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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Pferde nicht so wechseln wie ich, und sie können ebenso wenig so anhaltend galoppieren wie ich. Eine Kompanie braucht Platz; sie kann nicht jede beliebige Richtung und jeden beliebigen Weg wählen; ich aber reite geradeaus durch dick und dünn!“
    „Wer hätte dies früher in dem schwerfälligen Schmied gesucht!“
    „Hm! Man muß etwas lernen, und das Schicksal nimmt den Menschen in die Schule!“
    „Aber dennoch kann die Kompanie nur zur Erkundung ausgeritten sein.“
    „Inwiefern?“
    „Du hättest ihr begegnen müssen.“
    „Dies ist nicht der Fall. Ich hörte von dem Kapitän, daß sie am linken Ufer des Rio Conchas hinabreiten würde; ich bin daher am rechten Ufer heraufgekommen, um nicht von diesen Leuten bemerkt zu werden. Diese Angelegenheit befindet sich ganz in Ordnung.“
    „Was hast du noch erfahren?“
    „Daß der Kommandant bereits von den dreißig Millionen weiß, welche der Präsident der Union unserem Juarez zugesagt hat.“
    „Das bringt uns fürs erste doch in keine naheliegende Gefahr!“
    „O doch, denn er weiß, daß ein Teil dieses Geldes unterwegs ist. Morgen gehen zwei Kompanien nach der Grenze der Llano estacado ab, um diesen Transport aufzufangen.“
    „O weh! Werden sie ihn bekommen?“
    „Nein. Ich werde dafür sorgen, daß wir sie bekommen.“
    „Wenn ihr sie findet!“
    „Keine Sorge! Ich kenne die Marschroute; ich habe sogar Einsicht in ihre Karten und Pläne genommen. Es ist unmöglich, daß sie uns entgehen.“
    „Weiter?“
    „Weiter dann sollen diese beiden Kompanien sich mit derjenigen vereinigen, welche inzwischen Fort Guadeloupe weggenommen hat. Diese Kriegsmacht nimmt die sechshundert Comanchen auf, welche ihnen versprochen worden sind, und macht damit einen Eilritt nach Paso del Norte, um Juarez gefangenzunehmen und den letzen Rest der Seinigen zu vernichten.“
    „Das ist kühn ausgedacht!“
    „Es würde trotzdem gelingen, wenn ich es nicht erfahren hätte.“
    „Diese Franzosen vergessen, daß Juarez sich noch lange nicht am Ende seiner Macht befindet. Halb Mexiko wartet nur auf seinen Ruf, um aufzustehen.“
    „Und das soll in kurzer Zeit geschehen; darauf kannst du dich verlassen. Aber nun bin ich hier fertig; ich muß aufbrechen.“
    „Schon!“ sagte sie erschrocken. Und ihn an sich pressend, fügte sie hinzu: „Warte nur noch eine Stunde. Ich bekomme dich ja so selten zu sehen.“
    „Unmöglich! Die Pflicht ruft, und du sagst ja selbst, daß der Feind einen Vorsprung von einer Tagereise hat. Ich darf keine Minute versäumen.“
    „Gut, ich sehe es ein. Wenn wir die Feinde baldigst vertreiben, wird auch die Zeit kommen, in der ich dich öfters sehe. Aber wenigstens so lange kannst du noch warten, bis ich dir einen Vorrat von Proviant eingepackt habe.“
    „Ich danke dir; ich brauche nichts. Ich muß so leicht wie möglich sein und bekomme auf jeder Hacienda das, was ich brauche. Ich kann nicht warten.“
    Er erhob sich und stand auf. Sie standen einander gegenüber, eins so hoch und stolz wie das andere, er ein Bild männlicher Kraft und sie ein Beispiel weiblicher Schönheit.
    „O Gerard, warum haben wir uns nicht in Paris geliebt!“ klagte sie.
    „Es wäre unser Unglück gewesen“, antwortete er.
    „Meinst du wirklich?“
    „Ja.“
    „Lebe wohl, Gerard! Gott sei mit dir!“
    Mit diesen Worten und einem Blick, in dem die Verzweiflung einer tiefen und doch verschmähten Liebe durch die Flut von Tränen brach, eilte sie aus dem Zimmer. Ein längeres Scheiden hätte sie niedergeworfen.
    Er stand da und blickte die Tür an, hinter der sie verschwunden war.
    „Bin ich denn wirklich so hart, wie ich mir jetzt selbst vorkomme?“ murmelte er. „Es ist mir, als ob ich mich verabscheuen müsse, und doch kann ich nicht anders. Nein, nein, es geht nicht! Ich liebe eine andere, und ein Gefallener, der mit schwerer Anstrengung aufgestanden ist, darf sich nicht mit dem Laster, sondern nur mit der Tugend verbinden.“
    Er verließ das Zimmer auf demselben Weg, den er gekommen war, um sich von der alten Gärtnerin, welche ihn zu empfangen pflegte, gegen die Mönchskutte sein Gewehr wieder einzutauschen. Er ahnte nicht, daß er einer schweren Gefahr geradezu in die Hände lief.
    Vorhin, als er sich durch die Vorpostenkette geschlichen hatte, war er sehr nahe an einem der Posten vorüber gekommen. Dieser hatte ein leises Geräusch gehört und dann gelauscht, ohne etwas Weiteres zu vernehmen.
    „Fast war es, als ob jemand hier vorübergegangen

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