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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Vereinigten Staaten hätten wegen des Bürgerkrieges so viel mit sich zu tun, daß sie vor einem Krieg mit Frankreich zurückbeben würden; jetzt aber haben sie ihn eines besseren belehrt, und er läßt sich, wie du mir eben sagtest, in friedliche Unterhandlung mit ihnen ein. Das ist ein untrügliches Zeichen, daß er den Erzherzog fallen lassen will. Gibt es sonst noch Neuigkeiten, welche ich Juarez bringen kann?“
    „Nichts, das ich jetzt wüßte. Aber, lieber Gerard, du wirst dich auf deinen Posten begeben müssen. In zwei Minuten wird der Major erscheinen; er ist außerordentlich pünktlich.“
    „So gib mir die Nachschlüssel und die Laterne.“
    „Hier. Die Kleidung liegt bereits draußen.“
    Sie öffnete ein Fach ihres Schreibtisches, nahm zwei Schlüssel und ein elegantes Blendlaternchen hervor und reichte ihm beides.
    „Also eine Stunde?“ sagte er.
    „Ja, länger nicht“, antwortete sie, vor Anstrengung hoch glühend. „Und noch einmal, laß dich nicht ertappen!“
    Er verließ das Zimmer durch eine Seitentür und befand sich in einem kleinen Raum, welcher zur Aufbewahrung überflüssiger Gerätschaften diente. Es war kein Licht da, und er brannte sich die Laterne an. Beim Schein derselben sah er die Kleidung eines Dieners auf einem Stuhl liegen. Er zog die seinige aus und legte diese an, dann horchte er.
    Bald vernahm er Stimmen. Der Major war gekommen. Er hatte ihn von diesem Stübchen bereits einige Male belauscht und kannte seine Stimme.
    „O dios, wie schön sind Sie heute, Señorita!“ hörte er ihn sagen.
    „Sie schmeicheln“, antwortete Emilia, „ich muß im Gegenteil ein recht müdes und angegriffenes Aussehen haben.“
    „Inwiefern, meine Gnädige?“
    „Ich leide bereits den ganzen Tag an den allerheftigsten Kopfschmerzen.“
    „Ah, Migräne!“
    „Ja. Ich würde gar nicht zu sprechen sein, wenn ich Ihnen die Erlaubnis, mich zu besuchen, nicht so bestimmt gegeben hätte.“
    „Welch ein Unglück! Sie werden mich fortschicken?“
    „Nicht sogleich, wenn Sie artig sind. Jede Berührung, auch die leiseste, erschüttert mein Gehirn und bereitet mir die fürchterlichsten Schmerzen. Aber ich will sehen, wie lange meine Nerven gutwillig sind. Nehmen Sie Platz!“
    Gerard war mit dieser Einleitung sehr zufrieden. Er schob das Laternchen zu und steckte es in die Tasche. Dann verließ er das Stübchen.
    Er trat auf einen erleuchteten Korridor und forschte, ob sich jemand da befinde. Als er niemanden bemerkte, huschte er denselben hinab, zog einen Schlüssel hervor, welchen er erhalten hatte, steckte ihn in das Schloß einer Tür und öffnete dieselbe. Der Schlüssel war der Hauptschlüssel; er öffnete alle Türen. Rasch trat Gerard ein. Er befand sich in den Räumen, welche der Major bewohnte. Er kannte sie, denn er war heimlich bereits hier gewesen.
    Emilia hatte das ganze Haus gemietet und dem Major diese Wohnung abgetreten.
    Gerard zog die Laterne wieder hervor und öffnete sie, nachdem er die Tür von innen verschlossen hatte. Er befand sich in einer Art von Vorzimmer, in welchem er sich nicht aufhielt.
    Neben demselben lag das Arbeitszimmer des Majors, wenn in Mexiko bei einem französischen Major von Arbeit die Rede sein konnte. Es hatte zwei Fenster, deren Läden geschlossen waren, so daß kein Lichtschein hindurch drang. Gerard brauchte also keine Sorge zu haben, von draußen entdeckt zu werden.
    Es standen drei Tische da, auf welchen Karten, Pläne, Bücher und Notizen lagen. Mit diesen Dingen begann der Präriejäger sich eingehend zu beschäftigen.
    Er durchsuchte alles, er mußte Wichtiges finden, denn er zog Papier aus einem Schubfach und fing an, sich schriftliche Notizen zu machen und gar von verschiedenen Skripten Abschriften zu nehmen.
    Dies ging alles in fliegender Eile, denn die Zeit von einer Stunde schien ihm kurz bemessen zu sein für das wichtige Material, welches er hier vorfand. Sie war beinahe verflossen, als er endlich fertig war.
    Er brachte alles ganz genau in dieselbe Lage, in welcher er es vorgefunden hatte, und steckte seine Notizen und Abschriften zu sich. Die leeren Bogen, welche er dazu verwendet hatte, würde der Major wohl schwerlich vermissen, da deren eine ganze Menge vorhanden waren.
    Nun löschte er die Laterne aus und steckte sie ein. Er brauchte sie nicht mehr. Im Dunkeln begab er sich zur Vorzimmertür zurück und öffnete sie leise. Ein Diener kam den Korridor herabgeschritten. Den ließ er erst vorüber, trat dann hinaus, verschloß eilig

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