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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sie doch tapfer im Krieg und treu im Frieden. Dieses Bleichgesicht ist der Bote, den du erwartest?“
    „Ja.“
    „So werde ich die Botschaft erfahren, welche er bringt.“
    Gerard erklärte ihm das, was er soeben mit André besprochen hatte, und erhielt die volle Zustimmung des Apachen, welcher sofort zwei reitende Boten in die Lager seines Stammes nach Kriegern sandte, welche die Pferde und Maultiere nach den Quellen des Colorado bringen sollten.
    Dann suchte er sich aus, was an Munition bei Pirnero zu haben war. Er bezahlte alles und ließ es verteilen. Die Apachen waren kaum eine halbe Stunde im Fort gewesen, so ritten sie wieder davon.
    Gerard war mit André nach der erwähnten Hacienda geritten, und der alte Pirnero hatte nun wieder Ruhe im Haus, denn die beiden deutschen Doktoren waren in den Fremdenzimmern untergebracht, während die mexikanischen Schwestern das Zimmer bewohnten, in welchem Gerard vor kurzem so gut und lang geschlafen hatte.
    Jetzt nun saß Pirnero an seinem Fenster und Resedilla an dem ihrigen. Er trommelte emsig an die Scheiben. Tat er das aus Mißmut über das schöne Wetter? Das war abzuwarten, denn eben jetzt begann er:
    „Prachtvolles Wetter!“
    Die Tochter antwortete nicht, wie gewöhnlich, und darum wandte er sich nach ihrer Seite hin und sagte in strengem Ton:
    „Nun?“
    „Was, Vater?“
    „Schönes Wetter!“
    „Sehr schön“, stimmte sie bei.
    „Aber doch ärgerlich!“ meinte er.
    „Warum?“
    „Weil er sich sonst eher das Habit gekauft hätte.“
    Die Tochter wußte ganz genau, wen er meinte, fragte aber dennoch:
    „Wer?“
    „Nun, das kannst du dir wohl nicht denken? Der ‚Schwarze Gerard‘ natürlich!“
    „Du meinst, er hätte den Anzug eher gekauft?“
    „Ja; er sagte es ja selbst! Dann hätte ich auch eher erfahren, wer er war.“
    „Aber, Vater, ich denke, du bist Diplomat!“ lächelte sie.
    „Das will ich meinen. Aber weißt du, mit wem Diplomaten sich beschäftigen?“
    „Nun, mit wem denn?“
    „Mit Präsidenten, Ministern und Generälen, aber nicht mit liederlichen Jägern. Darum habe ich ihn gar nicht beobachtet.“
    „Aber dich doch stets mit ihm gezankt!“
    „Alle Wetter, ärgere mich nicht, Mädchen! Du weißt, woher ich bin!“
    „Aus Pirna!“
    „Nun also! Wir aus Pirna ärgern uns nicht gern. Ich möchte wissen, wie es gekommen ist, daß ich ihn sogar für einen französischen Spion gehalten habe! So etwas kann doch eigentlich nicht einmal dem besten Diplomaten passieren. Seine schlechte Jacke hat mich ganz und gar irre gemacht.“
    „Mich nicht!“
    „Ja, du warst dieses Mal klüger als ich, brauchst dir aber darauf nicht etwa viel einzubilden, denn diese Klugheit hast du nur durch die Abstammung vom Vater auf die Tochter hinüber. Was sagte er denn, als du mit ihm da draußen im Hausflur standest?“
    „Nichts.“
    „Er hatte doch deine Hände gefaßt!“
    „Ja. Aber muß er denn dazu etwas gesagt haben?“
    „Das versteht sich! Wenn ich jemand bei den Händen, bei den Ohren, oder überhaupt bei der Parabel nehme, muß ich doch etwas zu ihm sagen, sonst weiß er ja gar nicht, weshalb ich ihn anfasse. Hat er dir etwa einen Antrag gemacht?“
    „Nein.“
    „Auch nicht von Liebe gesprochen?“
    „Nein.“
    „Auch nicht so leise vom Schwiegersohn gemunkelt?“
    „Aber Vater!“
    „Oder gesagt, daß du hübsch bist?“
    „Auch nicht.“
    „Hm! Er ist ein berühmter Jäger, aber ein dummer Kerl! Weißt du nicht, ob die beiden Mexikanerinnen droben Frauen oder Mädchen sind?“
    „Jedenfalls Mädchen.“
    „Warum denkst du dies?“
    „Das sieht man doch sofort.“
    „Ja, du hast heute deinen gescheiten Tag. Aber könntest du nicht wenigstens den ‚Kleinen André‘ leiden?“
    „Vater, ich bitte dich!“
    „Unsinn! Er hat Nuggets!“
    „Ich bin größer als er!“
    „Er hat Depositen in New York!“
    „Er ist sechsunddreißig Jahre alt!“
    „Aber er kann Bier brauen!“
    „So laß dir welches brauen; ich aber brauche keins von ihm!“
    Sie stand auf und verließ das Zimmer. Er sah ihr mürrisch nach und murmelte:
    „Da hat man es! Jetzt habe ich es wieder mit ihr verdorben! Denkt sie denn etwa, der heilige Christ kommt, um sie zu heiraten? Zuletzt muß sie froh sein, wenn ein alter Vaquero kommt und nimmt sie weg!“
    Er hatte trotz des schönen Wetters wieder schlechte Laune bekommen. Er trommelte so laut an die Fensterscheibe, daß er es gar nicht hörte, daß die Tür sich öffnete und wieder schloß. Doktor

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