen Freund hat man stets ein Fläschchen Wein zu Hause.“
    „Hm, wenn es so ist, dann lasse ich mir allerdings die Freundschaft gefallen.“
    Sie schellte mit der Glocke, und bald stand ein feuriger Tokajer vor ihnen. Sie schenkte ein, und er trank, langsam und nur leise nippend.
    „Wie ist er?“
    „Besser, viel besser als unser Pfälzer Gewächs.“
    „Ah, Ihr seid aus der Rheinpfalz!“
    „Ja, Señorita.“
    „Nun, da mögt Ihr recht haben mit dem ‚Gewächs‘. Ratet einmal, welch eine Sorte wir da trinken.“
    „Oh, ich verstehe mich verdammt wenig auf das, was man Sorten nennt.“
    „Es ist Tokajer.“
    „Alle Teufel!“
    „Aus dem Keller des Kaisers.“
    „Max?“ fragte er erstaunt.
    „Ja, des Kaisers Max. Wundert Euch nicht, daß sogar der Wein des Kaisers sich bis an diesen entlegenen Punkt verirrt. Diese Herren Franzosen wissen für sich zu sorgen. Max hat selbst große Not um eine Flasche guten Weins. Dieser Kaiser ist ein herzlieber, braver Mann, der sich zu seinem

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