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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und huschte nach der Tür des Kämmerchens, von welchem seine Rekognoszierung ausgegangen war.
    Er kam dort glücklich und unbemerkt an und wechselte die Kleidung. Er pflegte, wenn er sich hier befand und nach der Wohnung des Majors ging, andere Kleidung anzulegen, um im Falle, daß er gesehen werde, für einen Bediensteten gehalten zu werden.
    Erfreut, daß sein Streich gelungen sei, trat er nun an die andere Tür und horchte. Der Major schien aufbrechen zu wollen, denn er hörte ihn sagen:
    „Ich bin wirklich ganz unglücklich, nicht länger verweilen zu dürfen.“
    „Und ich fühle mich ebenso unglücklich, Sie wegen meines Leidens verabschieden zu müssen“, antwortete Emilia.
    „So verzeihen Sie! Wann darf ich wiederkommen?“
    „In vier Wochen.“
    „In vier Wochen?“ fragte er erstaunt. „Warum erst nach so langer Zeit?“
    „Weil ich hoffe, mich dann erholt zu haben.“
    „Ah, sie läßt ihn an der Angelschnur zappeln!“ dachte der Lauscher.
    „Eher nicht?“ fragte der Major.
    „Die Migräne ist ein hartnäckiges Übel.“
    „Sagen wir vierzehn Tage, Señorita Emilia!“
    „Ich will es versuchen.“
    „Oder acht Tage.“
    „Das ist zu kurz. Ich kenne meine Kopfschmerzen.“
    „Gut! Bestimmen wir lieber gar keine Zeit. Ich komme, sobald Sie genesen sind.“
    „Ich stimme gern bei.“
    „Sie werden die Güte haben, es mich wissen zu lassen, Señorita?“
    „Gewiß.“
    „Ich danke! Dann komme ich auf den Flügeln der Liebe herbeigeeilt, um Ihnen zu Ihrer Genesung freudigst zu gratulieren.“
    „Kommen Sie mit vier Flügeln, wie ein Schmetterling?“
    „Sie scherzen.“
    „Oder mit zwei, wie ein Stoßvogel?“
    „Wollen Sie mich verlegen machen?“
    „Oder mit Flughäuten, wie eine Fledermaus?“
    „Sie werden sogar boshaft!“
    „Oder mit Flossen wie ein fliegender Fisch?“
    „Halten Sie mich für den Inhaber solch kalten Blutes, wie die Fische haben? Ich versichere Ihnen, daß gerade in diesem Augenblick das Gegenteil stattfindet.“
    „Ah, Sie sind heiß?“
    „Sie stehen trotz Ihres Unwohlseins so reizend, so unwiderstehlich vor mir, daß sich mein ganzes Blut in der heftigsten Wallung befindet.“
    „So rate ich Ihnen einen Aderlaß. Solche Wallungen sind gefährlich.“
    „Allerdings. Fast möchte ich sagen, daß Ihre Schönheit mich in Fieber versetzt.“
    „So nehmen Sie zu dem Aderlaß noch Blutegel.“
    „Sie sind heute wirklich boshaft, fast möchte ich sagen sogar heimtückisch! Ich tue wirklich am besten, Sie zu verlassen.“
    „Für immer?“
    „Was glauben Sie! Sie ziehen mich an, wie das Licht die Motte.“
    „Also doch Flügel und keine Flossen! Das tröstet mich. Gute Nacht, Herr Major.“
    „Gute Nacht, boshafte Emilia.“
    Er ging. Diese Unterredung hatte Gerard sehr viel Spaß gegeben. Er zögerte, einzutreten, da der Major ja unter irgend einem Vorwand oder aus irgend einer Ursache zurückkehren konnte. Da aber öffnete Emilia selbst die Tür.
    „Bist du da?“ fragte sie in das dunkle Zimmer hinein.
    „Ja.“
    „So komm! Ich habe, um ganz sicher zu gehen, die Unterhaltung etwas länger ausgesponnen, als ich eigentlich sollte.“
    „Hat er dir heute etwas erzählt?“
    „Nein!“
    „O weh! Gerade da ich hier bin, um vieles zu erfahren!“
    „Ich sah mich ja zur Einsilbigkeit gezwungen und durfte nicht so viel sprechen, als nötig gewesen wäre, ihn auszuhorchen. Übrigens dachte ich, daß du selbst finden würdest, was du brauchst.“
    „Zum Glück ist es gelungen.“
    „Ah, du hast etwas entdeckt?“
    „Ja, sehr viel.“
    „Was? Komm her zu mir!“
    Sie zog ihn nach dem Diwan, setzte sich auf seinen Schoß, schlang die Arme um ihn und blickte ihn erwartungsvoll an.
    „Zunächst mußt du wissen, daß die Kompanie bereits nach Fort Guadeloupe abgegangen ist“, sagte er.
    „Davon weiß ich kein Wort! Wann?“
    „Heute früh beim Morgengrauen.“
    „So ist das tiefste Geheimnis dabei bewahrt worden. Aber ich denke, daß der Kapitän gesagt hat, der Major soll nichts erfahren!“
    „Er kennt auch wirklich den Ort nicht, wohin die Leute marschieren sollen.“
    „Woraus schließt du das?“
    „Ich habe nur eine kurze Bemerkung darüber vorgefunden. Sie lautet: Zweite Kompanie heute früh vor Tage abmarschiert auf Erkundung.“
    „Das ist bedenklich; das ist sogar schlimm!“
    „Warum?“
    „Die Leute haben nun einen Vorsprung von einem vollen Tag vor dir.“
    „Das ficht mich wenig an. Ich werde sie sicher einholen. Sie können die

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