46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra
Sie sich gerade unserer so nachhaltig annehmen?“
„Das ist sehr einfach. Ich habe heute abend das Lager belauscht. Ich lag unter den Franzosen hinter den Zelten und habe da Unterredungen gehört. Ich erfuhr, daß man sich Ihrer entledigen wollte, und daß Sie Deutsche sind; ich liebe die Deutschen, und so beschloß ich, Sie zu retten.“
„Ich danke Ihnen! Was werden die Apachen über uns beschließen?“
„Nichts. Sie sind frei und können tun, was Ihnen beliebt.“
„So möchte ich am liebsten zurückkehren.“
„Allein? Durch die Berge und die Prärie?“
„Was bleibt uns anderes übrig? Ist die Gegend so unsicher?“
„Jetzt jedenfalls. Ich darf Ihnen vielleicht sagen, daß es in nächster Zeit hier herum sehr viel Kämpfe geben wird, und kann Ihnen darum nur eins raten.“
„Was?“
„Wir werden morgen früh nach Fort Guadeloupe reiten. Schließen Sie sich uns an. Dort sind Sie sicher und können warten, bis der Weg wieder offen und sicher ist.“
„Wir sind in der Nähe des Forts?“
„Ganz nahe.“
„So werden wir Ihren Rat jedenfalls befolgen.“
„Daran tun Sie recht. Aber erlauben Sie mir eine Erkundigung.“
„Sehr gern.“
„War der Kapitän, welchen ich erschoß, als Sie am Pfahl standen, wirklich der Hauptmann der vernichteten Kompanie?“
„Nein. Der eigentliche Kommandant befindet sich bereits in Fort Guadeloupe. Er wird erschrecken, wenn er hört, daß seine Leute tot sind.“
„Er wird nicht erschrecken, den auch er ist bereits tot.“
„Ah! Er wurde getötet?“
„Ja.“
„Von wem?“
„Von mir. Eine Kugel aus dieser Büchse streckte ihn nieder.“
Der Doktor sah in Gerard einen Helden, dennoch schreckte er zurück.
„Señor“, sagte er, „man hat mir nicht zuviel gesagt. Sie sind wirklich ein furchtbarer Gegner.“
„Aber meinen Freunden ein aufopfernder Freund. Doch sehen Sie, daß es sich die Roten jetzt bequem machen! Sie dämpfen die Lagerfeuer und stellen Wachen aus. Sie werden hier unter Skalpierten ebenso ruhig schlafen wie daheim in ihren Wigwams. Auch Sie können ohne Sorgen der Ruhe pflegen, denn es wird kein Haar ihres Hauptes gekrümmt werden.“
„So werde ich diese beruhigende Botschaft den beiden Damen bringen.“
„Tun Sie das. Aber sagen Sie, waren nicht noch mehrere Damen im Lager?“
„Noch drei.“
„Wo sind sie?“
„Ich weiß es nicht. Vielleicht wurden sie getötet.“
„Möglich; vielleicht aber sind sie auch entflohen. Gute Nacht. Ich werde nachsehen.“
„Gute Nacht!“
Nach diesem Gruß ging Berthold nach dem Frauenzelt. Als er den Eingang desselben öffnete, wurde er von Pepi erkannt. Sie trat zu ihm:
Er ergriff ihre Hand, drückte dieselbe freundlich und sagte:
„Señorita, ich habe Sie verkannt.“
Sie schwieg; aber seine Worte taten ihr unendlich wohl.
„Ich habe Ihnen sehr viel zu verdanken“, fuhr er fort.
„Das denken Sie ja nur“, flüsterte sie zagend.
„O nein; dann hätten Sie sich nicht unserer so mutig angenommen, so hätten die Indianer wohl nicht Zeit gehabt, noch im rechten Augenblick heranzukommen.“
„Sie täuschen sich, Señor! Diese Indianer haben uns jedenfalls bereits seit Anfang des Abends umzingelt und nur den passenden Augenblick abgewartet. Was aber wird nun mit uns geschehen?“
„Wir sind frei.“
„Wirklich?“ fragte sie in ungläubigem Ton.
„Ja. Der ‚Schwarze Gerard‘ hat mir die Versicherung gegeben. Morgen reiten wir nach Fort Guadeloupe, um dort zu bleiben, bis der Rückweg sicher ist.“
„Sie?“
„Ja, und Sie natürlich mit. Aber sagen Sie, was Sie getan hätten, wenn der Lasso dieses Oberleutnants Sie wirklich getroffen hätte? Sie wären von demselben ja umschlungen und niedergerissen worden.“
Sie stieß ein kurzes, metallisches Lachen aus.
„Sie sind kein Mexikaner, Señor!“ sagte sie.
„Allerdings nicht.“
„Sonst wüßten Sie, daß man keinen Lasso zu fürchten braucht, wenn man darauf vorbereitet ist, und einen Dolch oder ein Messer in der Hand hält.“
„Aber der Lasso soll doch eine schlimme Waffe sein!“
„In der Hand eines Franzosen? Nein. In der Hand eines Mexikaners aber? Ja. Und selbst in diesem Fall braucht man nicht zu verzagen. Hat man ein gutes Messer, so ist der Riemen durchschnitten, ehe er sich zusammenziehen kann. Übrigens stand ja meine Schwester bei mir. Wäre die eine getroffen worden, so hätte die andere den Lasso durchschnitten. Und wehe dem, der sich in unsere Nähe gewagt hätte!“
„Sie
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