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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vergessen!“
    „Ist dies wahr?“
    „O, Ihr dürft es mir schon glauben, Señor!“ versicherte sie leise. Da zog er sie noch inniger an sich, küßte ganz leicht ihr Haar und sagte dann:
    „Gott segne Euch für diese Worte, Señorita! Ihr macht mich unendlich glücklich durch dieselben. Nun gehe ich getrost den Comanchen entgegen, denn ich kenne einen Mund, der vielleicht für mich beten wird.“
    Da hörte er, daß sie ein Schluchzen unterdrückte; dann antwortete sie:
    „Ja, ich werde für Euch beten, Señor, darauf könnt Ihr Euch verlassen!“
    „So lebt wohl, Señorita!“
    „Lebt wohl!“
    Er ging. Sie sah durch das Fenster hinab, wie er zu Pferd stieg. Wie sah er heute doch so ganz anders aus! Ihr Herz klopfte vor Stolz und Freude, und dennoch mußte sie weinen. Worüber? Daß er von ihr gegangen war?
    Ja. Aber es gab noch einen andern Grund. Es trägt ein jedes Mädchen ein Ideal in seinem Herzen. So war es auch mit Resedilla gewesen. Sie hatte an demselben treu festgehalten und alle Bewerber abgewiesen. Und nun endlich derjenige kam, in dem ihr Ideal sich verkörpert zu haben schien, da riß er sie aus ihrem Entzücken durch das offene, aber unvorsichtige Bekenntnis, daß er ein Verbrecher gewesen sei.
    Sollte sie da nicht weinen? Hatte ihr Ideal nicht den Glanz, den Nimbus, die Reinheit verloren? O, sie hatte diesen Gerard lieb, unendlich lieb, und dennoch mußte sie weinen, weinen, weinen! –
    Drei Tage später ritt ein sehr langer Reiterzug von den Bergen des Puercosflusses nach Osten, den Höhen entgegen, zwischen denen ein Arm des Saladoflusses dahinströmte. Der Trupp bestand aus den fünfhundert Apachen, an deren Spitze sich ‚Bärenauge‘, Gerard und der ‚Kleine André‘ befanden, der letztere als Führer.
    Die Leute ritten einer hinter dem andern; darum glich der Zug einer riesigen, fünfhundertgliedrigen Schlange, welche sich durch das Terrain dahinwand.
    Die Gegend war teils bewaldet, teils von offenen Präriestellen durchzogen. Gelangten die vordersten des Zuges an eine solche Stelle, so machten sie stets Halt, um sie genau zu überblicken.
    So eben auch jetzt, als ‚Bärenauge‘ sein Pferd anhielt, um den Blick über eine weite Grasebene streifen zu lassen, welche sich vor ihnen öffnete.
    „Der Häuptling der Apachen sieht keinen Feind“, sagte er.
    „Wir können getrost weiter!“ stimmte André bei.
    Da schüttelte Gerard den Kopf.
    „Wie lange reiten wir noch zum Lager?“ fragte er den Kleinen.
    „Bei Sonnenuntergang werden wir es erreichen“, lautete die Antwort.
    „Und jetzt ist es Mittag? Hm! Sagtest du nicht, daß die Comanchen Späher ausgesandt hätten?“
    „Ich habe sie selbst gesehen.“
    „So steht zu erwarten, daß dies Lager auch jetzt beobachtet wird.“
    „Jedenfalls.“
    „Vielleicht ist bereits ein Comanchentrupp eingetroffen, um es zu belagern und zu erstürmen. Was meinst du, André?“
    „Das ist sehr leicht möglich.“
    „Nun, in diesen beiden Fällen wird der Feind die Augen offenhalten und uns nahen sehen, wenn wir durch die offene Prärie reiten.“
    „So meinst du, daß wir sie längs des Waldes umreiten sollen?“
    „Ja.“
    „Das ist ein großer Umweg.“
    „Er führt uns aber sicherer zum Ziel. Übrigens können wir ja schärfer reiten.“
    „Mein weißer Bruder hat ganz recht“, sagte ‚Bärenauge‘.
    Bei diesen Worten lenkte er mit der ihm eigenen Entschlossenheit nach links ein, anstatt hinaus auf die offene Prärie zu reiten. Die anderen folgten.
    Auf dieser linken Seite zog sich der Urwald in einer beinahe geraden Linie dem Osten entgegen. Die Apachen lenkten unter die Bäume hinein und ritten nun längs des Randes so rasch wie möglich vorwärts.
    Kein Mensch sprach ein Wort; kein Pferd ließ einen Laut hören. Nur das dumpfe Stampfen der Hufe auf dem weichen Boden war zu vernehmen.
    So mochte man bis gegen vier Uhr geritten sein, als ‚Bärenauge‘ plötzlich sein Pferd anhielt und den Boden scharf betrachtete.
    „Was erblickt mein roter Bruder?“ fragte Gerard.
    „Die Spur eines Fußes“, antwortete der Apache.
    „Wo?“
    ‚Bärenauge‘ sprang vom Pferd und bückte sich nieder. Gerard tat dasselbe.
    „Sieht mein weißer Bruder die Halme des Grases, welche sich noch nicht wieder aufgerichtet haben?“ fragte der Häuptling.
    „Ich sehe sie. Hier ist ein Mensch gegangen.“
    „Vor ungefähr zwei Stunden“, fügte André hinzu, der auch abgestiegen war. „Wohin führt die Spur?“
    „Hier am Rand des

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