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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sterben wie die Ratten. Das Herz eines Kriegers der Apachen hat mehr Mut als sie alle.“
    „Sie hätten sich gewehrt, aber sie sind ganz unvermutet überfallen worden“, antwortete Gerard in gerechter Würdigung der Umstände. „Ich habe die beiden Anführer erschossen. Will mein Bruder ihre Skalpe haben?“
    Da machte ‚Bärenauge‘ eine unbeschreiblich geringschätzige und abwehrende Armbewegung und sagte unter einem stolzen Kopfschütteln:
    „‚Bärenauge‘ nimmt nur die Skalpe derer, welche er selbst erlegt hat.“
    „Aber warum kämpft mein Bruder heute nicht? Warum holt er sich keinen Skalp?“
    „Weil der Feinde zu wenige sind. Ich habe so viele Skalpe, daß ich sie nicht in meine Hütte bringe. Meine Krieger sollen auch welche haben.“
    Das war eine Selbstlosigkeit, eine Rücksicht für die Seinen, die man bei einem Indianer höchst selten treffen wird. Es war jedenfalls das beste Mittel, die Begeisterung für sich zu erwecken und zu erhöhen.
    „Ein Weißer nimmt keine Skalpe“, meinte Gerard. „Was tue ich mit den beiden? Ich werde sie deinen Leuten überlassen.“
    Da schüttelte ‚Bärenauge‘ abermals den Kopf und antwortete:
    „Ein Apache nimmt niemals einen Skalp geschenkt; er würde verachtet werden von allen tapferen Kriegern. Die beiden Anführer der Bleichgesichter mögen gefressen werden von den Geiern mit Haut und Haar. Ihre Kopfhaut ist wie das Fell des Präriehundes. Kein Händler gibt einen Abschnitt seines Fingernagels dafür.“
    Die Apachen waren jetzt mit den Leichen fertig und machten sich über die Beute her, welche beim Schein der Feuer herbeigetragen und zur Verteilung geordnet wurde.
    ‚Bärenauge‘ sagte:
    „Sie mögen alles unter sich teilen; ‚Bärenauge‘ mag nichts davon. Er nimmt alle sieben Tage einem Weißen den Skalp, um den Tod seines Bruders ‚Bärenherz‘ zu rächen, der ein großer Mann war unter allen Häuptlingen der Indianer. Das ist ihm genug.“
    Er schritt davon, um die Beuteverteilung zu überwachen, welche so ruhig ihren Verlauf nahm, als ob es sich um eine Preisverteilung für irgendeine europäische Konkurrenzarbeit handle.
    Nach kurzer Zeit öffnete Doktor Berthold vorsichtig sein Zelt und trat zu Gerard. Er war kein furchtsamer Charakter, aber das Blutbad hatte ihm die Haare vom Kopf emporgezogen, obgleich ihm die Ermordeten nach dem Leben getrachtet hatten. Er erkundigte sich bei dem Jäger:
    „Ist das Morden vorüber, Señor?“
    „Ja.“
    „So bin ich mit meinem Freund vollständig sicher?“
    „Ja. Ihr wart es schon vorher, denn ich hatte Euch mir ausgebeten.“
    „Sie stehen mit diesen Wilden auf dem Fuß der Freundschaft?“
    „Pah, nennen Sie diese Leute nicht wild. Sie verteidigen Ihr rechtmäßiges Vaterland, ihr Eigentum mit allen ihnen zu Gebot stehenden Mitteln. Da nennt man sie wild und Barbaren. Ich bin kein Gelehrter und auch kein Politikus, aber ich habe vielleicht mehr gesehen und erfahren als alle die Herren, welche aus den roten Männern Barbaren machen. Es ist nichts neues, daß Gewalt vor Recht geht.“
    „Leider!“
    „Und der Fluch unserer Zeit ist, daß wir unser Unrecht in ein heuchlerisches Gewebe von Recht zu kleiden suchen. Wir rühmen uns, die Werkzeuge des göttlichen Willens und höherer Zwecke zu sein, aber mit Unrecht.“
    „Ich ahne, was Sie sagen wollen. Ein sogenannter ‚Halbwilder‘ charakterisierte die Eroberungsseuche sehr schlagend mit dem Satz: ‚Erst sendet Ihr einen Missionar, um zu sehen, was wir machen; dann schickt Ihr einen Konsul, um zu sehen, was der Missionar macht; und endlich sendet Ihr eine Armee, um zu sehen, was der Konsul macht.‘ Vielleicht hatte der Mann recht.“
    „Vielleicht? Nein, jedenfalls. Diese Indianer waren Besitzer des Landes. Man hat es ihnen gestohlen und geraubt. Jetzt verteidigen sie das letzte Stück. Es handelt sich um Sein oder Nichtsein. Jeder von ihnen ist der beste Kerl, welchen ich kenne, aber selbst der schlägt zu, wenn man ihm eine Ohrfeige gibt, oder ihm die Uhr aus der Tasche zieht.“
    „Zu welchem Stamm gehören sie?“
    „Es sind Apachen.“
    „Und ihr Häuptling, den ich dort so stolz stehen sehe?“
    „Es ist ‚Bärenauge‘, ein junger Krieger, aber ebenso geachtet und berühmt wie der älteste, weiseste und erfahrenste Indianerhäuptling. Sie stehen, wie ich Ihnen bereits versicherte, unter meinem Schutz, und er wird infolgedessen Ihr Freund sein und Sie nach besten Kräften beschützen.“
    „Aber Señor, wie kommt es, daß

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