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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gegenwärtig droben in der Provinz Chiapa.“
    „Hat er Anhang?“
    „Er war einer der ersten, welche sich für die Franzosen erklärten, er und der ‚Panther des Südens‘. So lange Juarez noch mächtig war, trat dieser Cortejo mit seinen Absichten nicht hervor; jetzt aber scheint er zu denken, daß ihm sowohl die Zeit als auch die Verhältnisse günstig seien. Er agitierte in den südlichen Provinzen, in denen die Franzosen doch nie große Fortschritte gemacht haben.“
    „Ist er denn der Mann dazu?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Und stehen ihm die nötigen Mittel zu Gebot?“
    „Wahrscheinlich?“
    „Und die Erfolge, welche er bereits erzielt hat?“
    „Sie scheinen nicht zu groß zu sein. Aber der ‚Panther des Südens‘ hat sich für ihn erklärt, und du wirst wissen, daß dieser einen großen Anhang besitzt.“
    „Dieser Cortejo scheint uns nicht sehr gefährlich werden zu können.“
    „Wer weiß es? Vielleicht hat er Geld, und für dieses ist der Mexikaner außerordentlich empfänglich. Das sonderbarste aber ist, daß er selbst weniger agitiert als seine Tochter.“
    „Er hat eine Tochter?“
    „Ja.“
    „So ist sie jung und schön?“
    „Warum jung und schön?“
    „Weil dies zwei Eigenschaften sind, welchen es selten schwer fällt, Propaganda zu machen, sobald sie nämlich geschickt in die Waagschale geworfen werden. Du zum Beispiel wärst ganz wie geschaffen dazu, einen Agitator zu unterstützen.“
    „Ich tue dies ja bereits, indem ich für Juarez wirke. Was aber diese Tochter Cortejos betrifft, so ist sie weder jung noch schön. Diese Señorita Josefa –“
    „Josefa heißt sie?“ fragte er, sie unterbrechend.
    „Ja. Sie ist geradezu eine Vogelscheuche.“
    „Kennst du sie? Hast du sie gesehen?“
    „Nein. Ich kenne sie nur im Bild.“
    „So hast du ihre Fotografie?“
    „Ja. Dieses Weib läßt nämlich Fotografien von sich verteilen.“
    „Und ist weder jung noch schön? Welch eine Dummheit!“
    „Ah, welches Weib, und wäre sie eine Megäre, wäre so objektiv, sich aufrichtig für häßlich zu halten? Man sagt, daß Señorita Josefa sich im Gegenteil für schön hält. Und diese Ansicht muß sie auch wirklich von sich haben, sonst würde sie nicht ihre Fotografien zu Tausenden anfertigen lassen und verteilen.“
    „Hast du das Bild da?“
    „Ja, hier im Album.“
    „Bitte zeige es mir!“
    Sie öffnete das Album, schlug es auf und legte es ihm vor.
    „Das ist es; diese hagere Person!“
    Er warf einen neugierigen Blick darauf und lachte dann laut auf.
    „Wie findest du sie?“ fragte Emilia, in sein Lachen einstimmend.
    „Außerordentlich interessant.“
    „Ah, wirklich?“
    „Ja, aber nur zum Zweck eines Studiums der Häßlichkeit oder um nur dir als das gerade Gegenstück zu dienen. Ich begreife einfach dieses Frauenzimmer nicht.“
    „Gut, lassen wir ihr das Glück, von Tausenden gesehen und ausgelacht zu werden. Welche Neuigkeiten hast du sonst noch?“
    „Daß Napoleon endlich beginnt, mit den Vereinigten Staaten über das Schicksal Mexikos zu unterhandeln.“
    „So ist der Erzherzog Max am Ende seiner Kaiserlaufbahn.“
    „Meinst du?“
    „Ja. Die Vereinigten Staaten werden keinen Kaiser von Mexiko dulden.“
    „Das ist denn doch die Frage.“
    „Nein, es ist gewiß. Das geht ja sehr deutlich aus der Note hervor, welche Seward, der Sekretär der Vereinigten Staaten, bereits im Jahre 1864 an Dayton, seinen Gesandten in Paris, übermittelte.“
    „Wie lautete sie?“
    „Ich sende Ihnen eine Abschrift der Resolution, welche am vierten dieses Monats im Repräsentantenhaus einstimmig angenommen wurde. Sie bringt die Opposition dieser Staatskörperschaft gegen die Anerkennung einer Monarchie in Mexiko zum Ausdruck. Nach allem, was ich Ihnen schon früher mit aller Offenheit zur Information Frankreichs geschrieben habe, ist es kaum nötig, noch ausdrücklich zu sagen, daß die in Rede stehende Resolution die allgemeine Ansicht des Volkes in den Vereinigten Staaten in Betreff Mexikos feststellt.“
    „Ah, das hast du dir gut gemerkt. Du hast es ja völlig auswendig gelernt!“
    „Wer so zu Juarez hält wie ich, der merkt sich solche Noten sehr genau.“
    „Nach ihr ist allerdings alle Hoffnung für Max verloren. Was hat denn der Kaiser der Franzosen dazu gesagt?“
    „Wollen Sie Krieg oder Frieden?“
    „Diese Worte sind von ihm?“
    „Ja. In seinem Allmachtsgefühl hat er diese Frage an den amerikanischen Gesandten gestellt. Er dachte, die

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